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Wie Respekt eine Beziehung glücklich machen kann

Wie Respekt eine Beziehung glücklich machen kann

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Foto: imago stock&people

Essen. 

Ohne Respekt und Wertschätzung fällt das Zusammenleben schwer. Hartwig Hansen gibt in seinem Buch „Respekt – Der Schlüssel zur Partnerschaft“ Tipps zum bewussteren Umgang mit dem Partner. Respekt ist aber alles andere als einfach.

Dass viele Fahrradfahrer im Dunkeln ohne Licht unterwegs sind – daran haben wir uns gewöhnt. Ebenso daran, dass viele Autofahrer rechts und links fahren, ohne zu blinken. Und dass man an der Supermarktkasse ziemlich oft einen anderen Wagen in den Hacken hat und von hinten Gemurre kommt, wenn man nicht schnell genug einpackt – auch das ist mittlerweile Alltag für uns. „Wo ist der Respekt geblieben?“, fragt daher Diplom-Psychologe und Buchautor Hartwig Hansen. Ziemlich angefressen scheint er zu sein, spricht von mangelnder Aufmerksamkeit, Höflichkeit und Rücksichtnahme seiner Zeitgenossen. Das Credo des 21. Jahrhunderts scheine zu lauten: „Sieh zu, wie du allein vorankommst, der andere ist egal, wenn er dir nicht explizit nützt. Für den Rest haben wir keine Zeit mehr.“

Unter diesen Umständen, wenn Respekt und Wertschätzung fehlen, wird Zusammenleben schwierig. Besonders in einer Beziehung, die Hartwig Hansen in den Mittelpunkt seines gelungenen Ratgebers „Respekt – Der Schlüssel zur Partnerschaft“ stellt. Denn immer wieder stellt er einen partnerschaftlichen Trugschluss fest: „Viele Menschen in festen Beziehungen denken, Sie hätten unbegrenzten Kredit beim Partner, was den Respekt betrifft. Dabei ist das Gegenteil der Fall: Jede Respektlosigkeit, jeder verletzende Stich mindert das Guthaben, und man muss viel Gutes zum Ausgleich wieder ,einzahlen`, um den Verlust auszugleichen.“

Und weil ihm ein respektvoller Umgang zwischen Lebenspartnern ein Herzensanliegen zu sein scheint, hält sich Hartwig Hansen auch gar nicht lange mit umständlichen Definitionen auf. Er erzählt lieber aus dem alltäglichen Paarleben, von den größten Konfliktherden und Kommunikations-Sackgassen. Nicht jeder wird an all diesen Fronten zu kämpfen haben, ein bis zwei Baustellen wird aber wohl jedes Paar kennen.

Eines des größten Missverständnisse in der Beziehung

Woran viele scheiterten, sei eines der größten Beziehungsmissverständnisse, schreibt Hartwig Hansen. Jedes „Das ist nicht gut für mich“ werde sehr schnell als ein „Du bist nicht gut für mich“ verstanden. Der Teufelskreis aus vermeintlicher Kränkung und Verteidigungsreaktion, aus Angriff und Gegenangriff, beginnt. Besser sei es, so Hartwig Hansen, einen respektvollen Dialog zu beginnen, ein geäußertes Bedürfnis als Gesprächsangebot und nicht als Attacke auf die Beziehung zu verstehen. Beispielhaft führt der Autor ein Ehepaar an, das ein weit verbreitetes Problem hat: einen schnarchenden Ehemann. Der Wunsch nach getrennten Schlafzimmern, weil die Frau mit massiven Schlafproblemen zu kämpfen habe, sei kein Affront gegen die Beziehung, sondern lediglich ihr Bedürfnis, auch weiterhin gut zu schlafen und so gesund zu bleiben.

Unterschiede aushalten und Bedürfnisse ausleben zu können – das gehört zweifelsfrei zu einer respektvollen Beziehung. Doch ist das alles? Für Hartwig Hansen nicht. Angelehnt an die „Zehn Gebote“ aus dem Alten Testament der Bibel führt er zehn Türen an, die mit dem Schlüssel des Respekts geöffnet werden können. Eine anspruchsvoller als die andere. Und eine der anspruchsvollsten überhaupt ist die Erkenntnis: „Deine Welt ist anders als meine.“ Sich selbst nicht für wichtiger zu halten als andere, zu akzeptieren, dass der andere unterschiedliche Vorlieben, Prioritäten und Werte hat und dass er nicht im gleichen Moment Zeit und Lust auf das Gespräch hat, das ich unbedingt jetzt mit ihm führen will.

Eine zweite äußerst anspruchsvolle Erkenntnis wird besonders etlichen „Das Leben geht weiter“-Vertretern schwer fallen: „Gefühle sind Gefühle.“ Sie können nicht doof, falsch, kindisch oder ein Ausdruck von Anstellerei sein, schreibt Hansen. „Gefühle kann man nicht wegdiskutieren oder ,wegmachen`, sie sind immer wahr, denn: Man kann sich verrechnen, aber nicht verfühlen.“ Wenn man geäußerte Gefühle missachtet oder eine „Sei froh, es hätte alles noch schlimmer kommen können“-Geschichte zum Besten gibt, fühlt sich der andere schlecht. Hansen rät: „Wenn Ihnen ein Gefühl mitgeteilt wird, antworten Sie also bitte nicht unbedacht, sondern einfühlsam. Zeigen Sie Respekt vor dem Erleben des anderen, es ist ein Kompliment an Sie, dass er Ihnen davon berichtet.“

Lange Liste von Vorwürfen

Ein guter Vorsatz ist allerdings das Eine, die konkrete Umsetzung im Alltag das Andere. In einem „Grundkurs respektvolle Kommunikation“ beschreibt Hartwig Hansen sehr kleinteilig, wie man bewusster mit sich selbst und den Menschen im engen Umfeld umgeht. Selbstvergebung gehört dazu, ebenso das Neinsagen, wenn man ein Bedürfnis des Partners nicht erfüllen kann oder will. Andererseits das Versöhnungsangebot des Partners anzunehmen oder liebevoll um etwas zu bitten, sind ebenfalls Teile dieses Grundkurses. Besonders hilfreich darin sind die Formulierungshilfen, die Hansen anbietet. Ganz nach dem Motto: „Ich sehe ja ein, dass ich meinem Partner mit mehr Respekt begegnen muss. Aber was sag ich denn?“ Sprachlosigkeit zu überwinden, dabei hilft das Buch sehr.

Auf der Liste der Redewendungen, die man besser unterlassen sollte, ist so ziemlich alles dabei, womit man den Partner treffen kann: „Du bist genau wie Dein Vater“, „Nie sagst Du mir was Nettes“ oder „Damit liegst Du völlig falsch, aber Du hörst ja nicht auf mich.“ Vorwurfsvolle Sätze, mit denen man eigentlich nur Feuerchen legt in der Beziehung. Deshalb schreibt Hansen: „Unterlassen Sie grundsätzlich Sätze, die mit „Du“ anfangen.“ Einzige Ausnahme sei: „Du bist ein Schatz.“