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Wilsberg und die scharfen Kurven

Wilsberg und die scharfen Kurven

Berlin. 

Ekki ist hin und weg. In der christlichen Jugendarbeit hatte der Finanzbeamte die kleine Sonja vor Jahren noch unter seine Fittiche genommen. Jetzt taucht sie als Model und Casting-Schönheit wieder in Münster auf. Ekkis Beschützer-Instinkt – oder ist er doch verliebt? – ist erneut erwacht. Zumal die junge Dame von der Mama, vom Manager und einem anonymen Stalker übel behandelt wird. Jeder hat seine eigenen Interessen. Nur Sonja (Jasmin Lord) darf nichts selbst entscheiden. Als dann auch noch ihr Hotelzimmer verwüstet wird, bringen Hobbyschnüffler Georg Wilsberg (Leonard Lansink) und Kumpel Ekki Talkötter (Oliver Korittke) das Model im eigenen Antiquariat in Sicherheit.

Tot imHafenbecken

Die Beschützer aber werden zwischen den Fronten aufgerieben. Model-Mama Britta fand Ekki immer schon lächerlich und ein zwielichtiger Fotograf spielt in dem „Wilsberg“-Krimi „90-60-90“, der am Samstag um 20.15 Uhr im ZDF läuft, eine undurchsichtige Rolle. Als dann auch noch der Assistent der überforderten Mama tot in Münsters Hafenbecken schwimmt, hat dann auch die Mordkommission endlich etwas Richtiges zu tun.

Wilsberg wühlt in seinem 44. Fall in der Vergangenheit von Sonjas Eltern herum und wird schnell fündig. Erneut hat der Papa eine Frau mit Kind sitzengelassen – wie bereits bei Topmodel Sonja und der ersten Gattin. Liegt hier das Motiv für Mord und Stalking? Will der finanziell klamme Ex Geld erpressen?

Der neue Fall von Privatdetektiv Wilsberg und Steuerprüfer Ekki ist kein Genuss für den Zuschauer. Die Handlung wirkt aufgesetzt, zu viele Ermittlungsschritte machen die beiden aus heiterem Himmel. Der Zufall spielt eine zu große Rolle. Karoline Eichhorn als vom Erfolg geblendete und vom Ehrgeiz zerfressene Model-Mama spielt ihre Rolle toll, und doch wirkt der Fall zu künstlich.

Ein Lichtblick ist der Gastauftritt von Max Giermann (“Switch reloaded“), der perfekt den Mode-Designer Felix verkörpert (“Ich habe für Euch die internationale Presse nach Münster gelockt. Jetzt kann ich meine Kollektion höchstens noch in Bielefeld zeigen.“). Die ehemalige Viva-Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes darf dagegen 90 Minuten lang als Zimmer-Mädchen im Hotel immer den gleichen Gag präsentieren. Komisch ist anders.

Das Ensemble, ergänzt von Alex (Ina Paule Klink), Kommissarin Anna Springer (Rita Russek) und Overbeck (Roland Jankowsky) zeigt sich wie immer schlagfertig. Die – zum Teil – witzigen Dialoge aber reichen nicht aus, um diese schwache und nur mäßig spannende „Wilsberg“-Folge zu retten.