Veröffentlicht inPolitik

Wehrpflicht für Frauen? So will Deutschland seine Verteidigung retten

Wehrpflicht: Deutschland diskutiert heftig: Sollen Frauen bald auch zur Bundeswehr? Eine Soldatin macht den Anfang und fordert Gleichberechtigung im Dienst

Die Deutsche Verteidigung ist in der Krise – immer weniger junge Menschen gehen zu Bundeswehr. Sollte die Wehrpflicht also wiedereingeführt werden und auch für Frauen gelten?
© IMAGO/Bihlmayerfotografie

Zurück zur Wehrpflicht? – Das sagt Soldatin Lisa Retz

Trump, Putin und der Nahostkonflikt. Die außenpolitische Situation hat sich in den letzten Jahren für Deutschland stark geändert. Standen wir bislang unter dem NATO-Schutzschirm der USA, ist spätestens seit Donald Trumps zweiter Amtszeit für viele klar, dass die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands nicht mehr gegeben ist. Das ist Grund für fast alle Parteien im Bundestag, mit Ausnahme der Linken, eine Wiedereinführung der Wehrpflicht zu fordern.

Schon gewusst? ++Wegen Putin: Sportunterricht soll deutsche Kinder kriegsfit machen++

Diese wurde 2011 pausiert, für Männer. Frauen sind bislang nicht zum Wehrdienst verpflichtet, ein Umstand, der immer mehr infrage gestellt wird. Bislang machen Frauen nur etwa 13 Prozent der Soldatinnen aus. Zu wenig, finden viele. So fordert beispielsweise die Junge Union, dass Frauen und Männer verpflichtend ein Jahr dienen sollten.

Frauen an die Waffen? Junge Union fordert Wehrpflicht für alle

Die Soldatin Lisa Retz (32) versteht diesen Ansatz. Sie erklärt unserer Redaktion: „Ich finde, dass die Wehrpflicht eine Möglichkeit sein kann, die Bundeswehr noch stärker in der Gesellschaft zu verankern. Sie würde dazu beitragen, den Personalmangel zu lindern und die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands zu stärken. Denn besonders in der aktuellen sicherheitspolitischen Lage finde ich es wichtig, dass wir als Land gut aufgestellt sind.“

Die Gegenposition findest Du im: ++Interview mit dem radikalen Pazifisten Ole Nymoen: „Eine Stunde später tot“++

Das sollte nicht nur für Männer gelten, findet die Soldatin. Außerdem: „Eine Wehrpflicht für Frauen wäre der erste logische Schritt in Richtung Gleichberechtigung, denn wenn wir schon von Gleichstellung reden, sollte das auch in der Verteidigung gelten.“ Dass Frauen sich aktuell gegen den Wehrdienst entscheiden, kann Retz trotzdem nachvollziehen.

An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden.

„Care-Arbeit ist ein großes Thema“, erklärt die zweifache Mutter. „Natürlich denken sich junge Frauen dann auch: ‚Wir sind ja ohnehin schon vorbelastet und haben genug zu tun.‘ Wenn man uns jetzt auch noch die Wehrpflicht aufbrummt, wo soll das am Ende mal hinführen? Wann finden wir dann mal Ruhe und wann können wir auch mal Sachen an Männer abgeben?“

Trotzdem wünscht sich Retz mehr Frauen im Soldaten-Beruf. Denn „seit Jahren leistet die Bundeswehr schon viel, Frauen und insbesondere jungen Frauen für den Soldaten-Beruf zu begeistern.“

Auch Soldatinnen sind meist im „Frauensektor“ tätig

Retz selbst, die Zahnmedizinische Prophylaxeassistentin ist, gehört in der Bundeswehr dem Sanitätsdienst an. Dort dienen die meisten Frauen, nämlich 8.375 von insgesamt 24.380 (Stand 2023). Bedeutet das also, dass auch hier Frauen in den „typischen“ Berufen aktiv sind? Die Soldatin erklärt: „Ich denke, es liegt daran, dass diese Berufsgruppe traditionell weiblich angesehen wird.“


Mehr spannende Artikel:


„Ich denke, dass Frauen sich dort wohler fühlen und weniger Barrieren vorfinden. Ich weiß aber auch, dass Frauen genauso gut in allen anderen Bereichen der Bundeswehr ihren Platz finden können.“