Veröffentlicht inPolitik

Unpassend albern: Kaya Yanar wirft Israel Lügen und Verbrechen vor

Der Komiker Kaya Yanar geriert sich in einem merkwürdigen Video über den Nahostkonflikt als Kämpfer für die Wahrheit. Zur Irritation einiger.

Kaya Yanar
© imago images/STAR-MEDIA

Deutsch-Israeli: “Unsäglich, dass Juden Angst haben, in die Schule zu gehen”

Jouanna Hassoun und Shai Hoffmann leisten Präventionsarbeit an Deutschen Schulen und unterstützen Lehrer im Umgang mit ihren Schülern mit dem Krieg zwischen Israel und der Hamas. Im Interview sprechen sie über ihre Sorgen.

Kaya Yanar (50) teilt gegen Israel aus. Der Komiker wählt dafür den humorigen Weg, indem er seinen „Was-guckst-du?“- Charakter, den Fahrschullehrer Kelal Yildirim in einem Video den Nahost-Konflikt kommentieren lässt („Gaza?! Bist du bekloppt?! Das ist zu kompliziert. Ein falsches Wort und meine Fahrschule ist kaputt.“). Nicht nur das wirkt unangemessen. Doch der Reihe nach.

„Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit“, zitiert Yanar einleitend den einstigen US-republikanischen Politiker Hiram Johnson. Also nimmt sich der Wahrheitsverfechter Yanar in einem gut 20-minütigen Video vor, all die Lügen aufzudecken. Der selbsternannte Aufklärer tut dies auf seinem YouTube-Kanal „Kaya reagiert!“, in dem er sonst auf die größten sogenannten „Fails, Funny Moments, Bugs und Jumpscares“ seiner Community in Computerspielen reagiert.

Ein verfälschtes Video und ein stotternder Präsident

Als erstes deckt Yanar eine Lüge des britischen Politikers und Rechtspopulisten Paul Golding auf. Golding habe behauptet, dass eine Rakete auf Tel Aviv abgefeuert worden sei, belegt durch ein Video. Jedoch habe ein Faktencheck aus den Niederlanden, „wo Rudi Carrell herkommt“, ergeben, dass das Video drei Jahre alt und aus Syrien sei.

Auch US-Präsident Joe Biden solle gelogen haben. Zunächst habe Biden in einer Pressekonferenz erklärt, dass er Bilder gesehen habe, auf denen 40 Babys durch Hamas-Terroristen geköpft worden seien. Kurze Zeit später revidierte der US-Amerikaner seine Beobachtung.

Kaya Yanar: „Es ist schwierig mit diesem Mann, denn er ist alt“

„Es ist schwierig mit diesem Mann, denn er ist alt“, kommentiert Yanar die Ausführungen Bidens und spielt einen kurzen Clip ab, in dem man den US-Politiker stürzen sieht.

In einem weiteren Video, das Yanar abspielen lässt, sieht man den 81-jährigen Präsidenten sich verhaspeln („Amerika ist ein Land, das in einem Wort zusammengefasst werden kann: *Verhaspeln*“). Was Yanars Kommentierung, wenn auch humorig gemeint, untermauern soll, ist wohl auf einen Sprachfehler des US-Präsidenten zurückzuführen. Biden ist seit seiner Kindheit Stotterer.

An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von YouTube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden.

Yanar kritisiert die Bundesregierung für ihre bedingungslos Israel-freundliche Haltung. Auch wenn sogar die UN die Kriegsführung Israels kritisiere. So forderten „fast alle Staaten der Vereinten Nationen, fast alle Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen“ einen „sofortigen Waffenstillstand“.

Jüdische Allgemeine: „Wenn Sie nun für Gerechtigkeit einstehen, warum haben Sie nach dem 7. Oktober geschwiegen?“

Bei aller berechtigten Kritik Yanars bleibt der Zuschauer verdutzt zurück. Nicht nur wegen der gewählten Form. Mit einer Frage wendet sich die Jüdische Allgemeine (JA) in einem Kommentar an den Comedian: „Sie haben sich die Mühe gemacht, sämtliche Statements der israelischen Armee und Ausschnitte verschiedenster TV-Beiträge zu analysieren und zu kommentieren. Alles legitim. Aber warum in der Rolle einer Kultfigur?“

Doch nicht nur die Form irritiert, sondern auch der Inhalt. Yanar gibt vor, für die Wahrheit einzutreten, „aber wenn Sie nun für Gerechtigkeit einstehen, warum haben Sie – wie die meisten Kunstschaffenden – unmittelbar nach dem 7. Oktober geschwiegen?“, fragt die JA-Kommentatorin Nicole Dreyfus.

An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Twitter / X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden.

Tatsächlich stellt sich die Frage, warum Yanar in seinem Video so einseitig gegen Israel austeilt und nicht auch in gleicher Weise gegen die andere Seite. Wie passt diese Einseitigkeit mit seinem Wahrheitsanspruch zusammen?



Auf X (früher Twitter) jedenfalls nennt der Journalist Tobias Huch Yanars Video „ekelhaft“. So schreibt Huch: Kaya Yanar verbreitet mit seinem ekelhaften Video (dieser Clip ist nur ein winziger Ausschnitt) übelsten israelbezogenen Antisemitismus.