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Seifenblasen und waghalsige Stunts beim „Olgas Rock“ in Oberhausen

Seifenblasen und waghalsige Stunts beim „Olgas Rock“

Sie hängen an Bungee-Seilen, rocken mit Bienen und flüchten vor Wespen: „Olgas Rock“ lieferte vor 24.500 Fans in Oberhausen ein starkes Festival ab.

Oberhausen. 

Olga hat schon viel gesehen. Die putzige Biene, die dem Umsonst-und-Draußen-Festival „Olgas Rock“ in der weitläufigen Osterfelder Parkanlage seit 16 Jahren ihren Namen verleiht, hatte sich ihren großen Auftritt nach zwei gelungenen Festivaltagen redlich verdient. Beim Finale der Münchner Alternative-Band „Emil Bulls“ wirbelte am Samstag ein Festivalhelfer im Bienenkostüm kurzerhand durch die Lichtkegel und schwirrte danach stark umjubelt in den Bühnengraben ab.

Mehr Einnahmen und Spenden als im verregneten Vorjahr

Das gelb-schwarze Maskottchen war am Freitag und Samstag in Oberhausen-Osterfeld bei den Musikfans sowieso gerne gesehen: Die flotte Biene sammelte Spenden. Das Bewusstsein für das knappe Festivalbudget hat sich, angesichts des finanziellen Tiefflugs der von vielen Ehrenämtlern getragenen Musiksause, bei den Grünanlagen-Rockern offensichtlich verändert. 2014 brachten ein verregneter Festivaltag und ausbleibende Getränkeeinnahmen die Freiluft-Fete in eine Schieflage. Diesmal gab es einen heißen, aber trockenen Freitag und einen regenfreien Samstag. Das wirkte sich auch auf die Kasse aus. Glück zwischen Klee.

9500 Fans am Freitag und sogar 15.000 Olga-Liebhaber am Samstag sorgten für zufriedene Gesichter bei den Machern. Biene Olga entzückte, doch die vielen Wespen nervten: Mancher Tanz bei den Fans auf den Wiesen der ehemaligen Landesgartenschau wirkte unfreiwillig. „Ja, der ein oder andere wurde diesmal häufiger gestochen“, merkte auch Ingo Stöck vom veranstaltenden Verein „Rocko“ an. Die Lufthoheit eroberten sich die Bands der Genre Rock, Pop, Punk und Metal aber schnell zurück.

Maßgeblich beteiligte sich daran die Oberhausener Popgruppe „Captain Disko“, die einen Auftritt in 60 Metern Höhe ankündigte und es nicht bei leeren Worten beließ. Drei Bandmitglieder hingen beim Song „Schwerelos“ an Seilen gesichert an einem Bungeeturm, der Schlagzeuger verharrte in der Gondel. Ein waghalsiges Experiment, das bei Gitarrist Hendrik Wilken zumindest hinterher schlotternde Knie verursachte. „Vorher waren wir ruhig, aber die Höhe ist schon unglaublich. Die Sticks des Schlagzeugers waren durch lange Schnüre am Handgelenk gesichert, unsere Mikrophone festgeklebt.“

Schlagermusik in Ironie getränkt

Für die Band, die einen Tag zuvor noch die Computermesse „Gamescom“ in Köln rockte, ist es eine Erfahrung mit Suchtfaktor. „Das war eine Schnapsidee und letztlich ein irres Ding“, sagt Wilken. Er verriet nach der rekordverdächtigen Festivalperformance: „Wir hatten den Auftritt zunächst kopfüber geprobt, aber das hält keiner aus.“ Kopf hoch, der Jubel der Olga-Rocker reichte schon aus.

Überhaupt wandelten die Festivalmacher im Olga-Park nicht gerade auf ausgetrampelten Pfaden. Die Auswahl der Musikgenre wird immer breiter. Punker rocken neben Metal-Fans. Hip-Hopper bewegen vor Pop-Puristen die Köpfe. Christian Steiffen würden Laien sogar in die Schlager-Mottenkiste stecken. Dabei tränkt der Deutschtexter seine Songzeilen in eine wunderbare Ironie, die so gar nichts mit den Michael Wendlers dieser Welt zu tun hat. Kostprobe: „Ich hab‘ die ganze Nacht von mir geträumt!“

Bei den Headlinern des Jahres blieben sicher auch durch die finanziell angespannte Situation die ganz großen Würfe diesmal aus. Die New Yorker Indie-Rocker „Augustines“ verwandelten den Olga-Park zwar in eine breite Chillout-Area, aber dem Auftritt mit vielen melodisch-sanften Nummern fehlte zum Finale des ersten Festivaltages einfach die Energie.

Feuerwerk statt Gewitter zum Abschied

„Emil Bulls“ hatte da am Samstag einfacheres Spiel: Die Alternative-Band drehte schon „Take on me“ der schwedischen Schmusegruppe „A-ha“ durch den Metal-Fleischwolf und sorgte bei „Olgas Rock“ für wehende Haarpracht und wild durch die Gegend sausende Seifenblasen.

Zum Abschluss krachte es auch noch: Keines der angesagten Gewitter, sondern ein Feuerwerk in der Nachbarschaft verabschiedete die familiäre Festivalsause angemessen lautstark.