Lisa Maria Potthoff ist Montagabend in „Der letzte Kronzeuge – Flucht in die Alpen“ (ZDF) zu sehen. Jürgen Overkott sprach mit ihr über Dreharbeiten und das Mutter-Tochter-Verhältnis.
Mainz.
Lisa Maria Potthoff hat einen guten Lauf. Die Schauspielerin hatte etliche Hauptrollen, etwa im „Dampfnudelblues“. Am Montag, 20.15 Uhr, ist die 35-Jährige im Krimi „Der letzte Kronzeuge – Flucht in die Alpen“ (ZDF) zu sehen. Jürgen Overkott sprach mit ihr.
Sie stecken gerade in Dreharbeiten. Was machen Sie?
Lisa Maria Potthoff: Ich drehe auf Usedom einen Krimi mit dem Titel „Tod am Meer – Mörderhuus“. Dabei geht es um eine dramatische Mutter-Tochter-Geschichte. Ich spiele die Tochter von Katrin Sass.
Wenn ich ins Fernsehprogramm gucke, stelle ich fest: Egal welches gesellschaftliche Thema, welches Beziehungsproblem – es kann fast nur noch als Krimi erzählt werden.
Potthoff: Der Krimi ist im deutschen Fernsehen sehr präsent. Dabei ist links und rechts davon noch Platz. Andererseits: In unserem Fall ist die Beziehungsgeschichte so interessant, dass der Kriminalfall darüber in den Hintergrund rückt.
Das Mutter-Tochter-Verhältnis kompliziert – ich vermute, Sie spielen das exakte Gegenteil Ihrer eigenen Erfahrungen.
Potthoff: Eine Fangfrage. Diesen Konflikt, den wir erzählen und spielen, musste ich Gott sei Dank nicht erleiden, es gab keine traumatischen Erfahrungen. Ich habe ein liebevolles Verhältnis zu meiner Mutter. Aber Konflikte gab es natürlich.
In „Der letzte Kronzeuge – Flucht in die Alpen“ spielen Sie eine traumatisierte Polizistin. Haben Sie mit Polizisten darüber gesprochen?
Potthoff: In diesem Fall nicht. Aber ich habe schon die eine oder andere Polizistin verkörpert, und deshalb habe ich auch zur Polizei Kontakt gehabt. Ich war zwei Tage auf einer Polizeiwache. Einerseits ist es dort sehr eintönig, andererseits gibt es die Gefahrensituationen. Das fand ich bemerkenswert.
Ein wichtiges Element beim „Kronzeugen“ ist: Die Polizistin beschützt ein Kind. Können Sie gut mit Kindern?
Potthoff: Ich habe ein eigenes Kind, vier Jahre alt. Ich komme sehr gut damit klar.
Da müsste man mal die Gegenseite befragen.
Potthoff: Genau (lacht). Nein, nein, sie ist nicht komplett traumatisiert, weil sie eine verhaltensauffällige Mutter hat. Doch, ich habe einen ganz guten Draht zu Kindern. Das hat natürlich viel mit Sympathie und Antipathie zu tun. Ich gönne es jedem Kind, erst mal zu gucken, wer da was von ihm will.
Die Geschichte spielt in Berlin, aber eben zu einem wesentlichen Teil auch in den Alpen. Und die Berge werden im Fernsehen unglaublich oft dargestellt. Warum ist das ein Sehnsuchtsort?
Potthoff: Für mich ist es bemerkenswert: Wenn ich in die Berge fahre und dann stehe ich vor diesen riesigen Gipfeln, dann kommt mir mein eigenes Leben mit seinen Sorgen so unbedeutend vor. Die Berge stehen da schon seit Tausenden von Jahren und werden auch noch in Tausenden von Jahren da stehen. Das gibt mir eine unglaubliche Ruhe. Ähnlich geht’s mir am Meer, wenn die Brandung aufs Festland prallt.
Sie leben in Berlin, das ist vermutlich eine Überzeugungstat. Was schätzen Sie an der Großstadt?
Potthoff: Die kurzen Wege. Die Spontaneität. Ich kann mir überlegen, was zu kochen, ich kann mir aber auch überlegen, was vom Thai an der Ecke zu holen. Ich kann zu Fuß mit meiner Tochter eine Freundin besuchen, ich kann abends in die Kneipe gehen. Ich liebe die Hektik in der Großstadt, brauche aber gelegentlich auch die Ruhe auf dem Land.
Sie haben im letzten Jahr eine Menge Filme gedreht. Sie führen also ein Hannes-Wader-Leben: heute hier, morgen dort. Gibt es für Sie so etwas wie Heimat?
Potthoff: Das sind eher Menschen als Orte. In dem Dorf, wo ich groß geworden bin, fühle ich mich sehr wohl. Aber wenn ich bei meinem Mann und bei meinem Kind bin – dann ist das Heimat.