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Israel: Unfassbare Szenen im OP-Saal in Gaza – medizinische Lage „katastrophal“

Die medizinische Lage im Gazastreifen spitzt sich weiter zu, zum Leidtragen vieler Patienten. „Ärzte ohne Grenzen“ warnt vor „katastrophalen“ Zuständen.

Die medizinische Lage im Gazastreifen spitzt sich weiter zu, zum Leidtragen vieler Patienten. "Ärzte ohne Grenzen" warnt vor "katastrophalen" Zuständen.
© Hassan Eslaiah/AP/dpa

Einschlag in Klinik in Gaza: "Weiß nicht, wie wir da rausgekommen sind"

Nach dem Raketeneinschlag auf einem Krankenhausgelände in Gaza-Stadt werden zahlreiche Menschen in ein anderes Krankenhaus gebracht. Eine Überlebende beschreibt das Erlebte: "Ich weiß nicht, wie wir es geschafft haben, da rauszukommen".

„Krankenhäuser und medizinisches Personal unterliegen dem Schutz des humanitären Völkerrechts“, betonte UN-Generalsekretär António Guterres mit Blick auf den Beschuss eines Krankenhauses in Gaza.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) forderte Aufklärung zu der Detonation, bei der nach palästinensischen Angaben Hunderte Menschen getötet wurden. Währenddessen verschärft sich die unerträgliche Situation und das Leid der Menschen im Gazastreifen zunehmend.

Medizinische Lage vor Ort ist „katastrophal“

Die Lage vor Ort war bereits vor dem Angriff der Terrororganisation Hamas laut „Ärzte ohne Grenzen“ „extrem schwierig“ – doch mit dem Angriff, der Detonation bei der Klinik und der Blockade des Gazastreifens durch Israel sei die Lage „katastrophal“. „Ein ehemaliger Kollege berichtet, dass er gerade operierte, als es eine starke Explosion gab und die Decke heruntergestürzt ist“, berichtet der Geschäftsführer der Organisation, Christian Katzer, im Gespräch mit „ZDFheute“.

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Katzer warnt weiter vor fehlendem Treibstoff für Generatoren und Autos, Trinkwasser werde knapp. Und: „Auch die Medikamente und medizinischen Güter, die in den Krankenhäusern benutzt werden, gehen mehr und mehr zur Neige.“ So gebe es keine richtigen Schmerzmittel mehr für Patienten, zum Teil müsse ohne „größere Anästhesie“ operiert werden. „Es ist unvorstellbar, unter welchen Bedingungen da Gesundheitsversorgung geleistet wird, es ist inakzeptabel“, betont der Geschäftsführer.

Hilfe zu leisten fällt immer schwerer

Aktuell habe die Organisation 300 Mitarbeitende vor Ort, die Kommunikation nach Deutschland laufe jedoch oft schleppend. Katzer betont: „Wir haben letztendlich aufgehört, unsere Arbeit zu koordinieren, wir haben allen Mitarbeitern gesagt: ‚Macht das, was ihr für richtig empfindet. Kümmert Euch um Eure Familien, wenn es notwendig ist. Wenn Ihr weiterarbeiten könnt, dann gerne, um weiterhin aktiv zu bleiben.'“

Internationales Personal sei aus Sicherheitsgründen in Richtung der ägyptischen Grenze evakuiert worden, so Katzer. Manche Mitarbeitende von „Ärzte ohne Grenzen“ seien in den Süden geflohen, andere versorgen weiter Menschen vor Ort. Doch vor allem für Patienten gestaltet sich die Flucht aus dem Norden als schwierig. So gebe es im südlichen Teil weniger medizinischen Kapazitäten, außerdem sei der Transport nicht sicher, da es keine Sicherheitsgarantie für Krankenwagen gebe.


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Dennoch gibt es laut Katzer natürlich weiterhin Krankenhäuser, die versuchen, medizinische Hilfe zu leisten. Doch das werde von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde schwieriger. Katzer fordert deshalb, dass humanitäre Hilfe in den Gazastreifen gelangen kann und dass das internationale Völkerrecht eingehalten wird. Denn: „Die Lage ist schlimm.“