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Rente: Auswanderer rechnet mit deutschem System ab – „Das ist ja nichts!“

Ein Auswanderer vergleicht das deutsche Rentensystem mit der Schweiz. Warum man sich hierzulande eine Scheibe abschneiden kann, erklärt er im Interview.

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Demografischer Wandel bringt Rentensystem in Gefahr - so wird Deutschland immer älter

So bringt der demografische Wandel das Rentensystem in Gefahr.

Durch die steigenden Kosten für Lebensmittel und Energie reicht bei vielen die Rente vorne und hinten nicht mehr. Ein Blick zu einem Nachbarland ist da spannend. Denn dort hilft das Rentensystem deutlich mehr gegen Armut als in Deutschland.

Christian Pohl wanderte 2016 aus Deutschland in die Schweiz aus. Seitdem teilt er auf seinem Blog „Auswanderluchs“ seine Eindrücke über das Land. Im Interview erzählt er über die Unterschiede im Rentensystem der beiden Länder – und warum sich Deutschland von den Eidgenossen eine Scheibe abschneiden sollte.

Rente: Darum lohnt sich das Schweizer System in Deutschland

Aus Sicht von Pohl ist das Rentensystem in der Schweiz sozial gerechnet. Wie in Deutschland besteht es aus drei Säulen: der staatlichen, beruflichen bzw. betrieblichen und privaten Vorsorge. Die erste Säule bietet in der Schweiz einen großen Vorteil für Geringverdiener. Denn dort erhalten diese eine garantierte Minimalrente von 1125 Franken pro Monat (1146 Euro). „Gutverdiener bekommen eine gedeckelte Rente, auch wenn eine höhere Summe in die erste Säule einbezahlt wurde“, erklärt Christian Pohl.

Das mag für Top-Verdiener zunächst ungerecht klingen, doch dieser Ansatz findet durchaus eine große Akzeptanz im Land. Das Verhandlungsgeschick der Schweiz ist aus Sicht von Pohl auch bei der Rente von Bedeutung. „Für die Bevölkerung ist es wichtig, dass die Parteien einen Kompromiss finden. Trotz unterschiedlichen Einstellungen – weniger gegeneinander, mehr miteinander.“


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Bei der Aktienrente ist uns die Schweiz ebenfalls voraus, weiß der Auswanderer. Dafür wird ein Teil der Rentenversicherungsbeiträge in Aktienfonds investiert. In Deutschland soll sie nun ebenso mit zehn Milliarden Euro Kapital an den Start gehen, um das System zukunftsfest zu machen und die sinkende Zahl der Beitragszahler ausgleichen. Pohl erkennt jedoch ein Problem: „Ich denke, das hat man in Deutschland zu spät gestartet und die 10 Milliarden dafür sind ja nichts.“ Zum Vergleich: In der deutlich kleineren Schweiz beträgt die Bilanzsumme aller Pensionskassen rund eine Billion Franken. Das ist ziemlich genau der Gegenwert in Euro.

Rente: Das sollte Deutschland dringend ändern

Für Pohl ist klar, was sein Heimatland bei der Rente tun müsste: „Wichtig für das Rentensystem in Deutschland ist weniger Bürokratie“, so der Auswanderer. „Daran ist ja auch die Riester-Rente gescheitert. Es muss nicht immer alles kompliziert sein, um gut zu sein.“