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Wenn der Blitz durch die Stromleitungen ins Haus kommt

Wenn der Blitz durch die Stromleitungen ins Haus kommt

Die Versicherungsbranche klagt über teure Schäden nach Sommergewittern. Ein neues Phänomen: Auch wenn der Blitz in einem Radius von zwei Kilometern einschlägt, kann das für empfindliche elektronische Geräte wie PC, Router oder Hifi-Anlagen das Ende bedeuten. So schützen Sie sich vor Überspannungen.

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Ein letztes Blitzen, ein schwaches Donnergrollen am Horizont – das Gewitter ist abgezogen. Doch als Christian F. seinen PC hochfahren will, streikt der Bildschirm. Auch der Router seines Internetproviders gibt keine Lebenszeichen von sich, ebenso der neue HD-Fernseher. Einen Schaden von über 1000 Euro hat das Gewitter hinterlassen, dabei hat das Haus doch einen Blitzableiter. Ein Elektriker findet später die Ursache: ein Überspannungsschaden.

Neues Phänomen: Der Blitz kommt über das Leitungsnetz

Was nur wenige Verbraucher wissen: Der Blitz muss nicht unbedingt ins eigene Haus einschlagen, um elektronischen Geräten den Garaus zu machen. Es reicht, wenn er in der Umgebung einen Laternenmast trifft, eine Strom- oder Telefonleitung. Wie bei einem Flächenbrand kann sich dann die Energie des Blitzes den Weg durch das Leitungsnetz bahnen – bis ins Haus von Christian F., das zwei Kilometer vom Einschlagsort des Blitze entfernt war. Dort aber tobte sich der Blitz an den empfindlichen Elektronikgeräten aus.

Überspannungen im Stromnetz richten bei Gewittern weitaus mehr Schäden an als direkte Blitzeinschläge, stellte der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft in seiner Blitz-Bilanz 2013 fest. In 80 Prozent der 340 000 Schadensfälle in Deutschland kam der Blitz nicht von oben, sondern durch den Keller. Auch nimmt die Schadenshöhe zu: Mit 800 Euro war ein Einzelschaden so teuer wie noch nie. Der Grund: Die heutige Generation von elektronischen Geräten in den Haushalten ist hochkomplex, aber anfällig. Hifi- und TV-Geräte, Computer und Telefonanlagen sind zudem oft miteinander vernetzt, wodurch sich der Blitz noch verheerender austoben kann. Am Ende trifft er auch das Laptop, das per LAN-Kabel am Router hängt, oder das Smartphone, das in der Ladeschale steht. „Wilder Strom“ nennen Experten das.

Wichtig: Prüfen Sie den Versicherungsschutz

Das böse Erwachen kam für Christian F. Wochen danach: Die Versicherung weigerte sich, den Schaden zu bezahlen.

Auch das wissen viele Versicherungsnehmer nicht: Die Hausrat- oder Gebäudeversicherung übernimmt standardmäßig nur Schäden, die bei einem direkten Blitzeinschlag entstehen. Nicht abgedeckt sind indes Schäden durch indirekten Blitzeinschlag, also Überspannungsschäden. Verbraucherschützer raten daher, einen Blick in die Versicherungsverträge zu werfen und zu prüfen, ob Überspannungsschäden mitversichert sind.

So schützen Sie Ihren Haushalt vor Schäden

Ein umfassender Blitzschutz für das Haus besteht aus einem äußeren Schutz (Blitzableiter) und einem dreistufigen Überspannungsschutz im Hausinnern, der nur von einem Fachmann installiert werden sollte. Dazu zählen Sicherungen, die am Hausverteiler, den Unterverteilern und an den einzelnen Steckdosen installiert sind. Die Kosten einer solchen inneren Blitzschutzanlage liegen bei einem Einfamilienhaus etwa zwischen 800 und 1000 Euro. Helfen können auch Steckerleisten mit Überspannschutz. Sie müssen vor jedem empfindlichen elektronischen Gerät und in jede angeschlossene Leitung (Strom, Telefon, Fernsehen) eingesetzt werden. Die Leisten gibt es auch kombiniert, also mit einer Buchse für Telefon- und/oder Antennenkabel. Der TÜV Rheinland rät von billigen Steckerleisten ab. Er empfiehlt Leisten ab 100 Euro. Wichtig: Die Steckerleisten sollten die Prüfzeichen des Verbandes deutscher Elektriker (VDE oder VSE) oder das GS-Zeichen (Geprüfte Sicherheit) tragen.

Der Klassiker: Wer bei einem Gewitter auf Nummer sicher gehen will, sollte alle Stecker ziehen.