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Pressburg oder Bratislava?

Pressburg oder Bratislava?

Der Polit-Krimi um die Euro-Rettung in der Slowakei hat auch die Frage nach der richtigen Bezeichnung der Hauptstadt wieder hochkommen lassen.

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Der Polit-Krimi in der Slowakei hat auch die Frage nach der richtigen Bezeichnung der Hauptstadt wieder hochkommen lassen.

Für solche Fragen gibt es in Deutschland den Ständigen Ausschuss für geographische Namen (StAGN). Er empfiehlt ganz grundsätzlich die Benutzung von „Endonymen“ – also von Bezeichnungen in der Landessprache. In diesem Fall: Bratislava. Es hieße dann aber auch Milano oder Roma. Daher gestehen die Vereinheitlicher vom StAGN zu, dass deutsche Namen („Exonyme“) aus kulturellen Gründen ihre Berechtigung haben können. Und aus praktischen: Breslau fällt deutschen Zungen halt leichter als Wrocław.

Viele Deutsche sind wegen der Geschichte, besonders wegen der NS-Zeit, unsicher. Bedeutet ein deutscher Name nicht auch deutschen Besitzanspruch? Es gibt ja Extrembeispiele wie „Gotenhafen“ für das polnische Gdynia, ein Name, den erst die Nazis erfanden und vor dem man sich hüten sollte. Aber kein Pole ist böse, wenn man in einem deutschen Satz „Gdingen“ sagt.

Die Nationalbewegung brachte „Bratislava“ auf

Was nun der korrekte Name der slowakischen Hauptstadt sei, ist eine Frage für Akademiker. Sowohl für das deutsche Pressburg als auch für das slowakische Bratislava haben Historiker, Archäologen und Sprachforscher Belege – vor allem, seit die slowakische Nationalbewegung im 19. Jahrhundert „Bratislava“ propagierte. (Es gab aber Slowaken, die weiter Prešporok sagten.)

Die Stadt gehörte bis 1918 zur KuK-Monarchie, Reichsteil Ungarn. Auf Ungarisch heißt sie bis heute Pozsony. Verwirrend? Das Auswärtige Amt ist Mitglied des StAGN, der landessprachliche Namen empfiehlt. Doch seine Vertretung in der Slowakei nennt das Außenamt „Botschaft Pressburg“.