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Sie war die Göttin der Verführung – Brigitte Bardot wird 80

Sie war die Göttin der Verführung – Brigitte Bardot wird 80

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Foto: Getty Images
Dieser Blick, dieser Mund! Brigitte Bardot verströmte als Schauspielerin Sinnlichkeit pur, Männer wie Frauen lagen ihr zu Füßen. Als Tierrechtlerin wurde sie zur internationalen Heldin. An diesem Sonntag wird „BB“ 80 Jahre alt. Doch rechtsradikale Töne machten sie zuletzt ziemlich einsam.

Paris. 

Nicht als eine, sondern als die Ikone der Erotik schlechthin ist Brigitte Bardot zu Weltruhm gelangt. Und doch wäre es ein Missverständnis, die strahlend schöne Schauspielerin allein auf ihre überbordende Sinnlichkeit zu reduzieren. Die Bardot war – und ist – eine Rebellin. Um Konventionen hat sie sich nie geschert, politisch korrekt hat sie nie sein wollen. An diesem Sonntag nun feiert die Französin ihren 80. Geburtstag.

Brigitte Bardot stand für Verführung pur – und zwar von dem ersten Augenblick an, als sie ins öffentliche Blickfeld trat. Lasziv und splitterfasernackt räkelte sich das gerade 22-jährige Model damals am Strand des kleinen Fischerdorfes Saint-Tropez. Damals, das war 1956 in dem Film „Und immer lockt das Weib“. Die Szene, von einem Kritiker als die Wiedergeburt der Venus bezeichnet, war in jener zugeknöpften Epoche ein regelrechter Tabubruch. Und ein Skandal, der den Film zum Publikumsrenner sowie seine zuvor völlig unbekannte Hauptdarstellerin über Nacht zu einem internationalen Star machte.

„BB“ ließ sich das Kürzel schützen

Die Bardot der 50er- und 60er- Jahre als Sexsymbol zu bezeichnen, würde der Realität meilenweit hinterherhinken. Sexsymbole gab es viele. „BB“ (dieses Kürzel ließ sie gesetzlich schützen) hingegen war unvergleichlich, eine „Göttin des Sex“, die die Leinwände zum Brennen brachte. Dabei hatte sie es nicht einmal nötig, die Hüllen fallen zu lassen. Ihr sinnlicher Schmollmund, die lange blondgefärbte Mähne und von tiefen Dekolletees oder knallengen Pullovern betonte Traumkurven versetzten rings um den Erdball Männerherzen in Stakkato-Rhythmen.

Fast vergessen ist, wie viele weibliche Bewunderer die Bardot hatte. Ihnen galt BB als Vorbild der befreiten und sexuell selbstbestimmten Frau. Sie sei „beides, Jäger und Beute“, schwärmte die Schriftstellerin Simone de Beauvoir und rühmte die Bardot als eine Vorreiterin der Emanzipation.

Wie eine Raubkatze

Tatsache ist jedenfalls, dass die mit einem unschuldigen Blick gepaarte Sinnlichkeit der Französin und ihre raubkatzengleiche Art, sich zu bewegen, den Mythos Bardot gebaren.

Ihre große Karriere freilich bescherte BB ein chaotisches Privatleben und persönliche Krisen, die in zwei Selbstmordversuchen gipfelten. Keine Beziehung war dem Starrummel rund um die schönste Frau Frankreichs gewachsen.

Plötzliche Abkehr vom Film

Nach drei gescheiterten Ehen (sie war außer mit ihrem Entdecker, dem Regisseur Roger Vadim, mit Jacques Charriere, dem Vater ihres 1960 geborenen Sohns Nicolas, und dem Jet-Set-Playboy Gunther Sachs verheiratet), unzähligen Affären sowie 43 Filmen ließ sie 1973 die Klappe fallen.

Von heute auf morgen wandte sich die erst 39-Jährige ab von der „grausamen Welt des Films“. Fortan verbrachte sie die meiste Zeit völlig zurückgezogen in ihrer Villa „La Madrague“ bei Saint-Tropez und erhob den Tierschutz zu ihrem neuen Lebensinhalt. 1977 machte BB mit einer spektakulären Arktis-Tournee zum Schutz von Robbenbabys Schlagzeilen und legt sich regelmäßig mit der in Frankreich äußerst mächtigen Lobby der Jäger an. Seit 1983 ist sie die Präsidentin ihrer eigenen Tierschutzstiftung. Lange Zeit haben ihre Landleute „der obersten Tierschützerin der Nation“ größten Respekt gezollt.

Menschenverachtende Stellungnahmen

Doch die Bardot hat sich einen großen Teil ihres gewaltigen Sympathie-Kapitals mit immer schrilleren, menschenverachtenden Stellungnahmen wieder verspielt. Vier Mal ist BB wegen Anstiftung zum Rassenhass verurteilt worden. Für die größte Empörung sorgte ihr 2003 erschienenes Buch „Ein Schrei in der Stille“. Darin wettert die Bardot nicht nur gegen die rituelle Schächtung von Schafen zum islamischen Opferfest, ein von „monströsen, satanischen Menschen begangenes Gemetzel“.

Sie geifert auch in den schlimmsten Tönen gegen Homosexuelle, Frankreichs Linke, Obdachlose und illegale Immigranten.

Brigitte Bardot ist einsam

Seither ist es noch stiller geworden um die Frau, der früher die ganze Welt zu Füßen lag. Sie sei einsam, gab Brigitte Bardot in dieser Woche in ihrem ersten Interview seit einem Jahrzehnt offen zu, um hinzuzufügen: „Aber ich suche und brauche diese Einsamkeit.“

Mit ihren Sympathien für den rechtsextremen Front National, der Gatte Nr. 4, Bernard d’Ormale, angehört, hält sie nicht hinter dem Berg. Sich anzupassen, das kommt BB auch mit 80 nicht in den Sinn.