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Richter schildert Todesschüsse im Dachauer Gerichtssaal

Richter schildert Todesschüsse im Dachauer Gerichtssaal

Im Prozess um die Todesschüsse im Amtsgericht Dachau hat am Mittwoch der damalige Richter den Tathergang geschildert. Lukas Neubeck, den der angeklagte Rudolf U. nach eigener Aussage ebenso wie Staatsanwalt Tilman T. töten wollte, berichtete vor dem Landgericht München, dass die ersten Schüsse gefallen seien, während er das Urteil verlesen habe.

München (dapd). Im Prozess um die Todesschüsse im Amtsgericht Dachau hat am Mittwoch der damalige Richter den Tathergang geschildert. Lukas Neubeck, den der angeklagte Rudolf U. nach eigener Aussage ebenso wie Staatsanwalt Tilman T. töten wollte, berichtete vor dem Landgericht München, dass die ersten Schüsse gefallen seien, während er das Urteil verlesen habe. Er habe sich dann unter dem Richtertisch versteckt und seine Deckung erst wieder verlassen, als U. überwältigt gewesen sei.

Die Waffe des Angeklagten habe er zunächst nicht für eine echte Pistole gehalten, erklärte der 36-Jährige, der das Geschehen ruhig und gefasst schilderte. Staatsanwalt T. habe er zunächst nicht für tödlich verletzt gehalten, sondern vermutet, dass dieser unter Schock stehe.

Unmittelbar vor der Verhandlung im Januar habe er den Angeklagten auf dem Parkplatz getroffen, ihm sei dabei aber nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Während der ersten Verhandlung im Dezember 2011 habe U. ständig dazwischengeredet und beruhigt werden müssen, sagte Neubeck.

U. ist des Mordes sowie des dreifachen Mordversuchs angeklagt. Der Mann hatte sich vor dem Dachauer Amtsgericht wegen nicht bezahlter Sozialversicherungsbeiträge verantworten müssen. Bei der Urteilsverkündung zog er eine Pistole, feuerte um sich und traf den 31-jährigen Staatsanwalt T. tödlich. Der Angeklagte hat bereits ein Geständnis abgelegt und zugegeben, er habe T. und den Richter aus Wut über mehrere verlorene Gerichtsverfahren erschießen wollen.

Wieder Scharmützel zwischen Anwalt und Richter

Der Verteidiger des Angeklagten, Maximilian Kaiser, fragte den Richter, ob dieser die Beweislage in dem damaligen Verfahren möglicherweise falsch eingeschätzt habe. Neubeck zufolge sind die Beweise, dass bei U.s Mitarbeitern eine Scheinselbstständigkeit vorgelegen habe, aber eindeutig gewesen.

Erneut kam es wie an vorausgegangenen Verhandlungstagen zu einer Auseinandersetzung zwischen Kaiser und dem Vorsitzenden Richter am Landgericht, Martin Rieder, da der Anwalt einen umfassenden Fragenkatalog vortrug, die der Zeuge über seine bisherige Aussage hinaus nicht näher beantworten konnte. Während Rieder dem Verteidiger vorwarf, seinen Vortrag vor allem für das Publikum zu inszenieren, kritisierte Kaiser, der Richter wolle sein Fragerecht als Verteidiger beschränken. „Das ist keine Profilierungssucht“, betonte Kaiser, er sei auf der Suche nach dem Motiv seines Mandanten.

dapd