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Priester mit 4000 Kinderpornos erwischt – Bewährungsstrafe

Priester mit 4000 Kinderpornos erwischt – Bewährungsstrafe

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Prozessauftakt gegen katholischen Geistlichen Foto: dpa
Europaweit suchen Ermittler bei der Operation „Tornado“ nach Besitzern von Kinderpornografie – und stoßen dabei auch auf einen Priester aus Sachsen-Anhalt. Der hatte Unmengen abscheulicher Bilder gesammelt. Ins Gefängnis muss er deshalb aber nicht.

Bitterfeld-Wolfen. 

Weil er tausende Kinderpornobilder auf seinem Computer gespeichert hatte, ist ein Priester zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Zudem muss der 40 Jahre alte katholische Geistliche 2400 Euro an den Deutschen Kinderschutzbund zahlen. Das Amtsgericht Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt befand den Mann am Montag des Besitzes von Kinderpornografie für schuldig und verhängte eine Haftstrafe von einem Jahr, die auf zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurde.

Die Staatsanwaltschaft hatte für den Mann ein Jahr und vier Monate Gefängnis, zur Bewährung auf drei Jahre, gefordert. Der Anwalt des Mannes plädierte auf zehn Monate Haft, ausgesetzt auf eine höchstens zweijährige Bewährungszeit. Der Priester hatte in einer von seinem Verteidiger verlesenen Erklärung ein Geständnis abgelegt. Demnach hatte er die mindestens 4000 verbotenen Bilder auf einer externen Festplatte gespeichert.

Pfarrer hatte kinderpornografische Bilder „fleißig gesammelt“

Bei der Durchsuchung seiner Wohnung im November 2011 in Zörbig fanden die Ermittler die Aufnahmen. Der Mann war damals als Vikar in der Seelsorge tätig. „Er hat gezielt danach gesucht und alle Bilder behalten. Er hat fleißig gesammelt und sortiert“, hieß es im Plädoyer der Staatsanwaltschaft.

„Für mich ist das ein besonderer Fall“, sagte Richter Stefan Wilke. Beklemmend sei die Vielzahl der Bilder. „Bei 4000 hörten die Ermittler auf zu zählen.“ Je mehr dieser Bilder nachgefragt und gekauft würden, desto größer sei der Anreiz für Produzenten, diese Aufnahmen zu machen.

Der Angeklagte nahm das Urteil regungslos auf. Polizei und Staatsanwaltschaft waren ihm im Zuge einer europaweiten Suche unter dem Motto „Operation Tornado“ auf die Schliche gekommen. Bereits 2006/2007 war laut Staatsanwaltschaft nach Mitgliedern einer Tauschbörse für Kinderpornografie im Internet gesucht worden. Die Daten seiner Kreditkarte brachten den Mann ins Visier der Ermittler. „Die Bilder waren eindeutig“, sagte ein Polizist im Gericht. Der 40-Jährige habe alles katalogisiert.

Der verurteilte Geistliche lebt im Kloster

Der katholische Geistliche ist nach eigenen Angaben vom Bistum Magdeburg beurlaubt worden. Er lebe jetzt in einem Kloster in Halberstadt. Auch ein kirchliches Gericht werde über ihn urteilen. „Das wird dann nach Rom geschickt“, sagte er mit Blick auf seine berufliche Zukunft. Der Mann gab an, zwischenzeitlich erfolgreich psychiatrisch behandelt worden zu sein. Er hatte nach der Schule zunächst Maurer gelernt, das Abitur gemacht sowie Philosophie und Theologie studiert. Für eine kirchliche Ausbildung habe er sich entschieden, weil er katholisch aufgewachsen sei und „weil ich etwas für Menschen tun wollte“.

Die katholische Kirche war in den vergangenen Jahren in Deutschland wegen Missbrauchsfällen heftig in die Kritik geraten. Das Amtsgericht Bitterfeld-Wolfen hatte bereits im Mai 2011 einen katholischen Pfarrer zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Im Dezember 2010 waren auf dessen Computer rund 250 Bilder gefunden worden, auf denen sexueller Missbrauch an und zwischen Jugendlichen zu sehen war.