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Friedrich Merz: CDU-Politiker zweifelt an Kanzlertauglichkeit – „Spricht nicht für Führungsstärke“

Die Kritik an dem CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz für seine Äußerungen im ZDF-Sommerinterview reißen nicht ab. Auch CDU-Politiker teilen heftig aus.

Friedrich Merz
© IMAGO/dts Nachrichtenagentur

Merz wechselt CDU-Generalsekretär aus - Linnemann für Czaja

In der CDU galt Generalsekretär Mario Czaja manchen als Fehlbesetzung - zu wenig präsent in der Öffentlichkeit und in den Gliederungen der Partei. Nun hat Parteichef Merz Konsequenzen gezogen.

„Mittlerweile muss man vor jedem Sommerinterview zittern, weil man nicht weiß, was am Ende dabei herauskommt. Ich möchte mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass ein von der CDU gestellter Bundeskanzler solche Sorgen hervorruft.“ Deutliche Worte vom ehemaligen CDU-Ministerpräsidenten des Saarlandes Tobias Hans in Richtung Friedrich Merz, nach dessen Äußerungen im ZDF-Sommerinterview.

Im Magazin „Stern“ führte Hans aus: „Und wenn jemand das erklärte Ziel hatte, die AfD zu halbieren – und die sich dann aber locker verdoppelt – dann ist das zumindest kein Ausweis für Erfolg. Und auch der Wechsel eines Generalsekretärs, nach nur eineinhalb Jahren, spricht nicht für Führungsstärke“, sagte Hans mit Blick auf den Wechsel von Mario Czaja zu Carsten Linnemann auf dem Posten des CDU-Generalsekretärs.

Friedrich Merz: Parallelen zur Weimarer Republik

Der CDU-Politiker Hans nannte die AfD einen „politischen Feind“ und zog Parallelen zur Weimarer Republik. „Nun wird es schwer, dass ein Kreisvorsitzender oder Bezirksvorsitzender der Ortsebene aufgibt, keinen Ortsvorsteher mit der AfD zu wählen. Genau so hat schleichend das Versagen eines kompletten Staates in der Weimarer Republik begonnen und zu schrecklichen Dingen geführt, die im deutschen Namen über die Welt gebracht worden sind. Ich kann nur daran erinnern, dass auch die NSDAP in demokratischen Wahlen gewählt wurde. Die AfD steht bundesweit nun bei 22 Prozent. Es ist nicht fünf vor zwölf, sondern fünf nach zwölf. Das muss auch Friedrich Merz endlich sehen“, mahnte Hans.

Ob Merz Kanzlerkandidat werde, halte er für „völlig offen“. „Gerade in schwierigen Zeiten ist es wichtig, dass der Spitzenkandidat einer Partei Regierungserfahrung mitbringt – und Fingerspitzengefühl bei schwierigen Fragen“, so Hans.

Nachdem Merz von einer CDU als „Alternative für Deutschland – mit Substanz“ sprach und die Grünen als Hauptgegner bezeichnete, warnte Hans vor einer möglichen Kursverschiebung weg von der Mitte. „Mir drängt sich vielmehr der Verdacht auf, dass es sich dabei um eine Strategie handelt, um den Versuch, einen neuen Sound in der CDU zu etablieren. Das ist der Abschied vom Kurs der Mitte, mit dem die CDU fast 20 jahrelang erfolgreich regiert hat.“



Merz hatte sich im ZDF-Sommerinterview für einen pragmatischen Umgang mit der AfD auf kommunaler Ebene ausgesprochen. Das deuteten viele als Aufweichung der klaren Abgrenzung der CDU zu der rechtspopulistischen Partei, was zu lauter Kritik – auch in den Reihen der CDU führte.