Rund zwei Stunden haben Donald Trump und Wladimir Putin am Montag miteinander telefoniert. Der US-Präsident ist danach überzeugt davon, dass der Kreml-Herrscher den Frieden in der Ukraine will. Doch konkrete Absprachen gibt es weiterhin nicht. Spielt Putin auf Zeit, in der Hoffnung auf baldige Durchbrüche an der Front, die seine Lage verbessern?
Die EU und Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj betonen zwar, wie wichtig die Friedensbemühungen von Trump sind. Doch reagieren sie deutlich zurückhaltender. Anders als auf die Ukraine übt Trump weiter keinen Druck aus auf Putin.
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Trump angetan von Putin: „Er will das Blutbad beenden“
Ergebnis des Telefongesprächs: Es soll nun ein Memorandum zwischen Russland und der Ukraine vereinbart werden. Dieses Papier soll auch einen Waffenstillstand beinhalten. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte der russischen Nachrichtenagentur Tass allerdings, dass es keinen Zeitrahmen für die Ausarbeitung des Memorandums gebe. „Es gibt keine Fristen und es kann auch keine geben“, so Peskow. Der Teufel stecke im Detail der Kompromissfindungen.
Bizarr ist, dass Trump nach dem Telefonat mit Putin verkündete: „Die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine werden unverzüglich aufgenommen.“ Dabei gab es am vergangenen Freitag (16. Mai) in Istanbul erstmals seit gut drei Jahren direkte Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland. Selenskyj war sogar bereit, sich persönlich mit dem russischen Präsidenten zu treffen, doch Putin schickte nur politische Leichtgewichte in die Türkei.
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Trump jedenfalls ist zufrieden nach dem Austausch mit Putin. Die Unterhaltung sei „sehr gut“ verlaufen. „Der Ton und der Geist des Gesprächs waren ausgezeichnet.“ Mit Blick auf den seit gut drei Jahren andauernden Krieg sagte Trump über Putin: „Es ist ein Blutbad. Und ich glaube, dass er es beenden will.“
Will der Kreml-Boss nur Zeit schinden?
Man habe eine „gute Chance, das zu schaffen“, denn Putin „will das“. Auf die Nachfrage einer Journalistin, ob Putin mit Verhandlungen nicht nur Zeit schinden wolle, um den Krieg weiterzuführen, antwortete Trump: „Ich glaube, er hat genug davon.“
Wolodymyr Selenskyj stellte derweil klar, was sein Land nicht mitmachen würde, um einen Waffenstillstand zu erreichen: „Wenn Russland zur Bedingung mache, dass unsere Truppen von unserem Land abziehen, heißt das, dass sie keine Waffenruhe und kein Ende des Krieges möchten.“ Der Kreml besteht bei Friedensgesprächen auf einem kompletten Abzug ukrainischer Truppen aus den vier nur zum Teil von Russland kontrollierten Gebieten Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson.