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Islamisches Recht ist nicht in Stein gemeißelt

Islamisches Recht ist nicht in Stein gemeißelt

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Meist wird das islamische Recht mit den körperlichen Strafen in Verbindung gebracht. Experten betonen indes, dass islamisches Recht vielschichtig und reformfähig sei. Richter können die Gesetze „auslegen“ und haben Ermessensspielraum. Die Scharia verbiete keine liberalen Ansichten.

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Die Scharia enthält die Gesetze, die in einer islamischen Gesellschaft zu beachten sind. Sie basiert auf dem Koran und auf den Überlieferungen von Reden und Handeln Mohammeds seit dem 7. Jahrhundert.

Nach dem Verständnis vieler Muslime sind Staat und Religion nicht getrennt sondern eins. Das islamische Gesetz, die Scharia, „gilt dementsprechend als Grundlage der islamischen Ordnung“, führt die Islamwissenschaftlerin Gudrun Krämer von der FU Berlin aus. Aber nur ein Bruchteil der 6200 Verse des Korans befassten sich mit rechtlichen Fragen. Krämer: „Der Koran kann daher weder als Gesetzbuch noch als Verfassung der muslimischen Gemeinschaft oder eines islamischen Staates dienen.“

Auch in Deutschland islamisches Recht

Die Scharia ist keine fixierte Gesetzessammlung, wie etwa das deutsche Bürgerliche Gesetzbuch, sondern eine Methode der Rechtsfindung. Daher ist die Rechtssprechung durch die Richter von großer Bedeutung, fand Imen Gallala-Arndt vom Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht bei ihren Forschungen heraus. Auch islamische Richter hätten einen „Ermessensspielraum“ in der Auslegung der Gesetze. „Der Islam verbietet keine liberalen Ansichten“, so Gallala-Arndt. Der Mythos der Unwandelbarkeit des islamischen Rechts halte einer wissenschaftlichen Prüfung nicht stand.

Auch in Deutschland finde das Recht islamischer Länder Anwendung – ebenso wie italienisches, türkisches oder spanisches Recht. Sie nennt ein Beispiel: Heiraten zwei Italiener in München, unterliegt die Ehe italienischem Recht. Geben sich zwei Iraner in Berlin das Ja-Wort, greift iranisches Recht.