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Lohnt sich Bürgergeld wirklich mehr als Arbeit? –„Ist schlicht falsch“

Immer wieder wird beim Bürgergeld diskutiert, ob sich Arbeit im Gegenzug nicht mehr lohnt. Neue Zahlen sorgen jetzt aber für Klarheit.

Eine Ifo-Studie zeigt, dass sich Arbeit doch statt Bürgergeld lohnt.
© IMAGO / onemorepicture

Das ist das Bürgergeld und so viel steht jedem zu

Das Bürgergeld ersetzt in Januar 2023 das bisherige "Hartz IV"-System in Deutschland. Wir verraten dir alles, was du über das Bürgergeld wissen musst.

Das Bürgergeld und seine neue Erhöhung hat in Deutschland eine hitzige Debatte losgetreten. Denn dabei wurde diskutiert, ob sich Arbeit überhaupt noch lohnt. Stattdessen können Arbeitende eher Bürgergeld beantragen.

Besonders für Geringverdiener lohne sich die staatliche Leistung angeblich mehr. Doch neue Zahlen sorgen bei dem Bürgergeld-Thema jetzt für Klarheit.

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Bürgergeld statt Arbeit „schlicht falsch“

Immer wieder wird diskutiert, ob sich Arbeit durch das Bürgergeld nicht mehr lohnt. Doch das Ifo-Institut widerspricht der weit verbreiteten Einschätzung. „Arbeit führt in Deutschland immer zu höheren Einkommen als Nichtstun“, erklärte das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut.

Nach den Berechnungen der Wissenschaftler ist die Voraussetzung aber, dass Geringverdiener auch die Möglichkeit der Aufstockung ihres Einkommens durch zusätzliche Sozialleistungen beantragen. Ohne Geld vom Staat kann demnach unter Umständen das reine Arbeitseinkommen tatsächlich niedriger sein als das Bürgergeld.

„Die von manchen Politikern aufgestellte Behauptung, wer nur Sozialleistungen beziehe, bekomme netto mehr als ein Geringverdiener, ist schlicht falsch“, sagte Andreas Peichl, Leiter des Ifo-Zentrums für Makroökonomik und Befragungen.

Beispiele machen Unterschied deutlich

Die Rechenbeispiele des Instituts: Ein Alleinstehender in einer Stadt mit mittlerem Mietniveau kann bei 1000 Euro Bruttoverdienst mithilfe zusätzlicher Sozialleistungen im Monat auf 891 Euro netto kommen. Mit einberechnet ist der Abzug von Miet- und Heizkosten. Wer nicht arbeite und nur Sozialleistungen bekomme, habe 563 Euro Bürgergeld.

„Nur wenn ein Alleinstehender mit 1000 Euro Brutto-Einkommen keinerlei Sozialleistungen beantragt, die er erhalten kann, dann landet er bei 357 Euro netto“, sagte Ökonom Manuel Pannier. Bei 2000 Euro brutto kann ein Alleinstehender laut Ifo mit Sozialleistungen auf netto 1020 Euro im Monat kommen. Ohne Sozialleistungen wären es 965 Euro. Beide Beiträge seien wesentlich höhere als das Bürgergeld von 563 Euro.


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Zum Januar 2024 wurde der Regelsatz für das Bürgergeld erhöht. Alleinstehende Erwachsene erhalten 563 Euro im Monat – 61 Euro mehr als bisher. Die jährliche Berechnung der Regelbedarfe ist gesetzlich vorgegeben.
(Mit dpa.)