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Merkel weist Vorwurf der Zweiklassen-Impfung zurück

Merkel weist Vorwurf der Zweiklassen-Impfung zurück

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Foto: ddp

Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel beteuert, dass die Schweinegrippe-Impfstoffe schon vor Monaten bestellt worden seien. Deshalb könne von einer Vorzugsbehandlung der Politiker keine Rede sein. Die Kanzlerin lässt sich laut einem Medienbericht von ihrem Hausarzt impfen.

In der Debatte um unterschiedliche Impfstoffe für die Kanzerlin, ihre Minister, die Bundeswehr und der übrigen Bevölkerung sieht die Bundesregierung keine Vorzugsbehandlung. «Ich weise den Vorwurf der Zweiklassen-Impfung zurück», sagte eine Sprecherin von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) der «Berliner Zeitung» (Montagausgabe). Das für die Bestellung der Impfstoffe zuständige Beschaffungsamt im Innenministerium habe mit dem Hersteller Baxter schon vor vielen Monaten einen Vertrag abgeschlossen, den man einhalten müsse, sagt die Sprecherin. Zum damaligen Zeitpunkt sei von möglichen Unterschieden der beiden Stoffe noch keine Rede gewesen.

Warum sich die Beschaffungsbeamten am Ende für Celvapan entschieden haben, ist laut Zeitung noch offen. Vieles spreche aber dafür, dass der Impfstoff von Baxter billiger gewesen sei.

Laut einem Bericht der «Bild» setzt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) trotz des für die Bundesregierung bestellten Impfstoffes auf ihren Hausarzt, von dem sie – wie jeder Bürger – den Massen-Impfstoff Pandemrix bekommen soll. Genauso hält es laut «Bild» Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD): «Ich lasse mich mit dem Impfstoff impfen, mit dem auch die Bevölkerung geimpft wird. Der ist genauso wie die anderen zugelassen, sicher und wirksam.»

Ulrike Mascher (VdK): „wenig Fingerspitzengefühl“

Es hatte zuvor weitere heftige Kritik an den geplanten Politiker-Impfungen gegen die Schweinegrippe mit einem besonderen Wirkstoff als für die restliche Bevölkerung gegeben. Die Präsidentin des Sozialverbandes VdK, Ulrike Mascher, sagte der «Bild»-Zeitung (Montagausgabe): «Zweierlei Impfstoffe für Regierung und Bevölkerung ist das falsche Signal. Da verstärkt sich bei vielen Menschen der Eindruck, sie seien Patienten zweiter Klasse. Das zeugt von wenig Fingerspitzengefühl.»

Ähnlich äußerte sich die Grünen-Gesundheitsexpertin Biggi Bender: «Großes Risiko fürs Volk, kleines Risiko für die Regierung. Diese Art von Zweiklassenmedizin darf es in einer Demokratie nicht geben.»

Auch führende Mediziner äußerten heftige Kritik an der geplanten Impfpraxis. Der Chef des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit an er Universität Bonn, Martin Exner, sagte: «Dass Politiker und Spitzenbeamte in Ministerien mit einem anderen Impfstoff geimpft werden als die Bevölkerung, ist ein verheerendes Zeichen. Gerade Politiker müssen diejenigen sein, die das, was sie empfehlen auch für sich selbst in Anspruch nehmen.»

Der Virologe Alexander S. Kekulé von der Uniklinik Halle sagte: «Dass die Mitglieder der Bundesregierung und der Behörden offenbar einen anderen Impfstoff bekommen sollen, ist ein Skandal.» (ddp)