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Wer hat John. F. Kennedy getötet? 300 Antworten zur Wahl

Wer hat John. F. Kennedy getötet? 300 Antworten zur Wahl

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Handout photo shows Dallas Police Department archive booking mugshot images of Kennedy assassination suspect Lee Harvey Oswald Foto: rtr
Wer hat die tödlichen Schüsse auf John F. Kennendy abgeben? Insgesamt gibt es 300 Verschwörungstheorien. Die Ermordung des vermeidlichen Kennedy-Mörders Lee Harvey Oswald zwei Tage später durch den Bar-Besitzer Jack Ruby bilden zusammen den perfekten ungeklärten Kriminalfall des 20. Jahrhunderts.

Washington. 

Es ist 12.30 Uhr in Dallas, als der erste Schuss fällt. Baumzweige lenken das Projektil ab. Der zweite Schuss trifft John F. Kennedy in den Nacken, tritt an der Vorderseite wieder aus und verletzt den ebenfalls im dachlosen Cadillac sitzenden Gouverneur von Texas. Weil der Präsident zur Linderung seiner chronischen Rückenschmerzen ein Korsett trägt, fällt er nicht nach vorne über. Und gibt so eine kaum zu verfehlende Zielscheibe ab.

Jackie Kennedy, die First Lady, hat keine Zeit mehr zu reagieren. Lee Harvey Oswald drückt aus dem 6. Stock des Schulbuchlagers gegenüber ein drittes Mal ab. Das 6,5-Millimeter-Projektil aus der Mannlicher-Carcano trifft Kennedy am Hinterkopf. Teile des Schädels springen auf. Der 35. Präsident Amerikas ist so gut wie tot.

Das ganze dauert sieben Sekunden. Per Zufall aufgenommen von der Super-8-Kamera des Kleiderkaufmanns Abraham Zapruder. Die Essenz der Tragödie von Dallas ist unstrittig. Die Umstände und Hintergründe sind es auch 50 Jahre danach nicht.

„Der perfekte ungeklärte Kriminalfall des vergangenen Jahrhunderts“

Aus der Wissenslücke über das Wie und Warum des Todes, aus den verbrieften Ermittlungspannen und nachträglichen Schlampereien der Polizei speist sich der Mythos Kennedy. Der Mord von Dallas, sagt Professor Larry Sabato von der Universität von Virginia, und mehr noch die Ermordung des Mörders Lee Harvey Oswald zwei Tage später durch den Bar-Besitzer Jack Ruby bilden zusammen den „perfekten ungeklärten Kriminalfall des vergangenen Jahrhunderts“.

Bis heute glauben 75 Prozent der Amerikaner nicht, was die regierungsamtliche Warren-Untersuchungskommission Ende 1964 offiziell bilanzierte. Erst kürzlich reihte sich Außenminister John Kerry zu bester Fernsehsendezeit in das Lager der Zweifler ein. Dem Befund, es habe sich um einen von privaten Problemen und einer Geisteskrankheit getriebenen Alleintäter gehandelt, stehen heute rund 300 Verschwörungstheorien gegenüber.

Mal sollen es die Kubaner gewesen sein, weil Fidel Castro sich für die Invasion in der Schweinebucht habe rächen wollen. Anderen scheint die Sowjetunion verdächtig, die seit der Kubakrise mit Kennedy eine Rechnung zu begleichen hatte. Oswald war 1959 in die UdSSR ausgewandert und erst 1962 zurückgekommen. Auch die Mafia soll Interesse am Tod des Präsidenten gehabt haben, weil er ihre Waffendeals unterbinden wollte.

Wer sonst noch? Geheime Banker-Bünde um die Notenbank „Fed“, militante Homosexuelle und natürlich der große unbekannte zweite Schütze, der vom historischen Wiesenhügel „Grassy Knoll“ abgedrückt haben soll. Nicht zu vergessen: FBI, CIA, Vizepräsident Lyndon B. Johnson, vergrätzte Liebhaberinnen und der gesamt militärisch-industrielle Komplex – an vermeintlichen Verschwörern herrscht kein Mangel. 1979 bekamen die Kritiker offiziell Recht. Ein Kongress-Ausschuss kam zu dem lauwarmen Ergebnis, Kennedy sei „vermutlich“ Opfer eines Komplotts geworden. Aus wessen Feder, davor drückten sich die Parlamentarier. Larry Sabato ist sich darum sicher: „Noch in 100 Jahren werden unsere Ur-Ur-Enkel gespannt Spezialausgaben über Kennedys Tod sehen. Auf welchem Gerät auch immer, das bis dahin den Fernseher ersetzt haben mag.“