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Rente: Im Alter auf Geld verzichten? Sozialverbände sind empört

Sozialverbände zeigen sich empört, nachdem sich ein Sprecher für die Rechte künftiger Generationen zu Gerechtigkeit mahnte.

Rente
© IMAGO/Michael Gstettenbauer

Renteneintrittsalter: Wann man in Rente gehen kann

Das Renteneintrittsalter regelt, wann man aufhören kann zu arbeiten. Welche Geburtsjahrgänge wirklich ohne Abzüge in die Rente gehen können, erklärt das Video.

Jörg Tremmel, Vorstandssprecher der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen, mahnte in einem Interview mit „Focus Online“ zu Generationengerechtigkeit zwischen jung und alt. Er forderte: „Die Jüngeren müssen etwas mehr zahlen, aber die Älteren müssen auch bereit sein, etwas weniger zu bekommen“. Tremmel musste bei seiner Ansicht zur Rente nicht lange auf Gegenwind warten.

Wie SPD-Politiker und Bundesvorsitzender der AG SPD 60 plus Lothar Binding (73) dieser Redaktion mitteilte, sei jedoch klar, dass wir „kein Problem zwischen alt und jung, sondern ein Problem zwischen arm und reich“ haben. „Von dieser Tatsache lenkt die Namensgebung der ‚Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen‘ ab“. Sie verstehe sich als „Lobby für junge Bürger und erzeugt einen Konflikt in der Altersversorgung, den es nicht gibt“, so Binding.

Rente: „Eigentlich reden wir nicht von Rente, sondern von Lohn“

Und weiter: „Eigentlich reden wir nicht von Rente, sondern von Lohn. Sind die Löhne hoch, ist ein Renten-Niveau von 48 Prozent vielleicht auskömmlich. Bei hohen Löhnen fällt es den versicherungspflichtig Beschäftigten außerdem leichter, höhere Beiträge als 18,6 Prozent in den Rententopf zu geben“.

Man rede viel über Demographie, doch weniger über Produktivität. „Wenn die aktiv im Berufsleben Stehenden eine hohe Produktivität und gutes Einkommen haben, etwa durch Bildung und Forschung, Automatisierung, Digitalisierung, bessere Ernährung oder ein leistungsstarkes Gesundheitssystem, ein effektiveres Verkehrssystem – aber auch weil die zuvor aktiv arbeitende Generation eine gute Infrastruktur hinterlassen hat – können Wohlstand und Lebensstandard insgesamt für Jung und Alt steigen, obwohl die Alterspyramide fast auf dem Kopf steht“.

Dennoch mahnt er: „Ändern wir weder sein System, noch seine wichtigsten Kennzahlen, kann das Rentensystem instabil werden“. Für Peter-Michael Zernechel vom Sozialverband Deutschland (SoVD) müsse in diesem Zusammenhang das Nebeneinanderstehen von gesetzlicher Rente und Beamtenversorgung „kritisch beleuchtet“ werden. Da Letztere „im direkten Vergleich deutlich höhere Altersbezüge ermöglicht“.



Sowohl Binding als auch der SoVD begrüßen jedoch „den Vorschlag von Herrn Tremmel, eine Erwerbstätigenversicherung einzuführen, in die ausnahmslos alle Erwerbstätigen einbezogen werden“. Damit könne „der Eintritt der Babyboomer in die Rente finanziell abgefedert werden“, wie Zernechel ausführt.