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Unsichtbare Krankmacher – Wohngifte in der Raumluft

Unsichtbare Krankmacher – Wohngifte in der Raumluft

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Foto: Getty
Möbel können auch krank machen. Viele Menschen reagieren auf Ausdünstungen von Teppichen, Polstergarnituren oder Lacken allergisch. Die Suche nach den Giften oder Schadstoffen ist jedoch oftmals langwierig und teuer. Was Sie wissen sollten.

Essen. 

Endlich in der neuen Wohnung ankommen, den Umzug hinter sich gebracht, die Renovierungsarbeiten abgeschlossen. Jetzt erst mal durchatmen – oder besser nicht: Die Wohnung hat diesen typischen „Neugeruch“, der auch nach Wochen trotz Lüften bleibt und bei manchen Bewohnern sogar Kopfschmerzen oder andere Beschwerden auslöst. Kein Einzelfall, warnen Umweltmediziner. Auf Wohngifte in der Raumluft reagieren immer mehr Menschen empfindlich. Was Sie wissen sollten.

Flüchtige Organische Verbindungen (VOC) sind neben Schimmel nicht selten der Auslöser für eine anhaltende Geruchsbelästigung und gesundheitliche Probleme in den eigenen vier Wänden. Damit gemeint sind Ausgasungen diverser Baustoffe, Teppich, Möbel, Kleber, Farbanstriche oder gar Duftkerzen. In geringen Konzentrationen kommen einige dieser Stoffgruppen in vielen Innenräumen vor, problematisch wird es, wenn die Werte steigen.

Der störende Geruch

Die Ursachensuche ist meist mühsame Detektivarbeit, weil von neuen Möbeln, über Bodenbelag bis hin zu lackierten Flächen vieles in Verdacht gerät. Nach Renovierungsarbeiten sei eine höhere Konzentration der Stoffe auch erst mal normal. „Einige Wochen, dann sollten sich die Verbindungen aber verflüchtigen“, sagt Ana Maria Scutaru vom Umweltbundesamt.

[kein Linktext vorhanden]„Immer der Nase nach“, empfiehlt Thomas Haumann, Baubiologe aus Essen. Wenn ein penetranter Geruch da ist, liege immer was im Argen. Wobei die Stärke des wahrgenommenen Geruches nicht immer auch die Gefährdung widerspiegelt.

Ab welcher Schadstoffmenge in der Luft Symptome auftreten, ist von Mensch zu Mensch verschieden, so die Erkenntnisse des Umweltbundesamtes. Bei geringer Toxizität wirken die Wohngifte allergieauslösend, verursachen Reizwirkungen der Atemwege, Haut und Augen. Es entsteht eine Geruchsbelästigung, die oftmals gar nicht beachtet wird. Kopfschmerzen, Müdigkeit und Leistungsminderung sind häufige Klagen von betroffenen Personen. Bei gesteigerter Giftigkeit verursacht das jeweilige Gift, Hirn-, Nerven-, Leber- und Nierenschäden, Schleimhautreizungen, unter Umständen Krebs, Schlafstörung oder Ekzeme.

Baustoffe und Siegel

Wer selber baut, oder die Möglichkeit hat, Baumaterialien als Mieter auszusuchen, sollte darauf achten, dass Produkte bestenfalls keine Lösemittel enthalten. „Die einzelnen Stoffe müssen deklariert sein, am besten das Sicherheitsdatenblatt vom Hersteller anfordern“, sagt Thomas Haumann.

Grundsätzlich gilt: Geprüfte Produkte kaufen. „Mit dem ,Blauen Engel’ kann man nicht viel falsch machen“, meint Wilfried Schwampe vom TÜV Nord. Siegel, die ihre Kriterien transparent machen, seien zumeist empfehlenswert. Ein Blick auf die Seiten vom Bundesumweltamt gibt weitere nützliche Tipps zu Siegeln und verschiedenen Baustoffen.

Probleme mit lösemittelhaltigen Klebstoffen, die bei der Bodenverlegung verwendet werden, lassen sich umgehen, indem man auf das Verkleben vor Ort verzichtet. „Ich empfehle meistens schwimmendes Fertigparkett, das auch schon vorgeölt ist“, so Haumann.

Tipps zur Ursachensuche 

Doch was tun, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist? Eine professionelle Messung, wie sie auch der TÜV und Baubiologen anbieten, geht ins Geld. Eine Raumluftanalyse kann je nach Umfang mehrere Hundert, aber auch mehrere Tausend Euro kosten. Daher sollten vorher Ursachen eingegrenzt werden, um der Quelle auf die Schliche zu kommen. Habe ich neue Möbel gekauft oder nur meine alten mitgenommen? Wo wurde in der Wohnung renoviert? Welche Materialien wurden verbaut?

Der Marmeladenglastrick, den TÜV-Experte Wilfried Schwampe beschreibt, ist kostenlos und in den eigenen Räumen einfach selber durchzuführen: „Bei Bodenbelägen kann man sich zum Beispiel ein Musterstück geben lassen und dies dann Luftdicht in ein Marmeladenglas legen – am nächsten Tag öffnen und eine Nase nehmen“. Dasselbe ist auch mit verdächtigen Möbeln möglich. Mit Folie umwickeln, dass es möglichst luftdicht verschlossen ist und so unberührt stehen lassen. Mit der Methode kann sich immerhin schon mal der Übeltäter finden lassen – auch wenn noch nicht im Detail klar ist, welche Stoffe ausdampfen.

Eine kostengünstigere Variante bieten manche Apotheken mit angeschlossenen Apothekenlaboren an: Hier bekommt der Kunde einen Passivsammler, ein kleines Röhrchen, mit Aktivkohle gefüllt, das über einen bestimmten Zeitraum ins belastete Zimmer gehängt wird. Das Röhrchen wird in das Labor geschickt. Bis die Auswertung vorliegt, vergehen etwa 14 Tage.

So können Sie sich schützen

Lüften – Öffnen Sie mehrmals täglich die Fenster auf Durchzug. Schadstoffe werden so ins Freie getragen. Manche Belastung lässt sich auf Dauer aber nur verringern, wenn auch die Quelle entfernt wird.

Vermeiden – Rauchen Sie nicht in der Wohnung. Verwenden Sie Duftöle und Aromalämpchen allenfalls sparsam. Verzichten Sie auf Desinfektionsmittel. Lacke, Kleber oder Pinselreiniger möglichst nicht in der Wohnung aufbewahren. Garagen und Heizungsräume sollte zur Wohnung hin gut abgedichtet werden.

Gütezeichen – Verwenden Sie wenn möglich Lacke und Lasuren auf Wasserbasis. Umweltzeichen wie „Blauer Engel“,„Goldenes M“ oder „ÖkoControl“ weisen den Weg zu emissionsarmen Produkten bei Anstrichmitteln, Möbeln, Matratzen, Holzwerkstoffen wie Spanplatten, Laminat, Parkett.