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Wenn der Nachtkrapp die Kinder holt

Wenn der Nachtkrapp die Kinder holt

Das Ammenmärchen vom Nachtkrapp soll dafür sorgen, dass Kinder abends pünktlich ins Bett gehen. Denn wer nicht brav ist, wird nachts von dem großen, schwarzen Vogel geholt. So erzählt man es sich in Süddeutschland, der Schweiz und Österreich. Dem kleinen Moritz (Elia Sager) jagt diese Legende im Landschulheim der neuen „Tatort“-Folge vom Bodensee mächtig Angst ein.

Konstanz (dapd). Das Ammenmärchen vom Nachtkrapp soll dafür sorgen, dass Kinder abends pünktlich ins Bett gehen. Denn wer nicht brav ist, wird nachts von dem großen, schwarzen Vogel geholt. So erzählt man es sich in Süddeutschland, der Schweiz und Österreich. Dem kleinen Moritz (Elia Sager) jagt diese Legende im Landschulheim der neuen „Tatort“-Folge vom Bodensee (7. Oktober, 20.15 Uhr, das Erste) mächtig Angst ein. Vor allem, nachdem sein bester Freund am nächsten Morgen nicht mehr im Bett liegt und stattdessen tot aus dem See gefischt wird – ermordet und missbraucht.

Die Terrassentür vom Heim hatte ausgerechnet der katholische Seelsorger der Jungenfreizeit aufgemacht. Doch liegen die Dinge in dem neuen Fall für Klara Blum (Eva Mattes) tatsächlich so einfach? Zum zehnjährigen Bestehen des Bodensee-„Tatorts“ hat sich das Erste in „Nachtkrapp“ ein heikles Thema vorgenommen. „Denn wie sich Pfaffen um Kinder kümmern, das weiß man ja“, stellt einer der Verdächtigen gleich zu Anfang fest.

Die neue Folge spielt zunächst mit Klischees, doch der Kreis der potenziellen Mörder wird schnell größer. Vor allem dank der eigenwilligen Ermittlungsmethoden des neuen Schweizer Kollegen Matteo Lüthi (Roland Koch): Da der ermordete Junge aus dem Nachbarland stammte, mischt der Ermittler mit Nachrichtendienst-Vergangenheit kräftig mit. Sehr zum Missfallen von Hauptkommissar Kai Perlmann (Sebastian Bezzel), der den „James Bond für Arme“ mit Goldkettchen und Kapuzen-Pulli erst einmal überprüfen lässt.

Nach Reto Flückiger neuer Ermittler als Störfaktor

Die Etablierung eines neuen Kommissars war für den Regisseur Patrick Winczewski eine der größten Herausforderungen. Weil Reto Flückiger (Stefan Gubser) mittlerweile in einem eigenen „Tatort“ in Luzern Verbrecher jagt, musste ein neuer Störfaktor her, der nebenbei auch das Alleinstellungsmerkmal in der Reihe unterstreicht: die grenzüberschreitende Ermittlung.

„Das Thema Missbrauch an sich ist schon schwierig. Noch schwieriger war es aber, den Gleichklang zwischen den Protagonisten hin zu bekommen“, sagt Winczewski.

Der Regisseur führt den neuen Ermittler an der Seite von Klara Blum ein, die sich mit dem Kollegen heftige Reibereien liefert. Perlmann bleibt zunächst eifersüchtig im Hintergrund und erledigt die lästige Büroarbeit, während die Kollegin mit dem Schweizer zur Zeugenbefragung loszieht. „Ha, ich kenne Sie, wir haben früher mal zusammen ermittelt“, begrüßt Perlmann „Frau Blum“ eines Morgens vorwurfsvoll auf dem Revier – auch in „Nachtkrapp“ bleibt der junge Kollege beim Sie.

Als die Hauptkommissarin allerdings entführt wird, muss auch er sich mit dem Schweizer zusammenraufen und nimmt visuell endlich mehr Raum in dem Krimi ein. Einen Kindermörder zu fangen und die Kollegin befreien – das schweißt schließlich zusammen. Zumal auch immer noch die Frage offen bleibt: Hat der gefürchtete Nachtkrapp im Landschulheim Sonnenhain das richtige Kind erwischt?

dapd