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Warum Kölner Hai John Tripp eine Leihmutter beauftragt hat

Warum Kölner Hai John Tripp eine Leihmutter beauftragt hat

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John Tripp 21 Koelner Haie freut sich mit seinen beiden Kindern ueber den Sieg gegen die DEG Foto: Imago
Leihmutterschaft ist in Deutschland ein kontroverses Thema. Der Kölner Eishockey-Star John Tripp und seine Frau sahen dazu aber keine Alternative.

Essen. 

Es ist ein Thema, über das viele lieber schweigen, eben weil es in Deutschland verboten ist, sowohl rechtlich als auch aus ethischen Gründen. John Tripp (37), Kapitän der Eishockey-Mannschaft Kölner Haie, gehört nicht dazu. Offen und ehrlich spricht er über seine beiden Kinder, Ben und Helena. Die Zwillinge, die 2011 zur Welt kamen, wurden von einer Leihmutter ausgetragen. Gemeinsam planen er und Ehefrau Taryn Turnbull (36) nun ein drittes Kind auf gleichem Wege.

Sechs Jahre lang versuchen Tripp und seine Frau ein Kind zu zeugen, vergeblich. Der Arzt bestätigte ihren Verdacht: Ehefrau Taryn kann keine Kinder bekommen. „Wir haben daran gedacht zu adoptieren. Das wäre unsere erste Option gewesen. Aber das ging nicht“, sagt Tripp.

Bis zu Adoption können mehrere Jahre vergehen

Das Verfahren ist hart und vor allem umfangreich: Persönliche Fragen zur eigenen Kindheit, zu Partnerschaft, Einkommen oder auch zum Gesundheitszustand sind nur der Anfang. Der bürokratische Aufwand ist enorm, die Liste der Ablehnungsgründe lang. Bis zur tatsächlichen Adoption können fünf Jahre und mehr vergehen.

Bei der Adoption werden grundsätzlich Paare bevorzugt, die zwischen 35 und 40 Jahre alt sind. Das ist für viele der deutschlandweit gut sechs Millionen Menschen, die unfreiwillig kinderlos sind, nicht selten ein Problem.

Leihmutterschaft ist teuer

Für die Tripps kam deshalb eine Leihmutterschaft in Frage. Doch dafür musste das Ehepaar nach Kanada, Heimatland des Sportlers. „Es kostet richtig viel Geld“, so Tripp. Die Frau, die schließlich die beiden Kinder austrug, war eine alte Schulfreundin seiner Frau. Das dritte Kind der Tripps soll wieder in Kanada zur Welt kommen. „Im Sommer fliegen wir. Hoffentlich können wir den Embryo dann implantieren.“

Sperma und Eizelle des Ehepaars werden dann jedoch einer fremden Frau implantiert. Die leiblichen Eltern sind aber die Tripps. Oder nicht? Nach deutschem Recht ist es jedenfalls eindeutig: Mutter eines Kindes, heißt es beim Auswärtigen Amt, ist die Frau, die es geboren hat, also die Leihmutter.

Ärzte müssen Strafe befürchten

Die Leihmutterschaft verstößt in Deutschland gegen das Embryonenschutzgesetz. Strafbar würden sich aber nicht die „Wunscheltern“ machen, sondern Ärzte, die sich an einem solchen Prozess beteiligen. Eine Vermittlung durch eine Agentur steht laut Adoptionsvermittlungsgesetz ebenfalls unter Strafe. Doch diese finden Interessierte zuhauf im Internet. Auf ausländischen Agentur-Websites preisen freudestrahlende Paare mit Babys auf den Armen die vielen Angebote an. Da gibt es das Sonderangebot, „Erfolgsgarantie. Unbegrenzte Anzahl der Versuche. Geld-zurück-Garantie“. Ein Geschäft eben. Ein Grund, warum die Leihmutterschaft in Deutschland für viele ethisch nicht vertretbar ist.

Sie gilt als Kommerzialisierung des Körpers, sogar mit Menschenhandel wird die Mietmutterschaft in Verbindung gebracht, von Ausbeutung ist die Rede. Wie das aussehen kann, zeigt ein Dokumentarfilm. Frauen stellen ihren Körper für gut 6500 Euro zur Verfügung, um dem eigenen Nachwuchs eine schulische Ausbildung zu ermöglichen. Dabei kosten Leihmutterschaften in Indien erheblich weniger als in den USA, in Amerika können Leihmütter für rund 100 000 Dollar bestellt werden.

Von Anfang an die Wahrheit sagen

Die vierjährigen Zwillinge von John Tripp und Taryn Turnbull wissen, „dass sie aus einem anderen Bauch gekommen sind. Sie haben einfach gesagt: Okay. Damit war das Thema abgehakt“, erzählt der Sportler. „Uns als Eltern war es wichtig, ihnen von Anfang an die Wahrheit zu sagen.“