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Weißes Haus – Innenansicht der Machtzentrale der USA

Weißes Haus – Innenansicht der Machtzentrale der USA

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Foto: AP
Der Dichter Mark Twain hat das Weiße Haus einst „große, weiße Scheune“ genannt: 132 Zimmer, 5109 Quadratmeter Fläche – seit dem Jahr 1800 ist der Bau im Herzen Washingtons Sitz des US-Präsidenten und damit die Machtzentrale der USA. Eine Innenansicht.

Washington. 

Alle vier Jahre, meist Anfang Januar, wird die Umzugsbranche hellhörig, ob sich unter einer bestimmten Adresse im Herzen der amerikanischen Hauptstadt ein Auftrag anbahnt: 1600, Pennsylvania Avenue, NW Washington DC 20500. Unter dieser Anschrift firmiert das Weiße Haus, seit über zwei Jahrhunderten der Sitz des Präsidenten der USA.

Damals, im Jahr 1800, zog John Adams als erster Präsident in das Gebäude ein, das der Dichter Mark Twain einmal etwas abfällig eine „große, weiße Scheune“ nannte. Adams folgten sämtliche weiteren Staats- und Regierungschefs.

Amts- und Wohnsitz des Präsidenten

Das Weiße Haus vereint Wohn- und Amtssitz des Präsidenten der Vereinigten Staaten, beherbergt die „White House Press“-Meute in Rufnähe und ist mit einem Charakter zwischen guter Stube und Volksmuseum eine Touristenattraktion, die jedes Jahr kostenlos Tausende Neugierige aufnimmt. Vorausgesetzt, sie haben die akribischen Sicherheitsprüfungen des Secret Service erfolgreich überstanden.

Wer als Besucher einen der fünf für die Öffentlichkeit bestimmten Räume (von insgesamt 132 plus Badezimmer, Swimmingpool, Kino, Tennisplatz, Bowlingbahn, Fitnessraum und – neuerdings – Hausbrauerei) betreten darf und über die mit allerlei Kitsch und Memorabilien vollgestopften Gänge wandelt, dem kann es passieren, dass er die derzeitige Hausherrin, Michelle Obama, von einem Saal zum anderen huschen sieht.

Wo Bush den Krieg erklärte

Transparenz, natürlich in Grenzen, gehört zur Geschichte des Hauses, dessen Sandsteinwände aus Obernkirchen in Niedersachsen stammen. Erst unter Präsident Franklin D. Roosevelt entstand nachträglich der legendäre „West Wing“, ein Anbau mit kleinen, oft fensterlosen Büros und dem Oval Office, dem Büro des Präsidenten, in dem der „Resolute Desk“ steht – ein Tisch aus dem Holz des britischen Polarforscherschiffes „HMS Resolute“; ein Geschenk der britischen Königin Victoria.

Mit „West Wing“ verbinden manche Zeitgenossen mehr oder minder gelungene Hollywood-Filme. Und andere die Realität. Im „Cabinet Room“ erklärte Georg W. Bush am 12. September 2001 indirekt den Krieg gegen El Kaida. Hier empfing Bill Clinton über Monate eine Praktikantin namens Monica Lewinsky zu unpräsidialen Praktiken. Von Ronald Reagan ist der Spruch vom „Acht-Sterne-Luxushotel“ überliefert.

100 Meter bis zum Schreibtisch

Und in der Tat: Vom Schlafzimmer im zweiten Stock hat es der Commander-in-Chief nicht weiter als 100 Meter, um an seinen Schreibtisch zu gelangen. Wer hier wohnt, zahlt für seine Speisen (Arbeitsessen und Staatsbesuche ausgenommen) selbst. Nur die Hemden des Chef, die bügelt das Personal kostenlos.

Über die zwei Stockwerke unter der Erde, sechs sind es darüber, verlautet am wenigsten. Hier befindet sich ein bombensicherer Bunker-Trakt mit Tunneln zu geheim gehaltenen Notausgängen. Für den Fall, dass mal jemand unerkannt verschwinden muss wie Vizepräsident Richard Cheney am Tag der Terroranschläge vom 11. September 2001. Normalerweise geht der Hauptmieter aber durch den Vorderausgang. Entweder nach vier, spätestens aber nach acht Jahren.