Warum macht er das? NRZ-Reporter Jan Jessen im Irak
Seit Anfang der Woche ist NRZ-Politikchef Jan Jessen im umkämpften Norden des Irak, wo die Entscheidungsschlacht um die Stadt Mossul begonnen hat.
Essen.
NRZ-Chefredakteur Manfred Lachniet stellte ihm einige persönliche Fragen.
Mit wem und wie bist du in die Nähe der Front gereist?
Jan Jessen:
Ich bin hier im Irak mit einem Dolmetscher und einem Fahrer unterwegs. Der Fahrer ist selbst ein Peschmerga, ein kurdischer Soldat. Über meine Kontakte vor Ort bin ich sehr schnell an die Erlaubnis gekommen, in die Nähe der Front zu fahren. Die Frontlinien sind nicht weit von der Kurdenhauptstadt Erbil entfernt, es sind vielleicht 50 Kilometer.
Der Krieg ist extrem furchbar. Warum bist du in den Nordirak gereist?
Jessen: Mir geht es darum, über die Menschen zu berichten, die von dem Leid direkt betroffen sind. Sie dürfen nicht vergessen werden. Krieg bedeutet ja nicht nur Kampf, sondern Vertreibung, Flucht, die jähe Veränderung von Lebenswirklichkeiten.
Ich finde wichtig, sich das immer und immer wieder vor Augen zu führen, auch, um nicht zu vergessen, wie privilegiert wir in Europa sind und welch kostbares Gut der Frieden ist.
Hast du nicht auch Angst?
Jessen: Nein, Angst habe ich nicht. Manchmal ein mulmiges Gefühl, natürlich. Der Anblick von Waffen oder Toten ist immer noch gewöhnungsbedürftig. Aber ich vertraue meinen Kontaktleuten hier. Sie sagen mir, wo ich hingehen kann, ohne über Gebühr gefährdet zu sein – und wo ich mich besser nicht aufhalten sollte.
Wie schützt du dich?
Jessen: Ich richte mich nach den Leuten hier vor Ort. Außerdem trage ich zum persönlichen Schutz Helm und Schutz-Weste.
Wo wohnst du, hörst du Einschläge?
Jessen: Ich wohne in einem Hotel in Erbil. Dort bekommt man so gut wie nichts vom Kampfgeschehen mit, sieht man von den Geräuschen von Kampfjets oder Helikoptern ab, und davon, dass im Fernsehen rund um die Uhr vom Krieg berichtet wird.
Was sagt deine Familie?
Jessen: Meine Familie ist natürlich nicht wirklich begeistert, dass ich in ein Kriegsgebiet reise. Aber da ich jetzt schon einige solcher Reisen hinter mir habe, vertrauen meine Frau und meine Söhne darauf, dass ich mich nicht unnötig in Gefahr bringe.