Veröffentlicht inPolitik

Pofalla verabschiedet sich mit Paukenschlag aus der Politik

Pofalla verabschiedet sich mit Paukenschlag aus der Politik

Pofalla.jpg
Obama Visits Berlin: Dinner At Charlottenburg Palace Getty Images Foto: Getty
Er war einer der wichtigsten Vertrauten für Kanzlerin Angela Merkel. Nun zieht sich Ronald Pofalla überraschend aus dem Politikbetrieb zurück, er geht wohl in die Wirtschaft. Seine Entscheidung ist eine Quittung für Merkel – und ein Signal an seine junge Freundin.

Berlin. 

Die Kanzlerin hätte ihn gern im Amt behalten, aber Ronald Pofalla wollte nicht mehr: Der 54-jährige Kanzleramtsminister verlässt mit einem Paukenschlag die große Politik, will erstmal als einfacher CDU-Bundestagsabgeordneter weitermachen – und später, wie es heißt, in die Wirtschaft wechseln.

Er zählte seit Jahren zu den engsten Vertrauten der Kanzlerin. Doch hatte ihn Angela Merkel, nachdem er ihr vier Jahre als CDU-Generalsekretär diente, schon 2009 nicht wie erhofft ins Arbeitsministerium befördert, sondern ihm einen der undankbarsten Regierungsjobs gegeben: Als Kanzleramtsminister sollte er die Arbeit der Bundesregierung koordinieren, was bei den schwarz-gelben Streitereien kein Zuckerschlecken war.

Pofalla war oft der Prügelknabe

Pofalla musste Merkel den Rücken freihalten, Konflikte entschärfen. Diplomatisches Geschick ist da gefragt, doch der Rheinländer liebt mehr die deutliche Aussprache: Sein Wutausbruch gegenüber dem CDU-Bundestagsabgeordneten Wolfgang Bosbach („Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen“) ist legendär geworden. So war Pofalla ziemlich oft der Prügelknabe, nicht erst, als er in diesem Sommer zu früh Entwarnung in der NSA-Affäre gegeben hat. Glänzen durften immer andere.

Dass er nicht wieder Kanzleramtsminister werden wollte, hatte Pofalla früh genug signalisiert. Über die Alternative hat er schon länger nachgedacht: Raus aus der Knochenmühle der Spitzenpolitik, nach zwei gescheiterten Ehen mehr Zeit für seine 20 Jahre jüngere Lebensgefährtin.

Sein Direktmandat im Wahlkreis Kleve behält er. Mittelfristig zieht es ihn dem Vernehmen nach in die Wirtschaft. Dass er Vorstand bei der RAG-Stiftung wird, wie kolportiert wurde, ist bereits dementiert worden; es ist auch unwahrscheinlich.

Pofalla wird sich erstmal Zeit lassen: Der Fall seines Parteifreunds Eckart von Klaeden, der direkt aus dem Kanzleramt als Cheflobbyist zum Daimler-Konzern wechselte und sich so viel Ärger einhandelte, ist ihm ein abschreckendes Beispiel.