In der Muttersprache telefonieren und dabei skeptische Blicke ernten. Aufgrund des Kopftuchs für weniger qualifiziert gehalten werden oder sogar rassistische Beleidigungen aushalten. Das gehört für viele Deutsche zum Alltag. Laut dem aktuellen Nationalen Diskriminierungs- und Rassismus-Monitoring (NaDiRa) erleben 61 Prozent muslimischer Frauen und 62 Prozent muslimischer Männer in Deutschland mindestens einmal im Monat Diskriminierung.
Auch interessant: ++TikTok-Trend Talahon: Rassistisches Klischee oder reale Gefahr? – „Wenn ein Deutscher es als Beleidigung sagt“++
Antimuslimischer Rassismus richtet sich nicht nur gegen Musliminnen
und Muslime, sondern an alle, die als solche gelesen werden. Auch Metin Gülmen, Host des FUNKE-Projekts „Unter Deutschen“, hat solche Erfahrungen schon gemacht.
Kopftuch, Name, Hautfarbe – reicht oft für ein Urteil
Während seiner Schulzeit in NRW in einer erzkatholischen Kleinstadt war Gülmen eines von nur zwei oder drei Kindern mit Migrationshintergrund. „Ich muss aber tatsächlich sagen, dass ich lange Zeit diese Erfahrung gemacht habe.“ Erst im jungen Erwachsenenalter habe er Rassismus zu spüren bekommen.
Das findest Du vielleicht auch spannend: ++„Demokratie ist veraltet“ – Gen Z wendet sich ab vom System++
„Ich habe 2014 meine Volontariatsausbildung angefangen, und ich habe so wenig verdient, dass ich zum Jobcenter gegangen bin, um da aufstocken zu können. Die Jobcenter-Mitarbeiterin damals hat mich angeguckt und direkt sehr langsam und laut Deutsch gesprochen. Sie hat mich direkt abgestempelt als jemand, der bedürftig ist und der wahrscheinlich nicht mal die Sprache spricht.“
Das habe sich dann nach zwei Minuten komplett verändert, erzählt Gülmen. „Als wir uns ein bisschen unterhalten haben.“ Danach sei die Mitarbeiterin kooperativ und sehr hilfsbereit gewesen.
Im NaDiRa-Monitoringbericht steht dazu: „Über 60 Prozent der muslimischen Frauen und Schwarzen Menschen erleben verstärkt subtile Formen der Diskriminierung. Diskriminierungserfahrungen erfolgen dabei nicht zufällig, sondern zumeist anhand rassistischer Zuschreibungen. Die Zahlen machen deutlich: Rassismus ist für viele Menschen in Deutschland nicht die Ausnahme, sondern die Regel.“
Zivilcourage beginnt im Kopf – und bei sich selbst
Von den Menschen, die selbst nicht von Rassismus betroffen sind, wünscht sich Gülmen Zivilcourage. „Natürlich ohne sich selbst in Gefahr zu begeben. Aber im Alltag, glaube ich, sollte man schon versuchen, diese antimuslimischen Ressentiments bei sich selbst erst mal abzubauen.“ Man solle Menschen so begegnen, wie sie sind, so der Journalist.
Mehr spannende Artikel:
„Wenn eine Frau Kopftuch oder Burka trägt, heißt das nicht, dass sie von gestern ist. Man muss einschreiten, wenn es beleidigend und menschenverachtend wird. Man sollte ein Auge und ein Ohr für die Mitmenschen um sich herum haben.“