Konzentriert führt Philipp Rösler (FDP) die Operation durch. Mit ruhiger Hand steuert er ein Video-Endoskop durch den Bauchraum eines Körper-Modells. Auf einem Monitor erscheinen Bilder einer Leber, die ein Videochip am Endoskop aufgenommen hat – in 3D. „Das hat er gut gemacht“, lobt Helga Schemm, Sprecherin des Endoskopherstellers, den Bundeswirtschaftsminister.
Berlin (dapd-bln). Konzentriert führt Philipp Rösler (FDP) die Operation durch. Mit ruhiger Hand steuert er ein Video-Endoskop durch den Bauchraum eines Körper-Modells. Auf einem Monitor erscheinen Bilder einer Leber, die ein Videochip am Endoskop aufgenommen hat – in 3D. „Das hat er gut gemacht“, lobt Helga Schemm, Sprecherin des Endoskopherstellers, den Bundeswirtschaftsminister und promovierten Arzt bei der Eröffnung des „3D Innovation Centers“ am Dienstag in Berlin.
Rund 50 Forschungseinrichtungen und Unternehmen wollen hier auf rund 700 Quadratmetern 3D-Anwendungen zur Marktreife entwickeln. Dazu stehen ein 3D-Live-Studio, ein 3D-Kino sowie ein Test-Labor zur Verfügung. 3D kommt bislang vor allem in der Unterhaltungs-Industrie zum Einsatz, aber auch in der Medizintechnik. „Bei Operationen bekommen sie dadurch den räumlichen Tiefeneindruck zurück“, sagt Schemm. Das sei ein großer Vorteil zum Beispiel beim Nähen von postoperativen Wunden.
Dass beim „3D Innovation Center“ aber eher die Entertainment-Anwendungen im Vordergrund stehen, wird beim Besuch des Centers offensichtlich. Dutzende 3D-fähige Fernseher reihen sich aneinander, und man wähnt sich unvermittelt auf der Internationalen Funkaustellung. An einem der Geräte lässt sich Rösler einen von 2D zu 3D konvertierten Film zeigen. Ein Software-Unternehmen hat sechs Minuten der Gladiatoren-Serie „Spartacus“ in die dritte Dimension befördert. „Cool“, sagt Rösler. „Ich bleib dann gleich hier.“ Das macht er dann doch nicht, behält aber die Shutter-Brille auf. Sie ist weitgehend noch unverzichtbar, um 3D-Bilder sehen zu können. Gleich um die Ecke darf er auf einem Ledersessel Platz nehmen, um einige Szenen des Spielfilms „Konferenz der Tiere“ in 3D anzusehen.
Privat besitzt der Minister noch keinen 3D-fähigen Fernseher. Von Filmen wie „Avatar“ oder „Hugo Cabret“ sei er aber begeistert gewesen. „Die Filme sind mit deutscher 3D-Technologie entstanden“, sagt Rösler. „Wir diskutieren ja derzeit, was man alles für Wachstum und Beschäftigung machen kann. Meine Überzeugung ist, dass wir Wachstum nur durch neue Technologie erreichen.“ Die 3D-Technologie spiele hier eine große Rolle. In Deutschland seien rund 2.500 Unternehmen im Bereich 3D engagiert, Prognosen gingen von einem Weltmarkt von zwölf Milliarden Euro im Jahr 2020 aus.
Befürchtungen, dass hierzulande erneut viel entwickelt werde, dann aber andere den Markt beherrschen, seien Rösler bekannt. MP3, das Format für Musikdateien, gelte als mahnendes Beispiel. Ein Patentrezept hat der Wirtschaftsminister nicht. Man müsse deutsche Innovationen „noch stärker auf die Weltmärkte hinaustragen“.
Die Initiative für das Zentrum geht auf das Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut, in Berlin zurück. Dem Institutsleiter Hans-Joachim Grallert sind die Anstrengungen der vergangenen Wochen vor der Eröffnung anzumerken. „Ein Büroraum zu einem 3D-Studio umzubauen, das kann man nicht per Knopfdruck.“ Aber so sei das mit Innovationen. „Die Ideen sind früh da, die Entwicklung braucht dann Zeit und die Vermarktung noch mehr.“
So könnte es auch mit der nach einigen Rückschlägen immer mal wieder totgesagten 3D-Technologie gehen, glauben Kenner der Szene. Minister Rösler jedenfalls ist zuversichtlich. „Wenn das mit dem Flughafen nicht klappt – mit 3D klappt es“, scherzt er zum Abschied in Anspielung auf den erneut verschobenen Eröffnungstermin für den neuen Flughafen in Berlin.
dapd