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Bürgergeld: Sachbearbeiterin packt aus – üble Zustände im Jobcenter Dortmund?

Eine Sachbearbeiterin erhebt schwere Vorwürfe gegenüber dem Jobcenter Dortmund. Durch diese leiden auch Bürgergeld-Bezieher.

© IMAGO / Olaf Döring

Das ist das neue Bürgergeld

Nach der Einigung im Vermittlungsausschuss haben Bundestag und Bundesrat die Einführung des Bürgergelds beschlossen. Damit kann die neue Grundsicherung für Langzeitarbeitslose wie geplant zum 1. Januar in Kraft treten.

Mit dem eingeführten Bürgergeld sollte sich ab 2023 alles zum Positiven wandeln: Mehr Unterstützung und Weiterbildungen, statt sinnlose Maßnahmen. Aber der Wandel blieb eher aus.

Nicht nur Bezieher der Sozialleistung hatten dabei Hoffnung auf Änderungen, sondern auch die Sachbearbeiter in den Jobcentern. So erhebt eine Sachbearbeiterin im Jobcenter Dortmund in einem Brandbrief schwere Anschuldigungen. Unter diesen soll nicht nur die Belegschaft leiden, sondern auch Bezieher des Bürgergelds.

Bürgergeld: Missstände im Jobcenter Dortmund?

In einem Brief an die Geschäftsleitung des Jobcenters in Dortmund erhebt eine Sachbearbeiterin schwere Vorwürfe. Konkret kritisiert die anonyme Person zunächst die Personalsituation. In vielen Teams wie der Arbeitsvermittlung oder Sachbearbeitung seien viel zu wenig Stellen besetzt. Das führe jetzt dazu, dass weniger Sachbearbeiter die Bürgergeld-Bezieher betreuen können. Dadurch könne eine gute Betreuung und Beratung nicht aufrechterhalten werden. Beide Seiten leiden dann unter Stress und Unzufriedenheit.

Zu den Bürgergeld-Maßnahmen sollten eigentlich mehr Weiterbildungen vermittelt werden. Doch bei der Verteilung der Maßnahmen soll einiges schief laufen. So wurde im Jobcenter wohl offen angesprochen, dass es bei diesen weniger um die Sinnhaftigkeit gehe. Viel mehr gehe es darum, die Menschen so schnell wie möglich zu vermitteln. Das führe zu sinnlosen Methoden. Dadurch würden die sinnlosen Maßnahmen das Vertrauen zwischen Bürgergeld-Beziehern und Sachbearbeitern schädigen. Das gehe so weit, dass Leistungsberechtigte die vermittelten Maßnahmen einfach ablehnen.

Jobcenter Dortmund stellt sich Vorwürfen

Was sagt nun das Jobcenter Dortmund zu den Vorwürfen? „Die Anschuldigungen haben wir, seit der Brief im März bei uns einging, sehr ernst genommen. Wir bedauern die Belastung der Kollegin / des Kollegen“, schreibt ein Sprecher auf unsere Anfrage.

Auch sei das Personal in den letzten Jahren nicht knapper geworden. „Die Zahl der Mitarbeitenden ist insgesamt sogar leicht gestiegen. Ein Personalmangel ist so nicht zu erkennen.“ Zu den Vorwürfen der sinnlosen Bürgergeld-Maßnahmen schreibt das Jobcenter: „Maßnahmen, die bestehenden Konzepten widersprechen, existieren in unserem Haus nicht.“ Stattdessen gelten laut Sprecher vielfältige Angebote, um den Menschen gerecht zu werden.


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Bei der anonymen Person soll es sich laut Jobcenter lediglich um eine Einzelmeinung handeln. Im Brief wird dagegen mehrfach geschildert, wie Mitarbeiter durch die Belastungen mit der Kündigung winken.

Anmerkung der Redaktion: Wie bereits erwähnt, handelt es sich im Brief um eine anonyme Person. Aus stilistischen Gründen wurde im Artikel hauptsächlich die weibliche Anrede festgelegt.