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Wegen Inzest: Kinder aus US-Sekte werden mit seltener Behinderung geboren

Wegen Inzest: Kinder aus US-Sekte werden mit seltener Behinderung geboren

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Aug 09, 2008 - Colorado City, Arizona, USA - Members of the Jessop family walk back down to their home after a picnic at the Jessop home in Colorado City, AZ. The Jessops are polygamist members of the FLDS. Colorado City and neighboring town of Hildale, UT, are home to the Fundamentalist Church of Jesus Christ of Latter Day Saints (FLDS) which split from the mainstream Church of Jesus Christ of Latter Day Saints (Mormons) after the Mormons banned plural marriage (polygamy) in 1890 so that Utah could gain statehood into the United States. The FLDS Prophet (leader), Warren Jeffs, has been convicted in Utah of rape as an accomplice for arranging the marriage of teenage girl to her cousin and is currently on trial for similar, those less serious, charges in Arizona. After Texas child protection authorities raided the Yearning for Zion Ranch, (the FLDS compound in Eldorado, TX) many members PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY - ZUMAk94_ Aug 09 2008 Colorado City Arizona USA Members of The jessop Family Walk Back Down to their Home After a Picnic AT The jessop Home in Colorado City AZ The Jessops are Members of The Colorado City and Neighboring Town of UT are Home to The Fundamentalist Church of Jesus Christ of Latter Day Saints Which Split from The Mainstream Church of Jesus Christ of Latter Day Saints Mormons After The Mormons Banned Perhaps MARRIAGE polygamy in 1890 as Thatcher Utah Could Gain statehood into The United States The Prophet Leader Warren Jeffs has been convicted in Utah of Rape As to accomplice for arranging The MARRIAGE of Teenage Girl to her Cousin and IS currently ON Trial for Similar Those Less Serious charges in Arizona After Texas Child Protection Authorities raided The yearning for Zion Ranch The Compound in Eldorado TX MANY Members PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY ZUMAk94_ Foto: imago/ZUMA Press
  • Die Wahrscheinlichkeit der Erkrankung beträgt 1:400.000.000
  • In der FLDS-Sekte tritt sie allerdings gehäuft auf
  • Die Ursache liegt darin, dass die meisten Mitglieder miteinander verwandt sind

Colorado City. 

In Colodaro City und der Nachbarstadt Hilldale in Utah häuft sich eine seltene Behinderung, die auf einen Mangel des Fumarase-Enzyms zurückzuführen ist. Normalerweise tritt die genetische Erkrankung nur in einem von 400 Millionen Fällen auf.

Doch Neugeborene von Mitgliedern einer polygamen Abzweigung der Mormonen, die sich „Fundamentalistische Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ (kurz: FLDS) nennt, sind laut „Mail Online“ ungleich häufiger betroffen.

Die beiden Kleinstädte sind Hochburgen der Sekte, die durch Kindesmissbrauch und Inzest in die Schlagzeilen geriet (wir berichteten). Die Ursache für die Behinderung liegt in den inzestuösen Verwandtschaftsverhältnissen: Da ein rezessives Gen für die Erkrankung verantwortlich ist, müssen es beide Elternteile in sich tragen, um es auf das Kind weiterzugeben.

Teile vom Gehirn nicht vorhanden

Kinder, die unter der Erkrankung leiden, weisen körperliche und mentale Einschränkungen auf. Sie können häufig nicht eigenständig sitzen und stehen. Zudem bewegt sich ihr durchschnittlicher Intelligenzquotient im Bereich von 25. Wichtige Hirnareale fehlen.

Dem auf seltene Kinderkrankheiten spezialisierten amerikanischen Arzt Dr. Theodore Tarby fiel die Erkrankung in der Region erstmals 1990 auf. Zu dem Zeitpunkt ging er davon aus, dass es weltweit nur 13 Fälle der Erkrankung gäbe. Doch allein in der Sekte stieß er auf acht Erkrankungen.

Alle Kinder wiesen ähnliche Symptome auf, zu denen auch ungewöhnliche Gesichtsproportionen wie eine große Stirn, weit auseinanderstehende Augen, niedrig sitzende Ohren und ein kleiner Kiefer zählen.

Sekte glaubt nicht an Inzest als Krankheitsursache

Die polygame Sekte wurde in der Region 1930 von zwei Männern gegründet, nachdem die mormonische Hauptkirche Polygamie 1904 offiziell verboten hatte. Seitdem lebt die FLDS isoliert. Neuankömmlinge sind nicht willkommen, weshalb junge Männer oft verbannt werden – dadurch stehen den verbliebenen Männern mehr Frauen für Mehrehen zur Verfügung. 75 bis 80 Prozent der Mitglieder sind laut „Mail Online“ blutsverwandt mit einem der beiden Gründer.

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Dementsprechend ist der Genpool innerhalb der Gemeinschaft sehr klein, was vermehrt zu Behinderungen von Neugeborenen führt. Tarby gab 2008 gegenüber dem „Time Magazine“ an, dass die Mitglieder Inzest als Krankheitsgrund aber nicht in Betracht zögen. Sie seien davon überzeugt, dass eine Verunreinigung der Luft oder des Wassers für die Erkrankungen ihrer Kinder verantwortlich ist. (raer)