Es lag eigentlich nahe: Nach dem Film „Nur eine Frau“ über den sogenannten Ehrenmord an Hatun Sürücü hätte es bei „Maischberger. Die Woche“ um eben diesen Themenkomplex gehen können: Zwangsheirat, Gewalt gegen Frauen, Überwindung vormoderner Strukturen.
Doch beim anschließenden Talk von Sandra Maischberger diskutierten die Gäste über den Brexit und das Corona-Virus.
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Maischberger: „Es hat irgendwie ein Geschmäckle“
Eine bewusste Entscheidung, wie Moderatorin Sandra Maischberger gegenüber der „Bild“ erklärt: „Wir haben überlegt, ob wir das Thema ‚Ehrenmord‘ noch einmal aufgreifen sollen. Solche Themenabende haben wir ja schon häufiger gemacht, unter anderem zum Thema Kindesmissbrauch.“
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Sandra Maischberger
- 1966 in München geboren
- Erste Nachrichtenerfahrungen bei Tele 5
- 2000: Interviewformat „Maischberger“ bei NTV
- 2003 „Menschen bei Maischberger“ als Nachfolgeformat für „Boulevard Bio“
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Allerdings sah Maischberger in diesem Fall ein Problem: „Ich habe diesen Film produziert. Und es hat irgendwie ein Geschmäckle, wenn die Produzentin einlädt, um über ihren Film zu diskutieren.“
Ehrenmord an Hatun Sürücü
Vielleicht war es auch inhaltlich die richtige Entscheidung. So konnte der starke Film von Regisseurin Sherry Hormann für sich stehen und nachwirken.
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„Nur eine Frau“ erzählt die Geschichte von Hatun Sürücü, die am 7. Februar 2005 von ihrem eigenen Bruder durch drei Schüsse ins Gesicht getötet wurde. Die junge Frau wurde nur 23 Jahre alt, hinterließ einen sechs Jahre alten Sohn.
Maischberger: Film über starke Heldin
Das Besondere am Film: Per Stimme aus dem Off erzählt Hatun Sürücü (gespielt von Almila Bagriacik) selbst – und wird so vom reinen Opfer zur starken Heldin ihrer Geschichte: Wie sie sich nach der Zwangsheirat mit einem schlagenden Ehemann ganz allmählich von ihrer Familie emanzipiert, ihr Kopftuch ablegt, einen Beruf erlernt – und damit nach Ansicht von Teilen ihrer Familie den Tod verdient hat.
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Der Fall Hatun Sürücü sorgte seinerzeit bundesweit für Entsetzen, der Begriff „Ehrenmord“ etablierte sich. Beobachter gehen davon aus, dass mehrere Familienmitglieder in den Mord involviert waren. Angeklagt wurden drei Brüder Hatuns, aus Mangel an Beweisen wurden zwei von ihnen frei. Nur der jüngste Brüder Ayhan Sürücü erhielt eine Jugendstrafe von neun Jahren. Inzwischen wurde er in die Türkei abgeschoben.