Veröffentlicht inPanorama

Prachtkerl prallt im ZDF-Film „Uferlos“ auf Ökotante

Prachtkerl prallt im ZDF-Film „Uferlos“ auf Ökotante

Uferlos.jpg
Foto: dpa
Rolf Lassgard und Hannelore Hoger spielen im harmlos netten ZDF-Film „Uferlos“. Sie als giftige Ökotante mit Häuschen am See im deutschen Osten, der alte Schwede als vitaler Prachtkerl mit Kippe auf der Lippe.

Essen. 

Wohl dem, der ein solches Duo beschäftigen darf. Hannelore Hoger und Rolf Lassgard, Bella Block und Kommissar Wallander als streitbare Nachbarn in einer Komödie, das klingt doch erstmal richtig gut.

Sie als giftige Ökotante mit Häuschen am See im deutschen Osten, der alte Schwede als vitaler Prachtkerl mit Kippe auf der Lippe und einem Kater, der sich als Singvogelkiller die Zeit im Garten vertreibt, das könnte wunderbar funktionieren.

Tut es allerdings nicht wirklich, denn Rainer Kaufmanns Film „Uferlos“ (Montag, ZDF, 20.15 Uhr) muss ja auch noch eine Geschichte erzählen. Und die verströmt doch eher eine provinzielle Heiterkeit, die man nach den Vorabendserien um viertel nach acht eigentlich hinter sich glaubt.

Berührende Momente

Dabei gibt es berührende Momente zwischen dieser Marlies Gottlieb und diesem Mikkel Nordergren, der das Haus nebenan vom Vater geerbt hat. Zumal Silke Zertz’ Drehbuch keine Signale aussendet, ob die beiden nach anfänglicher Beharkerei womöglich am Ende sogar ein Pärchen werden.

Der Typenkontrast ist so dicke, wie es deutsche Komödienautoren gerne stricken, aber Lassgard und Hoger spielen über die Klischees des dröhnenden Kraftpakets und der spröden Tante mit Hut und Forke locker hinweg.

Er gibt den Menschenfänger und sie die frostige Einzelgängerin, die angesichts seiner unbekümmerten Avancen langsam auftaut. Da gibt es witzige Augenblicke, etwa wenn er ihr per Minidrohne über den Zaun hinweg eine Einladung schickt oder den nächsten toten Vogel betreten in ei­nem Gummistiefel versteckt.

Aber der Rahmen erdrückt solche Szenen. Frau Gottlieb ist nämlich nicht nur eine kämpferische Naturschützerin, sie versperrt mit dem Grundstück, das sie nach der Wende übernommen hat, den Zugang zum See und will ihn auch nicht freigeben. Diese Wessis!

Damit bringt sie natürlich die Gemeinde gegen sich auf, denn die Herrschaften würden gerne baden, und der Bürgermeister (Götz Schubert), ihr Schwiegersohn, hat natürlich schon ein Freizeitzentrum und die vielen Arbeitsplätze im Sinn. Und was macht der fröhliche Schwede? Der gibt den Weg nebenan erstmal frei, denn Barrieren kennt man in seiner Heimat ja nicht.

Authentischer Fall

Das Gerangel basiert zwar auf einem authentischen Fall, nämlich den Konflikt um den Uferweg am Babelsberger Griebnitzsee. Aber Rainer Kaufmann mag sich nicht entscheiden, ob er da nun ein echtes Anliegen vertreten will im Kampf zwischen Gemeinsinn und engagiertem Einzelkämpfertum oder ob das eher eine Dorfposse werden soll. Für letzteres spricht, dass er aus den Bewohnern eine Ossitruppe macht, wie sie die Witze kurz nach der Wende bevölkerte und ihre Demoversuche im wahrsten Sinne ins Wasser fallen lässt. Die Deutschen und der Humor, das ist eben nur in Ausnahmefällen eine Liebesbeziehung.

Hannelore Hoger und Rolf Lassgard, so hört man, möchten wieder miteinander drehen. Das freut uns. Wir wünschen ihnen etwas Besseres als „Uferlos“. Sie haben es verdient.