Götz Schubert hat sich beharrlich in die erste Reihe der deutschen Schauspieler vorgearbeitet. Am 3. und 4. Oktober spielt er eine wichtige Rolle in dem ARD-Zweiteiler „Der Turm“. Wir trafen Schubert in Düsseldorf.
Düsseldorf.
Er wartet. Götz Schubert sitzt schon vor einem Düsseldorfer Straßencafé, vor sich einen Cappuccino. Gelegentlich wirft er einen Blick auf die Straße. Der 49-Jährige, in Jeans und schwarzem Troyer, könnte als alles Mögliche durchgehen: als Arzt, als Lehrer, als netter Nachbar von nebenan. Schubert ist Schauspieler. Der gebürtige Sachse gilt als einer der besten im Lande. In Kürze ist Schubert in einer wichtigen Rolle in der Verfilmung von Uwe Tellkamps Roman „Der Turm“ (3./4. Oktober, ARD, 20.15 Uhr) zu sehen.
Für seine Visite in der NRW-Landeshauptstadt ist Schubert früh aufgestanden, sehr früh. Sein Flieger, ab Tegel, ging bereits um 6.20 Uhr. In Düsseldorf stand erst eine Visite beim ZDF-Magazin „Volle Kanne“ auf dem Programm, anschließend schlürft der hagere Mime Kaffee bei frühherbstlichen Temperaturen. „Sollen wir reingehen?“, fragt Schubert, er macht nicht den Eindruck, als fröstele er. Aber er ist höflich, zurückhaltend, er wägt ab, bevor er urteilt.
Hätten die Beteiligten doch das vernünftige Gespräch gesucht
Schubert wohnt in einem Dorf zwischen Berlin und Potsdam. Natürlich ist ihm der Streit um die Rekonstruierung der Potsdamer Mitte nicht entgangen. Es geht dabei um die Rolle von Mäzenen, darunter befindet sich auch ARD-Polittalker Günther Jauch. Es geht auch um Vorurteile zwischen Ost und West. Der Land-Mann ist davon überzeugt, dass der Konflikt längst nicht so hochgekocht wäre, hätten die Beteiligten das vernünftige Gespräch gesucht.
Schubert spricht „Tagesschau“- Deutsch mit einem Hauch Sächsisch. Er gehört seit Jahren zu den gesamtdeutschen Schauspielern. Einer, der seinen Weg im Osten begann, an der Schauspielschule Ernst Busch. Einer, der nach der Wende schnell den Anschluss an den westdeutschen Theater- und TV-Betrieb fand.
Bereits 1992 tauchte Schubert im Serien-Klassiker „Liebling Kreuzberg“ auf. Auf den großen Durchbruch jedoch musste der Mann mit den blassblauen Augen warten.
Meisterregisseur Wedel gab ihm eine Riesenchance
Er kam 2005. Meisterregisseur Dieter Wedel besetzte Schubert im ZDF-Scheidungsdrama „Mama und Papa“. Seither wird der vielseitige Darsteller im Qualitätsfernsehen gern genommen, „Die Frau vom Checkpoint Charlie“, „Neger, Neger, Schornsteinfeger“, „KDD – Kriminaldauerdienst“. Aber auch Unterhaltung scheut er nicht.
Nebenher steht Schubert weiter auf Theater-Bühnen, zuletzt als August der Starke bei den ersten Zwingerfestspielen in Dresden. Er liebt den „Live-Charakter“. Warum? „Es ist so ähnlich, als wenn Du selbst Fußball spielst, anstatt ein Spiel im Fernsehen zu sehen.“ Natürlich weiß Schubert gut, dass das Risiko des Scheiterns groß ist.
„Ich habe wenigstens einen erreicht“
Einmal, erzählt er offen, sei er von einer Versicherung für einen Soloabend gebucht worden, „zu der Vertreter in Anzügen, meist ohne Begleitung, mehr oder weniger dienstverpflichtet wurden“. Es kam, wie es kommen musste: Der Abend floppte. „Es hat kein Aas gelacht oder sonst irgendwie reagiert.“ Nach der Vorstellung gab’s einen Präsentkorb. Kaum hatte der Künstler die Bühne verlassen, wurde ein Podiumstisch in die Kulisse geschoben. Auf dem Weg ins Hotel gestand ihm wenigstens der Fahrer, Schuberts Auftritt habe ihm gefallen: „Ein tröstlicher Ausgang: Ich habe wenigstens einen erreicht.“
Kaum Sorgen muss sich Schubert um die Ausstrahlung des Tellkamp-Films machen. Der Zweiteiler hat alle Zutaten für einen TV-Hit: Historien-Pathos, große Gefühle, starkes Ensemble.
Sorgen macht sich Schubert an diesem Morgen eher um eine weitere Verabredung in Düsseldorf. Um eins geht der Rückflug. Schubert sieht auf seine Uhr. Er wartet.