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Berlin: Bürgergeld-Skandal —Schlimme Zustände in Trailer- Parks! Steuerzahler abgezockt?

Wohnen in einem Container, mit Müll und Ratten vor der Tür: In drei Trailerparks in Berlin leben über 300 Menschen unter schlimmen Bedingungen. Für die meisten zahlt das Jobcenter eine horrende Miete. Doch jetzt droht dem Betreiber die Räumung.

Leben im Container, zwischen Müll und Ratten: Daniela teilt die Toilette mit Männern, die nachts an ihrer Tür rütteln Foto: Antje Hildebrandt

Wenn Daniela* ins Bett geht, kann sie es hören, ein leises Scharren. Es kommt von den Ratten, die unter der Unterkunft leben, in der Daniela Unterschlupf gefunden hat . 570 Euro zahlt sie für knapp 20 Quadratmeter, das entspricht einem Quadratmeterpreis von 28,50 Euro.

Selbst für Berliner Verhältnisse ist das Wucher. Denn Daniela, 49, lebt nicht in einer Wohnung mit Toilette und Bad, sondern in einem Container — in einem Trailerpark im Südosten Berlins. Bisher kannte man diese Wohnwagensiedlungen nur aus den USA. Die letzte Station vor der Obdachlosigkeit.

Berlin: „Haustiere ausdrücklich erwünscht“

Doch drei solcher Parks gibt es inzwischen auch in Berlin. „Keine Schufa-Auskunft erforderlich“, „Haustiere ausdrücklich erwünscht“ und „alternativ-soziale Umgebung“, so bewirbt der Betreiber die Unterkünfte bei Ebay.

Der Alltag in den Parks sieht anders aus. Das bekam Daniela schnell zu spüren, als sie dort vor einem Jahr einzog. Müll, überall Müll. Weil Abfallbehälter auf dem Gelände fehlen, stapelt er sich auch auf dem Gelände und auf dem Gehweg.

„Wer nicht zahlt, fliegt“

Die Gemeinschaftstoiletten müssen die Bewohner selbst putzen. Nachts trifft Daniela dort regelmäßig auf Obdachlose, die im S-Bahnhof einen Steinwurf weiter übernachten. Die alleinerziehende Mutter zweier erwachsener Töchter ist eine der wenigen Frauen, die im Park leben. Als Frührentnerin hat sie auf dem regulären Wohnungsmarkt kaum eine Chance.

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Daniela sagt, im Park sei es die Hölle. Männer, die nachts an ihrer Tür rüttelten. Schlägereien. Drogenabhängige und Betrunkene, die randalierten. Und ein Platzwart, der die Miete bar kassiere. „Der kommt schon am Monatsende und macht richtig Druck. Wer nicht zahlt, fliegt.“

Abzocke auf Kosten der Steuerzahler

Besitzer der Grundstücke ist ein Mann, der wegen bandenmäßigen Diebstahls jahrelang im Knast saß und dem 2014 der Ausbruch aus der Justizvollzugsanstalt Moabit gelang: Ulrich Z. Eine Genehmigung, seine Grundstücke als Campingplätze zu nutzen, hat er nicht. In Berlin verstößt er damit gegen das Baurecht.

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Das hält ihn aber nicht davon ab, aus der Wohnungsnot ein Geschäft zu machen — auf Kosten der Ärmsten der Armen. Die Mehrheit der Bewohner ist arbeitslos oder frühverrentet wie Daniela. Ihre Miete überweisen die Jobcenter oder Sozialämter an die Betreiberfirmen der Parks.

Lichtenbergs Baurat: „Es ist ein Skandal“

„Ein Skandal“, sagt der für den Trailerpark Karlshorst zuständige Baurat Kevin Hönicke (SPD). Für Bürgergeld-Empfänger kostet die Miete 570 Euro statt 500 Euro. Der Staat werde regelrecht abgezockt, kritisiert der SPD-Politiker.

Die Mietverträge liegen dieser Redaktion vor. Der Anwalt des Eigentümers will sich dazu nicht äußern. Ein schriftliche Anfrage bleibt unbeantwortet.

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Der Streit um die Parks beschäftigt inzwischen auch das Verwaltungsgericht. Für eine Räumung des Parks in Lichtenberg hat es längst grünes Licht gegeben, doch Kevin Hönicke schreckt davor zurück. Betroffen sind 160 Bewohner. Auf die Straße setzen will er sie nicht, aber Unterkünfte kann er ihnen auch nicht anbieten. Er sagt, es gebe nicht genug.

Angst vor der Räumung

In Treptow-Köpenick dagegen macht das Bezirksamt jetzt Nägel mit Köpfen. Die zuständige Stadtbaurätin Claudia Leistner (Grüne) ist entschlossen, die beiden Parks in Grünau und Niederschöneweide bis zum Sommern räumen zu lassen. Für die Bewohner, 155 Erwachsene und 17 Kinder, sucht sie jetzt Ersatz.

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Bei den Betroffenen hat diese Ankündigung Unruhe ausgelöst. Denn wo sie stattdessen untergebracht werden, ist noch offen. Im schlimmsten Fall werden sie in einer Obdachlosenunterkunft einquartiert. Und darauf hat keiner Lust. Daniela sagt: „Dann bleibe ich lieber hier “ – mit Ratten als Untermietern.

*Name von der Redaktion geändert