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Sinnlich und schön

Sinnlich und schön

Paris. 

Schöne Frauen, die die Leinwände brennen lassen, sind ein Markenzeichen des französischen Kinos. Und selbst wenn es stimmt, dass Brigitte Bardot in dieser langen Reihe verführerischer Erscheinungen den Spitzenplatz hält, so ist seit den 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts niemand „BBs“ Aura als Ikone der Erotik näher gekommen als Sophie Marceau.

Schon in „La Boum“ (Die Fete), als gerade einmal 13-jähriges Mädchen, verstand es die kleine Brünette, aller Welt den Kopf zu verdrehen. Das war 1980 und Sophie Marceau schaffte gleich mit ihrem ersten Film den Durchbruch zum Star. Vic hieß sie in „La Boum“ und spielte einen Teenager, der sich zum ersten Mal verliebt. Alle Mädchen wollten damals sein wie sie, und alle Jungs wollten eine Freundin wie Vic.

Das war dann auch oder erst recht so, als „La Boum 2“ in die Kinos kam. Doch die kleine Marceau ließ sich von dem raschen Erfolg nicht den Kopf verdrehen. Weil sie sich nicht in die Schublade des süßen Teenager-Stars stecken lassen wollte, kaufte sie sich mit 16 Jahren aus dem Vertrag für eine Fortsetzung frei, um eine Karriere als „richtige“ Schauspielerin zu starten. Diese zweite Karriere, die eine internationale werden sollte, startete Sophie Marceau mit einem radikalen Bruch ihres Images. In „Abstieg zur Hölle“ schockt sie 1988 mit freizügigen Liebesszenen. Dass ihr wesentlich älterer Partner Claude Brasseur zuvor in „La Boum“ noch ihren Vater gab, machte den Skandal perfekt.

Mehr als 40 Filme hat Marceau seither vorwiegend als Femme fatale gedreht, die Sinnlichkeit durch jede Pore ihrer Haut verströmt. Und die ihre Reize, vorneweg ein entwaffnendes Lächeln und einen grazilen Körper, gezielt einzusetzen weiß. Wobei sie den Männern, zumindest ihren Leinwandpartnern (von Jean-Paul Belmondo über Gérard Depardieu und Mel Gibson bis hin zu Pierce Brosnan), die ihr verfallen, fast immer zum Verhängnis wurde.

Nichts verkörpert Sophie Marceau besser als Frauen, die ebenso schön wie gefährlich sind. Selbst James Bond ist von ihr als Elektra in „Die Welt ist nicht genug“ (1999) um ein Haar ins Jenseits befördert worden. Es mag sich nicht um ihre beste Rolle handeln, aber eine glaubwürdigere Elektra lässt sich kaum vorstellen. Gefährlich schön oder schön und gefährlich zu sein – auf diesem Ruf beruht Sophie Marceaus enorme erotische Anziehungskraft.

Es ist ein Ruf, mit dem sie nicht nur gut leben kann, sondern mit dem sie spielt. Dass ihr 2005 auf dem roten Teppich des Filmfestivals in Cannes der linke Busen aus der tief dekolletierten Robe rutschte, wollten viele (vor allem neidische Kolleginnen) nie für einen Zufall halten. Zumal sich ein ähnliches Missgeschick vor einem Jahr erneut ereignete, als am gleichen Ort ein Windstoß ihre wohlgeformten Beine bis hinauf zum Unterhöschen entblößte (Marilyn Monroe lässt grüßen).

Vorbild für die Büste der Nationalfigur „Marianne“

„Es schmeichelt mir, Männerfantasien zu befeuern“, gab sie jüngst unumwunden zu. Wohlwissend natürlich, dass sie problemlos die Gegenwartsform verwenden kann. Denn dass Marceau am Donnerstag 50 wird, mutet wie eine Falschmeldung an.

Sie könnte locker für 30 durchgehen. Dabei versichert sie, dass „Botox keine Option ist. Hollywood zeigt, dass damit niemand besser aussieht“. Wie aber schafft sie es dann, so jung zu bleiben? „Viel Schlaf, viel Sport und gesunde Ernährung“, lautet ihre Antwort. Sogar das Rauchen hat sie sich abgewöhnt. Nur auf den Rotwein will sie nicht verzichten: „Ich bin Französin!“

Allerdings, das ist sie. Eine Vorzeigefranzösin sogar, was den lockeren Charme und die Eleganz betrifft. Auch das hat dazu beigetragen, dass die Marceau die mit Abstand beliebteste Schauspielerin ihres Landes ist und ihr marmornes Abbild landesweit die Rathäuser schmückt.

Vor vier Jahren nämlich wurde sie als Vorbild für die Büste der Nationalfigur „Marianne“ auserkoren. Eine seltene Ehre, die zuvor nur zwei Leinwandstars zuteilwurde: Brigitte Bardot und Catherine Deneuve.