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Diese vier deutschen Millionäre wollen mehr Steuern zahlen

Diese vier Millionäre wollen mehr Steuern zahlen

Marius Müller Westernhagen (Foto Rottmann)
Marius Müller Westernhagen (Foto Rottmann) Foto: Foto: Ralf Rottmann
Sollen Reiche zur Bewältigung der Schuldenkrise in Deutschland höhere Abgaben leisten? Die vier deutschen Millionäre Marius Müller-Westernhagen, Jürgen Hunke, Martin Kind und Michael Otto sagen: Ja.

Essen. 

Wir leben wahrlich in ungewöhnlichen Zeiten: Reiche rufen die Politik öffentlich auf, sie höher zu besteuern. Das hat der amerikanische Multimilliardär Warren Buffet jüngst getan, und gerade haben 16 der reichsten Manager und Aktionäre in Frankreich öffentlich bekundet, aus Dankbarkeit mehr Geld an ihren Staat zahlen zu wollen. Auch in Deutschland melden sich inzwischen immer mehr Prominente zu Wort. Neben anderen fordern diese vier Reichen von der Bundesregierung eine Reichensteuer:

Marius Müller-Westernhagen

Mit Pfefferminz ist er schon lange kein Prinz mehr. Und die Tage, da der Düsseldorfer Marius Müller-Westernhagen das Ruhrgebiet mit dem wunderbaren Prolo-Charme eines „Theo gegen den Rest der Welt“ adelte, sind beinahe vergessen. Man erwartet ja keine Fett­flecken auf seinem T-Shirt, aber wer den Rocker Westernhagen seit ein paar Jahren in feinstem Tuch in Talkshows parlieren hört, spürt, wie sehr er sich, mittlerweile 62, im Establishment eingerichtet hat: Seht her – der Millionär.

Den gefühlten Wettkampf mit Grönemeyer hat er zwar klar verloren. Doch auch wenn die Massen bei ihm nicht mehr so strömen wie früher, verdient der Mann nach wie vor gutes Geld.

„Ein paar Prozentpunkte mehr Steuern machen Wohlhabende nicht arm“, sagt Westernhagen. Und: „Es werden sogar alle reicher, wenn die Einnahmen konsequent zur Schuldentilgung genutzt werden und Zukunft statt Zinsen schaffen.“ Klingt logisch. Ob er für den Steuersenker Gerhard Schröder heute nochmal Werbung machen würde?

Jürgen Hunke

Der Mann ist ein wahrer Tausendsassa: Er war Unternehmer, HSV-Präsident und kandidierte als Spitzenkandidat der Statt-Partei für die Hamburger Bürgerschaft. Heute arbeitet er als Verleger, Theaterbesitzer, Kunstsammler, Herausgeber eines Online-Magazins. Außerdem sitzt der 68-Jährige in diversen Aufsichtsräten. „Erfolg besteht aus Begeisterung für eine Sache, fleißiger Arbeit und viel Ausdauer“, sagt er.

Obwohl nicht alles, was er anfasste, gelang: In den 90er Jahren sah er sich mit dem Vorwurf konfrontiert, mit Drückerkolonnen zu arbeiten. Belächelt wurde auch sein gescheiterter Versuch, den heruntergewirtschafteten HSV durch den Verkauf von 36 000 Aktien zu sanieren. Ins Abseits manövrierte er sich mit den Eskapaden nicht. Hunke hat gut verdient, zählt zu den Reichen der Republik. Jetzt hat der Ex-Unternehmensberater die Bundesregierung ins Visier genommen, möchte zum Schuldenabbau beitragen und rät, die Erbschaftssteuer kräftig zu erhöhen: „Ich rede dabei nicht von dem ersparten Haus, sondern von Menschen mit Hunderten Millionen Euro“, sagte er Welt-Online.

Martin Kind

Martin Kind, Freund klarer Ansagen: „Ich würde eine höhere Steuerbelastung akzeptieren – verbunden mit der Verpflichtung des Staates, die Mehreinnahmen ausdrücklich zur Schuldentilgung zu verwenden.“ „Macher“, schwärmen Fans. „Selbstdarsteller“, meckern Gegner. Markant ist der 67-Jährige schon äußerlich: kantiges Kinn, kerniges Gesicht. Es mag nicht so recht passen, dass er dazu gerne lächelt.

Der Mann führt ein Doppelleben. Er ist Chef von Deutschlands größtem Hörgeräte-Unternehmen und Präsident von Hannover 96. Auf zwei Bühnen jongliert er mit den Millionen. Den Fußballclub hat er mit seinem konsequenten Führungsstil und mit eigenem Geld in fast 14-jähriger Herrschaft nach Europa gebracht. Der Jahresumsatz seiner Hörgeräte-Firma beträgt 150 Millionen. „Ich bin kein Robin Hood“, hat er mal gesagt. Wer ihn kennt, lobt dagegen seine anständige Art, die bis hin zur Warmherzigkeit gehe. Das haben im November 2009 auch Kinds Gegner neidlos anerkannt. Damals hatte er die Trauerfeier für Robert Enke arrangiert. Professionell, passend, sanft.

Michael Otto

Ihn nur Manager zu nennen wäre eine Untertreibung. Michael Otto ist einer der erfolgreichsten deutschen Familienunternehmer der vergangenen Jahrzehnte. In den knapp 26 Jahren, die er dem Hamburger Otto-Konzern vorstand, stieg der Umsatz des Unternehmens von 3,7 Milliarden DM auf 15,3 Milliarden Euro. Und der 68-jährige Otto ist auch derjenige, von dem man einen Satz wie „Ich hätte kein Problem, wenn der Spitzensteuersatz angehoben würde“ am ehesten erwarten konnte.

Denn Umwelt und Gesellschaft liegen ihm schon seit Jahren am Herzen. Er warf Pelze aus dem Programm des Otto-Kataloges und optimierte die Logistik des Unternehmens auf möglichst geringen CO2-Verbrauch. Er prüfte die Arbeitsbedingungen bei seinen Lieferanten und leistete Entwicklungshilfe in Afrika. Bekannt wurde er auch durch sein Engagement für kranke Kinder, Umweltschutz, Kunst und Architektur. Bundesverdienstkreuze hat er bekommen und den Preis für Unternehmensethik. Ottos Vermögen wird auf mehr als fünf Milliarden Euro geschätzt. (fp, aw, kisi, a.b.)