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ZDF-Star Lisa Maria Potthoff: Neuer Krimi löst „irrsinnige Kontroverse“ aus

Der neue ZDF-Film von Lisa Maria Potthoff hat es in sich – und löst ihrer Meinung nach „irrsinnige Kontroverse“ aus. Ein Interview.

ZDF-Star Lisa Maria Potthoff als Sarah Kohr.
Lisa Maria Potthoff in ihrer ZDF-Rolle der Sarah Kohr. Foto: ZDF/ Christine Schroeder

Im neuen ZDF-Kriminalfilm „Irrlichter“ der Reihe Sarah Kohr darf sich Hauptdarstellerin Lisa Maria Potthoff von einer ganz anderen Seite zeigen. Als der Verschwörungstheoretiker Felix Morgenroth versucht, die „Corona-Lüge“ zu entlarven und dabei auf kriminelle Weise vorgeht, taucht Sarah Kohr auf und schlägt sich plötzlich auf die Seite von Morgenroth. Was hat es damit nur auf sich?

Im Interview mit dieser Redaktion hat uns ZDF-Star und Ex-„Tatort“-Schauspielerin Lisa Maria Potthoff verraten, was die besondere Herausforderung an dem Dreh war, wie sie selbst zur aktuellen Corona-Lage steht, und ob sie sich nach 13 Jahren Pause noch mal vorstellen könnte, eine Rolle im „Tatort“ anzunehmen.

Welche besondere Herausforderung hatte der Dreh zum Film „Irrlichter“?

Besonders sind immer die körperlichen Herausforderungen. Die sind jedes Mal ein bisschen anders, weil ich ja immer andere Mitspieler habe, sei es in Form von Stunt-Leuten oder Schauspielkollegen.

Was dachten Sie, als Sie erstmals das Drehbuch gelesen haben?

Von der Thematik her fand ich es natürlich mutig, ein gesellschaftliches Thema aufzugreifen, in dem man noch mittendrin steckt und das irrsinnige Kontroverse auslöst: Corona-Leugner gegen die politische Kursrichtung Deutschlands. Als wir drehten, konnten wir noch nicht wissen, in welchem Zustand die Gesellschaft sich dann befinden würde, ob es Masken in unserem Alltag überhaupt noch gibt, ob Corona nur noch ein böser Traum ist, an den man sich nur noch vage erinnert oder ob wir mitten in einer weiteren Welle stecken.

Es ist in gewisser Weise auch ein bisschen riskant, sich mit so einem Thema zu beschäftigen. Die Verschwörungstheoretiker werden besonders aggressiv und radikal dargestellt. Liegt da nicht auch die Gefahr, dass man in Deutschland ein falsches Bild vermittelt? Denn es handelt sich dabei ja größtenteils um eine friedliche Gesellschaftsgruppe.

Der Film macht schon klar, dass die radikale Aktivistengruppe kein Abbild von zehn Millionen Menschen ist. Es gibt den allgemeinen Corona-Leugner ja auch gar nicht. Es gibt Menschen, die sagen, dass es Corona gibt, die aber gegen das Maskentragen sind. Es gibt Menschen, die glauben, dass Corona nur eine Grippe ist, oder eine Erfindung der Regierung. Es gibt Menschen, die die Impfung ablehnen. Und noch viel mehr Menschen mit weiteren Positionen. In unserem Film wird eine kleine Aktivisten-Gruppe gezeigt, die sich in Verschwörungstheorien verrannt hat, und die versucht, sich mit radikalen Mitteln Gehör zu verschaffen. Und das ist eben die Fiktion.

Das Motiv der Corona-Gegner in „Irrlichter“ sind ja unter anderem Todesfälle und die Schließung der Restaurants: Waren diese Corona-Maßnahmen Ihrer Meinung nach nötig oder glauben Sie, dass uns ein Lockdown noch mal guttäte, jetzt, da die Zahlen wieder hochgehen?

Ein Lockdown wäre jetzt eine völlig andere Situation als ein Lockdown Anfang 2020. Ich hoffe, dass solch drastische Mittel nicht noch einmal nötig sind. Mittlerweile geben die verantwortlichen Politiker ja sogar zu, dass damals Fehler passiert sind. Es war nicht richtig so viel auf den Schultern der Kinder auszutragen, zum Beispiel mit den Schulschließungen. So sehr mich das teilweise als Mutter wütend gemacht hat, war es aber nun mal eine Situation, in die wir ohne Vorbereitung reingeschmissen wurden.

Es gibt bei so einem Thema ja immer zwei Meinungen. Für ein paar Leute ist es der richtige Weg, für andere der falsche.

Absolut. Man erlebt es bei so vielen Themen. Zum Beispiel beim Thema Waffenlieferungen an die Ukraine – es gibt da sehr kontroverse Diskussionen. Oder beim Thema Rezession. Wie soll man in Deutschland wirtschaftlich damit umgehen?  Wie kommt man im Winter durch die Energiepreis-Entwicklung? Wie geht man ökologisch betrachtet mit der Zukunft um?

Viele Familien sind zerstritten oder haben untereinander keinen Kontakt mehr wegen unterschiedlichen Ansichten bei der Thematik. Wie zum Beispiel Felix Morgenroth und seine Frau im Film. Haben Sie das in ihrem Umfeld auch hautnah miterleben müssen?

Auf jeden Fall. Es hat nicht immer die extremen Formen angenommen, dass sich Freundschaften aufgelöst haben. Aber dass sehr unterschiedliche Ansichten Freundschaften oder Familiensituationen belasten, das habe ich schon mitbekommen.

Sarah Kohr in "Irrlichter"
Sarah Kohr: Der neue ZDF-Film läuft am 27. Dezember im TV. Foto: ZDF/ Christine Schroeder

Sarah Kohr ist leidenschaftliche Kampfsportlerin. Und Sie ja auch. Sie meinten mal, dass einige Fans wegen Ihnen auch mit dem Kampfsport angefangen haben. Sollten Frauen Ihrer Meinung nach Kampfsport betreiben?

Sollten nicht. Nein, warum? Aber wenn man das Gefühl hat, sich sicherer fühlen zu wollen, ist es super, zum Beispiel Krav Maga zu lernen. Man lernt, wie man sich körperlich zur Wehr setzen kann, auch wenn man der oder die Schwächere wäre. Es ist erstaunlich, was man dabei für Erfahrungen macht. Aber deswegen mache ich den Kampfsport gar nicht. Mich fasziniert der körperliche und mentale Lernprozess: Schulung der Flexibilität, Demut, Beständigkeit, Ausdauer. Eine Sache immer wieder trainieren, dass man merkt, man wird langsam besser. Die Kampfkunst ist etwas Ganzheitliches. Sie ist die Lehre vom Menschen und Miteinander.

Sarah Kohr ist die Verkörperung der starken, unabhängigen und furchtlosen Frau: Wie viel Sarah Kohr steckt in Ihnen?

Ich bin weniger Einzelgängerin als Sarah Kohr. Ich bin ein Mensch, der mehr soziale Kontakte braucht. Aber ich merke, dass ich in furchteinflößenden Situationen manchmal recht angstfrei bin, weil ich die Kraft habe, nüchtern überlegen zu können, wie es weitergeht. Da gibt es sicher Parallelen zu Sarah Kohr. Obwohl eine Figur, die das Gegenteil von mir ist, eigentlich ein großes Geschenk ist.

Was ist denn die Message von „Irrlichter“?

Ich glaube tatsächlich, dass jeder für sich etwas anderes aus diesem Film zieht. Es gibt einen Filmsatz am Ende von Sarah Kohr, da sagt sie: „Wir leben in einem Rechtsstaat und da gibt es Regeln.“ Ich habe mich erst ein bisschen gesträubt, diesen Satz zu sagen, weil ich Filmpathos immer doof finde. Aber ich habe mich überzeugen lassen, dass es gut ist, diesen Satz zu sagen. Er drückt zumindest aus, was ich auch immer sagen würde, nämlich: Man kann ja anders denken als andere, man kann die Regierung kritisieren, man kann andere Menschen und ihre Standpunkte kritisieren. Aber es gibt einen Weg der Legalität und Moral, den man nicht verlassen sollte. Man sollte insbesondere in den sozialen Medien aufhören, sich zu beschimpfen. Ich würde mir wünschen, dass es eine konstruktivere Dialogkultur gibt. Das ist meine Message des Films.


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Sie haben großen Erfolg mit der Reihe Sarah Kohr. Wir haben Sie aber auch schon 13 Jahre nicht mehr in einem Tatort gesehen. Welches Drehbuch müsste dazu geschrieben werden, damit Lisa Maria Potthoff noch einmal in einem „Tatort“ mitwirken würde?

Das ist Zufall. Das ist wie bei jedem anderen Film auch. Wenn die Figur interessant ist, spiele ich sofort gerne im „Tatort“ mit. Als Ermittlerin bin ich bei Sarah Kohr aber hervorragend aufgehoben.

Und Hand aufs Herz: Für welchen „Tatort“ würden Sie dann am liebsten drehen?

Es kommt immer auf die Geschichte an.

Der neue Film „Sarah Kohr – Irrlichter“ läuft aktuell in der Mediathek beim ZDF.