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Anna Schudt über neue ZDF-Serie: „Der Blick von außen macht es viel brutaler“

Ex-„Tatort“-Star Anna Schudt spielt in der neuen ZDF-Serie „Push“ eine Hebamme. Sie erinnert sich an die Zeit ihrer Geburten.

Anna Schudt
© ZDF und Richard Kranzin

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Sie gewann den „International Emmy Award“, spielte zehn Jahre lang die Rolle der Martina Bönisch im Dortmunder „Tatort“ – Anna Schudt. Die 49-jährige Schauspielerin gehört zu den erfolgreichsten ihres Fachs. Nun steht Anna Schudt mit einer neuen Serie in den Startlöchern.

In der ZDF-Serie „Push“ (ab dem 1. März in der ZDF-Mediathek) spielt Schudt die Hebamme Anna. Was sie an ihrer Rolle faszinierte und welche Erinnerungen an ihre eigenen Schwangerschaften erweckt wurden, verrät sie im Interview.

„Push“ ist alles andere als eine Eitel-Sonnenschein-Krankenhausserie. Wie realistisch ist das Gezeigte?

Ich würde sagen, es ist sehr realistisch. Vor allem ist es sehr ungeschönt. Wir wollten nah an der Realität sein, und so werden wirklich alle Momente einer Geburt ungeschönt gezeigt.

Ich erinnere mich an eine Szene, in der Sie in ihrer Rolle die Plazenta fast wie eine Trophäe präsentieren.

Das ist schon ein wahnsinniges Ding, diese Plazenta. Wenn man sich überlegt, dass du an der Plazenta sehen kannst, ob das Kind gut versorgt worden ist. Ich erinnere mich, dass sich die Hebamme bei meinem ersten Kind ähnlich verhalten hat. Sie hat super viel darin gesehen, und ich fand das damals unheimlich mystisch. Es ist wichtig, sie zu verabschieden, schließlich hat sie neun Monate dein Kind versorgt.

Es gibt Menschen, die sie gar essen.

Das finde ich befremdlich. Ich finde, man kann sie ehren, man kann sie angucken, man kann staunen.

++ Letzter „Tatort“ mit Rick Okon: Die Entscheidung fiel schon vor über zwei Jahren ++

Hat man nach einer anstrengenden Geburt überhaupt die Aufmerksamkeit dafür?

Ja, du bist blitzwach nach einer Geburt. Du befindest dich in einem Zustand nicht von dieser Welt. Man ist wahnsinnig froh, dass es vorbei ist, dass dieser Schmerz vorüber ist. Das ist anders als mit allen anderen Schmerzen, die ich jemals in meinem Leben hatte – nach der Geburt ist er wirklich vorbei. Daher hört man sich alles, über dieses Wunder, das da gerade passiert ist, ganz gerne an.

Push
Anna Schudt und ihre Kolleginnen Mariam Hage und Lydia Lehmann. Foto: ZDF und Richard Kranzin, Bantryb

Sie haben drei Kinder. Wieviel eigene Erfahrung haben Sie mit in die Rolle gebracht?

Es war natürlich hilfreich, dass ich drei Kinder habe. Auch weil ich dadurch schon einige Hebammen kennenlernen durfte. Mich hat damals schon unheimlich fasziniert, was sie machen, und wie sie die Dinge machen. Wie sie beispielsweise Babys anfassen, mit solch einer unabdingbaren Konsequenz, oder auch wie sie Dinge ansprechen. Du bekommst klare Anweisungen, aber diese auch mit einer Weichheit und einer verständnisvollen Tiefe, die ich so nicht erwartet hätte. Also ja, ich habe schon viel gelernt. Ich habe aber auch viel Literatur gelesen, von Michel Odent beispielsweise, den ich sehr verehre.

In der Serie fällt auch die Frage, wie es wäre, wenn Männer die Kinder bekämen. Gäbe es dann überhaupt noch Kinder?

Es ist ganz klar, dass du ohne den dazugehörigen Hormoncocktail keine natürliche Geburt schaffst. Außerdem sind Männer ganz faktisch körperlich nicht dafür gemacht. Aber Männer denken ja eher quadratisch, praktisch, gut, vielleicht würde es dann in jedem Haus eine Kaiserschnitt-Station geben, dann könnte ich es mir vorstellen (lacht).

Würden Sie werdenden Eltern empfehlen, die Serie zu schauen?

Das würde ich sehr individuell entscheiden. Der Blick von außen macht es viel brutaler, als es nach Innen stattfindet. Du bekommst eine Geburt nur mit den Hormonen hin, die hast du aber natürlich nicht, wenn du vor dem Fernseher sitzt. Dann denkst du ganz oft: Nein, nein, ist das schlimm. Ich glaube auch für werdende Väter ist es herausfordernd genug, bei der Geburt dabei zu sein. Für sie wäre es sicher besser, mit der Hebamme zu sprechen, oder auch mit anderen Vätern.

In „Push“ kommt es auch zum Wiedersehen mit Ihrer ehemaligen „Tatort“-Kollegin Stefanie Reinsperger. Konnten Sie über alte Zeiten plaudern?

Ich habe sie gar nicht richtig getroffen. Sie hatte andere Drehzeiten. Ich erinnere mich, dass ich sie einmal gesehen habe, wie sie auf einem Bett an mir vorbeigeschoben wurde. Da haben wir uns zugewunken und uns gefreut. Aber Stefanie war nicht meine Geburt (lacht).

Denken Sie denn noch manchmal an die Zeit beim „Tatort“ zurück?

Nein, ich werde häufig darauf angesprochen, aber ich habe das für mich abgeschlossen. Ich treffe natürlich Stefanie, Rick oder auch Jörg immer wieder. Die gehen mir als Menschen ja nicht verloren. Aber der „Tatort“ an sich beschäftigt mich nicht mehr.

Also keine Wehmut?

Nein, das wäre schrecklich.

Wieso?

Bei so einer großen Entscheidung, wie ich sie getroffen habe, wäre es fatal, wenn sich später herausstellen würde, dass sie falsch war. So etwas sollte gut überlegt sein. Auch, weil es bei ihr, durch ihren Film-Tod, kein Zurück geben kann. Das wäre jetzt echt richtig blöd (lacht).



Warum haben Sie sich kein Hintertürchen offengelassen?

Ich mag keine Abschlüsse, die keine sind. Ich brauche klare Entscheidungen. Ich hätte für meine Rolle aber auch keinen anderen Weg gesehen. Aus der Konstellation weggehen und ihn da allein sitzen lassen, weil ich versetzt werde… Nein. Ich hätte jemanden umbringen, oder ins Gefängnis kommen können, aber auch dann wäre ich nie mehr in den Beruf zurückgekehrt. Da fand ich es konsequenter zu sagen: Ende aus. Es gefiel mir, dass man die größte Hoffnung und den größten Schmerz in einer Folge vereint.

„Push“ ist ab dem ersten März in der ZDF-Mediathek abrufbar. Ab dem 10. März 2024 zeigt ZDF neo die Serie stets sonntags um 20.15 Uhr in Doppelfolgen.

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