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Wie türkisch oder deutsch erste Dates sein sollten

Wie türkisch oder deutsch erste Dates sein sollten

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Foto: imago stock&people

Essen. 

Erste Dates sind immer aufregend, und es gibt viele Fettnäpfchen und kulturelle Unterschiede. Während deutsche Männer nur selten Komplimente machen, kommen Türken manchmal etwas machohaft rüber. Doch wie macht Mann es richtig?

Türkische Männer sind beim Flirten direkt, offensiv und leidenschaftlich, deutsche Männer dagegen sind höflich, kontrolliert und vielleicht ein wenig schüchtern. Auf diese Formel lässt sich zumindest die Flirterfahrung von Hatice Akyün, die in beiden Kulturen zu Hause ist, zusammenfassen. In ihrem Buch „Einmal Hans mit scharfer Soße“ plaudert die Journalistin aus Duisburg-Marxloh aus dem Nähkästchen – über feurige Kavaliere und den einen oder anderen Fehlgriff auf ihrem Weg zum Traummann. Doch wie verhält Mann sich eigentlich richtig, wenn er beim ersten Date das Herz seiner Liebsten erobern will? Was ist besser: Macho oder verständnisvoller Brötchenholer?

Erst einmal gilt es, die Dame der Wahl überhaupt anzusprechen. Was deutschen Männern an Mut und Draufgängertum schon mal fehlt, macht so mancher Türke mit Schlagfertigkeit wett. Hatice Akyüns Bruder Mustafa zum Beispiel hat überhaupt keine Probleme, auf fremde Frauen zuzugehen. „Seine aktuelle Freundin lernte er in einem Café kennen, in dem sie allein am Tisch saß und eine Zeitschrift las. Mustafa sah sie, ging an ihren Tisch, setzte sein schönstes Lächeln auf und sagte: „Glaubs du an Liebe auf erste Blick, oder soll isch nochma reinkommen?““, schreibt die Journalistin in ihrem Buch.

Fünf Minuten später klingeln

Nicht jedem fällt so ein Spruch auf Anhieb ein und er kommt auch nicht immer gut an. Doch ganz ohne ersten Satz geht es nicht. „Deutsche Männer haben eine merkwürdige Art zu flirten. Sie sagen nichts, sie lächeln nicht und pfeiffen würden sie schon gar nicht. Sie schauen einer Frau, die ihnen gefällt, nur heimlich hinterher“, findet Hatice Akyün. Die Rhetoriktrainerin Hilde Malcomess aus Neunkirchen rät schüchternen Flirtwilligen zu simplen Begrüßungen wie „Hallo“ oder „Super Wetter heute, nicht wahr?“. Ihr Motto lautet: „Je schlichter der erste Satz, desto größer der Erfolg.“

Hat Mann erstmal ein Date vereinbart, sollte er die Frau nach Möglichkeit von zu Hause abholen, sagt Flirtchoach und Buchautorin Nina Deißler aus Hamburg. „Das wirkt charmant.“ Allerdings gilt: Der Mann sollte immer fünf Minuten später klingeln als verabredet, um die Frau nicht mitten bei der Schönheitspflege zu überraschen. „Es ist doch blöd, wenn man gerade den Lippenstift aufträgt und es klingelt.“ Trifft man sich an einem neutralen Ort, gilt es, fünf Minuten eher dort zu sein um niemanden warten zu lassen.

Ein Rock so dünn wie Reispapier

Und ein Mann sollte seine Auserwählte auch an der Wohnungstür abholen. Hatice Akyün hat bei ihren Dates schon so manchen deutschen Kavalier dick eingemummelt und in seinem Auto wartend vorgefunden. „Ich schwöre, ich habe auf dem Zehn-Zentimeter-Absatz meiner High Heels kehrtgemacht und bin zurück in meine Wohnung. (…) Von oben rief ich ihn auf dem Handy an und sagte: „(…) draußen sind es zwei Grad, ich trage einen Rock, der so dünn ist wie Reispapier, ich habe auf Strümpfe verzichtet, weil die Farbe des Lacks meiner Fußnägel mit der Farbe meines BHs übereinstimmt (…), und du sitzt im Auto und wartest auf mich?“

Türkische Männer würden sich dagegen sogar mit einer längeren Wartezeit abfinden, sich die Jacke ausziehen und die obersten Hemdknöpfe öffnen, bevor sie an der Tür ihres Dates klingeln. Was bei der Auserwählten besser ankommt – türkisches Machogehabe oder deutsche Zurückhaltung – das ist sicherlich verschieden. Schaden kann es jedenfalls nicht, die Frau an der Tür abzuholen, denn „es ist unromantisch, wenn er unten wartet“, findet Nina Deißler.

Komplimente gehören dazu

Eines ist bei jedem ersten Date allerdings ein Muss: Komplimente. Doch deutschen Männern gebricht es offenbar vielfach an der Fähigkeit, ihr Date gebührend zu umschmeicheln und sie landen schnell beim Understatement. Hatice Akyün zumindest ist fast daran verzweifelt. „Einmal trug ich ein Kleid, in dem ich aussah, als sei ich reingeschossen worden, und das Einzige, was mein Hans darauf sagte, war: „Nett siehst du aus.““, schreibt sie in ihrem Buch.

Wie gern hätte sie flammende Komplimente gehört, wie sie sie türkischen Männern zuschreibt: „ „Eine Frau wie du, in diesem Kleid, braucht nie wieder ein Portemonnaie.“ Ich muss zugeben, ich mag diese Art von Kompliment, obwohl es sehr machohaft klingt.“ Auch hier dürfte der Mittelweg bei den meisten Frauen am besten ankommen. „Ich will hören, dass er sich freut mich zu sehen und dass ich fabelhaft aussehe“, sagt Flirtcoach Nina Deißler.

Rechnung – getrennt oder zusammen?

Auch die Wahl des Treffpunktes kann über Wohl und Wehe eines ersten Dates entscheiden. Nina Deißler rät von einem Restaurant ab, weil man sich dabei wie bei einem Vorstellungsgespräch gegenübersäße. Und dann gäbe es oft auch noch Probleme mit der Rechnung – getrennt oder lieber zusammen zahlen? Deißler: „Dabei können große Missverständnisse entstehen. Wenn der Mann nicht weiß, wie er reagieren soll, guckt er oft die Frau an, und was soll sie dann schon sagen? Dann läuft es meistens auf getrennte Rechnungen hinaus“ – was bei Frauen aller Emanzipation zum Trotz oft nicht gut ankomme. Sie findet, wenn dem Mann das Date gefallen habe, solle er freundlich darauf bestehen die Rechnung zu übernehmen.

Doch egal ob mit türkischer Leidenschaft oder deutscher Zurückhaltung: Bei einem Date geht es darum, einen Menschen besser kennenzulernen und Spaß zu haben. Sollte man sich aus irgendeinem Grund unwohl oder beleidigt fühlen, weil der Partner mit zu viel oder zu wenig Zurückhaltung aufgetreten ist, sollte man sich nicht in sein Schneckenhaus zurückziehen sondern vielmehr das Gespräch suchen. Denn nichts sei schlimmer als am Ende eines Dates mit einem „War nett mit dir“ verabschiedet zu werden, sagt Deißler – denn dann weiß keiner von beiden, woran er ist.