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So kam der Davidstern auf die israelische Staatsflagge

So kam der Davidstern auf die israelische Staatsflagge

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Die israelische Fahne weht am Rheinufer in Linz. *** the Israeli Flag blowing at Rhine river in Linz Foto: imago/Winfried Rothermel
In vielen Städten, auch in Berlin, brannten in diesen Tagen israelische Flaggen. Woher stammt das Symbol mit dem Davidstern im Zentrum?

Berlin. 

„Wir haben keine Fahne. Wir brauchen eine“, schrieb Theodor Herzl, einer der Begründer des modernen Zionismus, schon im Jahr 1896. Diese Sätze, gemünzt auf die Bewegung des Zionismus, galten noch genau so gut 50 Jahre später, als ihm Mai 1948 der Staat Israel gegründet wurde. Ein Staat ohne Staatsflagge – konnte das sein?

Bei den Anti-Israel-Demonstrationen am Wochenende gegen die Verlegung der US-Botschaft in Israel nach Jerusalem brannten in den vergangenen Tagen in vielen Städten israelische Flaggen. Auch in Berlin, nicht weit entfernt vom Holocaust-Mahnmal. Die blau-weiße Fahne gilt besonders in der arabischen Welt als Symbol des verhassten Staates Israel. Doch woher stammt das Motiv des Banners?

Staatsgründung Israels ohne Fahne

An Vorschlägen für eine Gestaltung der Fahne hatte es trotz Herzls Mahnung nicht gemangelt. Herzl selbst etwa befürwortete „eine weiße Fahne mit sieben goldenen Sternen“. Eine Idee, die nie umgesetzt wurde. Stattdessen wurden Prototypen der heutigen Fahne bei verschiedenen politischen Treffen in Palästina, Europa und in den USA gezeigt, wie der britische Autor Tim Marshall in seinem gerade erschienen lesenswerten Buch „In Namen der Flagge“ (dtv, 285 Seiten, 24 Euro) schreibt.

„Binnen weniger Jahre waren Versionen davon zum anerkannten Symbol des Zionismus geworden“, so Marshall. Trotzdem: Bei der Gründung Israels gab es keinen offiziellen Beschluss darüber, wie die Staatsflagge aussehen sollte. Der Davidstern, der Löwe Judas oder die Menora, der siebenarmige Leuchter – sie alle hatten Befürworter.

Religiöse Symbole sind nicht selten

Also befragte die Regierung die Bevölkerung und erst fünf Monate nach Staatsgründung, im Oktober 1948, einigte man sich auf einen Vorschlag, der der zionistischen Flagge des 19. Jahrhunderts ähnlich war.

Die Farben Blau und Weiß stehen dabei für den jüdischen Gebetsschal, den Tallit. Der Davidstern im Zentrum ist ein anerkanntes Symbol des Judentums. Die Menora dagegen wurde zum offiziellen Siegel des neuen Staates und der Löwe Judas zum Symbol Jerusalems.

Israel ist zwar das einzige Land, das ein Symbol des Judentums auf der Staatsflagge trägt – Fahnen mit religiösen Symbolen gibt es aber in großer Zahl. Nach der Rechnung von Buchautor Marshall sind es weltweit genau 64. Etwa die Hälfte davon trägt ein christliches Symbol auf der Fahne, 21 ein islamisches.