Einen halben Meter hoch drapierte Blumen auf der Motorhaube? Oder nur zwei Schleifchen an den Außenspiegeln? Wie das Brautpaar bekommt auch das Hochzeitsauto zur Feier des Tages ein besonderes Outfit. Dekorationsmöglichkeiten gibt es viele – aber auch Vorschriften zur Sicherheit.
München.
Von zu Hause zur Kirche und von der Kirche zum Festsaal – das sind bei vielen Brautpaaren nur wenige Kilometer. Aber weil die Hochzeit der schönste Tag im Leben werden soll, muss auch auf diesen beiden Strecken alles perfekt sein. Der Brautwagen darf nicht in seinem schnöden Alltagsoutfit auf den Asphalt, sondern bekommt ein Festtagsgewand. Blumen, Schleifen, Aufkleber, sogar Tüll vom Hochzeitskleid nennen Brautleute in Internetforen als Accessoires für das Hochzeitsauto.
Der klassische Brautwagenschmuck ist ein Blumengesteck in Herzform auf der Motorhaube. Im Trend seien derzeit vor allem Girlanden, sagt Bettina Funke-Redlich vom Bund deutscher Hochzeitsplaner. Das grüne Gebinde wird von einem Außenspiegel zum anderen über die Motorhaube gespannt und liegt flach vor der Windschutzscheibe.
Günstige Alternativen
Festsaal, Designerkleid, Vier-Gänge-Menü, Livemusik – eine Hochzeit kann richtig teuer werden. Für die Dekoration des Wagens müsse das Paar zusätzlich mit Kosten ab 100 Euro rechnen. „Echte Blumen sind meistens sehr kostenintensiv“, weiß Funke-Redlich. Eine günstigere Alternative seien Plastikvarianten. Künstliche, grüne Girlanden zum Beispiel ließen sich schnell und effektiv mit einzelnen echten Blüten aufpeppen. Kunstgirlanden verleihen viele Dekorateure sogar.
Die traditionellen Krachdosen, die an einer Schnur dem Brautwagen hinterherscheppern, seien streng genommen keine Dekoration, sondern eher ein Streich von Trauzeugen oder Freunden. „Das ist nichts, was das Brautpaar selber macht“, sagt die Expertin.
Wer selbst Hand anlegen will, sollte sich beim Floristen geeignetes Material für das Befestigen besorgen, rät Funke-Redlich. Der hat spezielle Saugknöpfe, die das Gesteck fest auf der Motorhaube halten. Von Magneten lassen Laien besser die Finger – die könnten den Lack beschädigen.
Verkehrssicherheit gewährleisten
Der ADAC-Technikexperte Arnulf Thiemel warnt auch vor dem Gebrauch von ungeeigneten Gurten oder Doppelklebeband. Gurte könnten den Lack aufscheuern, Klebeband hinterlasse oft Reste. Aber nicht nur für den Lack, auch für die Sicherheit könnte das Selberschmücken gefährlich sein. „Kümmern sich darum wohlmeinende Familienangehörige ohne Fachwissen, kann es schnell sein, dass das anderthalb Meter hohe Gesteck auf der Motorhaube schon im Stand wackelt.“
Rechtlich festgelegt seien die Grenzen des Brautwagenschmucks nicht, sagt Volker Lempp, Rechtsexperte beim Auto Club Europa (ACE). „In der Straßenverkehrsordnung wird nicht geheiratet, die lässt einen damit ziemlich allein.“ Seiner Ansicht nach liegt das Recht der Brautleute irgendwo zwischen Paragraf 23 der Straßenverkehrsordnung und Artikel 2 des Grundgesetzes: „Das Schmücken der Hochzeitskarosse gehört zu den unveräußerlichen Grundrechten“, sagt Lempp. Aber: „Sicht und Gehör dürfen nicht beeinträchtigt sein, und die Verkehrssicherheit darf nicht leiden.“
HeiratenDas Gesteck auf der Motorhaube darf dem Fahrer nicht die Sicht nehmen. Fliegt es etwa wegen einer Bodenwelle ab, gefährdet es den nachfolgenden Verkehr. „Verantwortlich ist dabei in erster Linie der Fahrer“, sagt Thiemel. Das heißt: Holt der Fahrer den Wagen beim Floristen ab und hat Zweifel, prüft er besser erst mal ohne Brautpaar auf der Rückbank, ob der Blumenschmuck hält. „Dafür kann man zum Beispiel in einer leeren Seitenstraße mal Tempo 50 fahren, sofern es der Verkehr zulässt“, schlägt Thiemel vor. „Und wenn da schon alles flattert, unbedingt nacharbeiten lassen oder den Schmuck reduzieren.“
Ausreichend Zeit einplanen
Deshalb sei es ratsam, für das Abholen des geschmückten Autos einen Zeitpuffer einzuplanen, sagt Thiemel. In der Regel bringt der Fahrer den Wagen am Morgen der Hochzeit zum Gärtner. Der macht den vorbereiteten Schmuck am Wagen fest. Meist ist das Auto nach einer Stunde fertig. Der Zeitpunkt sollte aber besser deutlich vor dem ausgemachten Termin zum Abholen des Paares liegen. Muss nachgebessert werden, kann das weitere Zeit kosten.
„Ach, das wird schon gehen, dann fahre ich halt langsam“ – diese Einstellung sei keine Lösung, warnt Thiemel. „40 statt 50 Stundenkilometer, das geht noch, aber 20 statt 50, das ist Verkehrsbehinderung und provoziert gefährliche Überholmanöver.“ Komme jemand von hinten angefahren, sehe er möglicherweise eine sehr langsame Kolonne zu spät – vor allem, weil Brautautos meist nur von vorne zu erkennen sind. Schließlich seien sie hinten oft gar nicht geschmückt.
Halte ein festlich geschmücktes Brautauto den Verkehr auf, sei die Polizei in der Regel nachsichtig, sagt der Verkehrsrechtler Lempp. „Der Polizist begeht kein Dienstvergehen, wenn er da mal ein Auge zudrückt.“ Er habe laut Gesetz einen Ermessensspielraum. Ob der von der Schönheit der Braut abhängt, lässt Lempp offen.