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AfD stellt Migranten nach Silvester-Krawallen an den Pranger – doch Experte hält dagegen: „Gewalt in gesamter Gesellschaft“

An Silvester kam es zu zahlreichen Ausschreitungen und Angriffen auf Einsatzkräfte. Die AfD stellt Migranten an den Pranger – ein Gewaltforscher hält dagegen.

Krawalle in der Silvesternacht lösen eine Rassismusdebatte aus!
© IMAGO / Marius Schwarz

Attacken zu Silvester: Debatte um Böllerverbot neu entfacht

Die massiven Attacken auf Einsatzkräfte in der Silvesternacht sorgen für Bestürzung und haben in Deutschland eine Debatte über ein Böllerverbot neu angefacht. Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungskräfte waren in Berlin und anderen Städten teils direkt mit Böllern und Raketen beschossen worden.

Deutschlandweit gab es mehrere Ausschreitungen am Silvesterabend. So wurden Polizisten und Feuerwehrleute während verschiedener Einsätze mit Böllern und Raketen angegriffen. Ganze 145 Menschen wurden vorläufig festgenommen. Nach Angaben der Berliner Polizei wurden 355 Straf- und Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet.

Die Krawalle rund um die Silvesternacht haben nicht nur Ärger und Empörung hervorgerufen, sondern auch eine Rassismusdebatte auf den Plan gebracht. Die AfD will „Gewaltexzesse von Migranten als solche klar benennen“, ein Gewaltforscher warnt vor einer Vorverurteilung. Ein Überblick.

AfD: SPD-Politiker wolle vom „eigentlichen Täterklientel ablenken“

Die Angriffe in der Silvesternacht waren vor allem in einigen Vierteln in Berlin heftig. Laut der Berliner Polizei seien alle Verdächtigen nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wieder auf freien Fuß gekommen. 45 der Verdächtigen haben laut Polizei die deutsche Staatsangehörigkeit, 27 Verdächtige sind demnach afghanischer Nationalität, und 21 sind Syrer, teilte die dpa mit.

Alice Weidel, Bundessprecherin der Alternative für Deutschland (AfD), betont dazu: „Es bleibt dabei: Wer mit offenen Augen durchs Leben läuft, die zahllosen Videos von der Silvesternacht gesehen und das migrantische Milieu bei der Randale beobachten konnte, wird von allen politischen Seiten angegriffen, man sei fremdenfeindlich.“

Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius bringt dahingegen „rechtsextreme“ Täter ins Spiel, die ebenfalls Rettungskräfte und Polizisten angegriffen hätten. Laut Weidel mache der SPD-Politiker das nur, „um vom eigentlichen Täterklientel abzulenken.“

AfD: Wie lässt sich die Gewalt an Silvester erklären?

Mehrere Stimmen warnen allerdings vor einer schnellen Vorverurteilung der Silvestertäter. SPD-Politikerin Sawsan Chebli schreibt dazu beispielsweise auf Twitter: „Verdächtige der Silvesternacht: 45 Deutsche, 27 Afghanen, 21 Syrer. Gelaber von Abschiebung also Schwachsinn. Sind sie gewalttätig, weil sie Migranten sind? Nein. Ist eine hochexplosive soziale Frage. Was tun? Rechtsstaat durchsetzen und den Jungs Perspektiven fürs Leben geben.“

Gewaltforscher Andreas Zick warnt davor, Menschen mit Migrationshintergrund für die Angriffe in der Silvesternacht verantwortlich zu machen. Er betont: „Selbst wenn junge Männer aus migrantischen Milieus beteiligt sind: Es sind gewaltorientierte Gruppen, die ein Feindbild von Polizei teilen, und viele andere, die die Gelegenheit nutzen oder sich anheizen lassen.“ Es seien von Drogen aufgeputschte Menschen sowie solche, „die Spaß an Gewalt haben und andere darin bestätigen, dass Gewalt Spaß macht“.


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Es sei falsch, jetzt Vorverurteilungen von vermeintlich existierenden Gruppen wie Migranten zu diskutieren. „Dass Silvester so gewalthaltig war, reiht sich ein in einen Anstieg an Gewalt in der gesamten Gesellschaft“, sagte der Leiter des Instituts für Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“.