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Vox zeigt Verbrechen, die Geschichte schrieben

Vox zeigt Verbrechen, die Geschichte schrieben

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Mordserie in Washington im Jahr 2002 Foto: cnn/dpa
Kaltblütige Gewalttaten, unschuldige Opfer und schockierende Details. „Crimes of the Century“, die neue Crime-Doku auf Vox zeigt Kriminalfälle der letzten 50 Jahre, die bis heute unvergessen sind. Ob beim Mord an John Lennon, dem Bombenanschlag auf Oklahoma City oder dem Massenselbstmord in Waco.

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Es geht um Mord und Totschlag. Meistens sogar um mehr. Es geht um Verbrechen, die in Erinnerung geblieben sind. In der ganzen Welt, vor allem aber in den USA, wo sie sich ereignet haben. Wahrscheinlich heißt die Serie auch US-typisch „Crimes Of the Century“ – Verbrechen des Jahrhunderts. Vox zeigt die ersten Teile am Donnerstag, 3. Juli, ab 22.20 Uhr.

Ja, es ist eine Dokumentation. Aber sie ist anders als das meiste, das man aus dem deutschen Fernsehen kennt. Sie will nicht aufklären, sie kann – angesichts des Themas – auch nicht wirklich unterhaltsam sein. Sie will erinnern, sie macht betroffen. Und manchmal auch fassungslos. Weil es Fälle sind, die man bis heute nicht ganz nachvollziehen kann, auch wenn die Polizei sie fast alle aufgeklärt hat.

Ridley Scott ist es, der an sie erinnert – ursprünglich für den US-Nachrichtensender CNN. Der Ridley Scott, der Regie führte bei Filmen wie Gladiator oder Black Hawk Down. Ein großer Hollywood-Regisseur also. Oft sieht man das den acht Folgen an.

Bildsprache des Kinos ins Fernsehen

Denn nur auf den ersten Blick arbeitet Scott wie die meisten seiner Kollegen. Viel Videomaterial hat er gesichtet und zusammengeschnitten. Bilder der Polizei, Aufnahmen der Nachrichtensender. Einiges kennt man, anderes ist zum ersten Mal zu sehen. Dazwischen kommen Zeitzeugen zu Wort. Angehörige, Ermittler, Augenzeugen. Standard ist das bei vielen Dokus in Amerika.

Scott aber bringt die Bildsprache des Kinos ins Fernsehen, so wie es fiktionale Serien schon seit Langem machen. Schnell und hart sind die Schnitte, wechselnd die Farben, wackelig die Kameras. Selten wird es rührselig, regelmäßig allerdings reißerisch. Diese Reihe nimmt sich wenig Zeit, sie wirkt streckenweise fast atemlos, so hoch ist ihr Erzähltempo. Das muss man mögen. Wenn man das tut, nimmt einen Scott mit zu acht kriminellen Reisen in die Vergangenheit. Mal nur ein paar Jahre, mal ein paar Jahrzehnte zurück.

Es beginnt mit den Scharfschützen von Washington, die im Oktober 2002 binnen weniger Tage wahllos zehn Menschen töten und viele weitere verletzen. Scott zeigt, wie Zeugen sich irrten, Medien den Irrtum aufgriffen und die Ermittlungen zeitweise in eine völlig falsche Richtung lenkten. Er wertet das nicht, er erzählt es nur. Und er zeigt, wie die Attentäter schließlich doch gefasst werden. Ein 41-jähriger Golfkriegsveteran und sein 17-jähriger Ziehsohn haben durch den umgebauten Kofferraum ihres Wagen geschossen und gemordet. Warum sie es getan hatten, bleibt leider weitgehend unklar.

Drama in Waco

Im Anschluss geht es nach Waco, wo die Polizei nach Berichten über illegalen Waffenbesitz am 28. Februar 1993 den Hauptsitz der Davidianer-Sekte unter David Koresh durchsucht. Was folgt, ist ein Schusswechsel, bei dem vier Beamte und fünf Davidianer sterben. Danach verbarrikadiert Koresh sich und die anderen Sektenmitglieder 51 Tage lang. Das Gebäude wird vom FBI abgeriegelt. Als die FBI-Beamten den Sitz schließlich stürmen, bricht ein Feuer aus. Dabei kommen 76 Davidianer, darunter auch David Koresh, ums Leben

In den kommenden Wochen folgen der „Mord an John Lennon“ und „Andrea Yates“, die ihre fünf Kinder getötet hat. Abgeschlossen wird die Reihe mit dem Anschlag auf Ronald Reagan, den Taten des so genannten Una-Bombers sowie dem Bombenanschlag auf Oklahoma City und dem Prozess gegen Amanda Knox, genannt „der Engel mit den Eisaugen“, die vor Gericht stand, weil sie 2007 eine britische Austauschstudentin in Italien ermordet haben soll. Es ist der Fall dieser Serie, der bis heute die meisten Fragen aufwirft. Beantworten kann auch jemand wie Ridley Scott sie allerdings nicht.