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Uwe Kockisch ist unser Lieblingsitaliener

Uwe Kockisch ist unser Lieblingsitaliener

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Foto: ARD Degeto/BR/Nicolas Maack
Er braucht nur eine Sonnenbrille – und schwupps ist Uwe Kockisch unser Lieblingsitaliener. Als Commissario Brunetti bringt er uns Bella Italia ins Wohnzimmer. Wir freuen uns stets drauf – zumal der 20. Fall der ARD-Krimireihe „Donna Leon“ ein Leckerbissen ist.

München. 

Der Kommissar stammt ja ursprünglich aus Cottbus und der Polizeipräsident aus Chemnitz, Venedig geht also eigentlich anders, aber die Autorin ist ja auch nicht Italienerin, sondern Amerikanerin, und vielleicht ist auch deswegen alles gut. Ein kleines Wunder! Wenn der Deutsche sich nämlich am Krimi im Ausland versucht, geht das eher schief. Bei „Donna Leon“ ist alles anders.

Kaum eine andere Krimi-Reihe überquert so elegant die nationalen Besonderheiten und das über einen so langen Zeitraum. Zuletzt gab es lediglich Wiederholungen zu bewundern, aber Folge 20 („Reiche Ernte“) steht nun am Maifeiertag auf dem Programm (20.15 Uhr, ARD), und das hohe Niveau hat auch durch die kreative Pause keinesfalls gelitten.

Zum Jubiläum hat sich noch einmal alles versammelt, was die Produktion auszeichnet: Ein exzellentes Schauspielerteam, hochkarätig bis in die Nebenrollen besetzt und wie immer angeführt von Uwe Kockisch als Commissario Brunetti und Michael Degen als Vize-Questore Patta, stützt sich auf knackige Dialoge und eine glaubwürdige Geschichte. Regisseur Sigi Rothemund lässt selbstbewusst ein wenig Raum für ein bisschen Sightseeing, und wenn nun wirklich mal ein bisschen viel Postkarten-Idylle ins Bild walzt, sorgen Andre Rieus Geigen für Harmonie.

Das Drama um ein Altersheim, in dem ein rätselhafter Todesfall den Commissario alarmiert, wird diesmal garniert durch nette Anspielungen auf die Großmeister der Filmgeschichte und einen spektakulären Gastauftritt. Kaum ist der Leichenzug durch die dunklen Kanäle der Lagunenstadt gezogen („Wenn die Gondeln Trauer tragen“), tritt ein neuer Staatsanwalt auf den Plan. Pattas Sohn! Wo wir doch gar nicht wussten, dass er einen hat!

Mit melancholischem Charme und perfekter Frisur

Der Stolz des Vaters und die Begeisterung der Zuschauer werden durch die Penetranz des Juniors allerdings schnell gedämpft. Warum David Rott, jawohl, der Udo Jürgens aus dem „Mann mit dem Fagott“!, der Rolle des aufgeblasenen Wichtigtuers so heftig die Sporen gibt, bleibt etwas rätselhaft.

Am Gesamtkunstwerk ändert das Gepolter allerdings nichts, und dem Vernehmen nach soll es auch beim einmaligen Gastspiel bleiben. Letztlich ist es Uwe Kockisch, der den Unterschied macht. Ab Folge fünf hat der gebürtige Cottbusser den Original-Brunetti Joachim Król abgelöst (ebenfalls ein großer Schauspieler, aber zu Venedig passte er nicht). Mit melancholischem Charme und perfekter Frisur duelliert sich Kockisch mit Michael Degen und nimmt sogar die Flirtversuche von Signorina Elletra eher gleichmütig hin. Was für eine Gelassenheit! Wo wir uns doch sonst so anstrengen! Kockischs Brunetti setzt nur die Sonnenbrille auf und geht als Italiener durch.