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Polizei geht bei Schock-Anruf bei Domian von einem Fake aus

Polizei geht bei Schock-Anruf bei Domian von einem Fake aus

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148F0200DDF16F30.jpg Foto: dpa
Der Schock-Anruf bei Night-Talker Jürgen Domian gibt Rätsel auf. Ermittlungen deuten jedoch mittlerweile auf einen Fake-Anruf hin.

Recklinghausen. 

Verwirrung um den Schock-Anruf einer Frau bei der Talksendung „Domian“ im WDR, der zumindest dem Anschein nach mit Prügel ihres Lebensgefährten endete. Waren die Berichte der Frau von körperlichen Misshandlungen durch ihren Freund nur ein schlechter Scherz – oder behauptet die Frau das inzwischen nur deshalb, weil sie Angst vor ihrem Freund hat?

Was war geschehen? „Jetzt mache ich mir Sorgen, große Sorgen“, sagte Jürgen Domian in seiner Sendung in der Nacht zu Dienstag, als der Anruf der 23-jährigen Christina abrupt beendet wurde. Zuvor hatte die Anruferin mit tränenerstickter Stimme geschildert, wie ihr Freund sie immer wieder geschlagen hatte. Der WDR, auf dessen Welle 1Live der Anruf live über den Sender ging, verständigte umgehend die Polizei wegen eines möglichen Falles häuslicher Gewalt.

Die Rückverfolgung des Anrufs ergab eine in Castrop-Rauxel gemeldete Rufnummer. „Daraufhin hat es einen Polizeieinsatz bei der betreffenden Adresse gegeben“, bestätigte am Mittwoch ein Sprecher der Polizei in Recklinghausen gegenüber dieser Redaktion. Aber: „Dabei fanden die Kollegen keinen Hinweis auf häusliche Gewalt.“

Polizei geht mit hoher Wahrscheinlichkeit von Fake-Anruf aus

Mit großer Wahrscheinlichkeit habe es sich bei dem Anruf um einen Fake gehandelt, teilte der Sprecher am Mittwochabend mit. Die Beamten hätten mittlerweile mit den Eltern der Anruferin gesprochen. Diese gaben an, dass die junge Frau ihnen gegenüber eingeräumt hätte, den Anruf getätigt zu haben – aus Spaß. Mit der 23-Jährigen selbst konnten die Beamten noch nicht sprechen. „Deshalb besteht noch eine kleine Unsicherheit“, sagte der Sprecher.

Dieses Statement würde zu dem passen, was in einem Bericht der „Bild“ zu lesen ist. Das Blatt gibt an, mit der Anruferin gesprochen zu haben. Dabei habe sie behauptet, sie habe aktuell gar keinen Freund – und die Polizei sei gar nicht bei ihr, sondern mit acht Beamten bei ihren völlig überraschten Eltern gewesen. Eine Party habe sie gefeiert, dabei getrunken: „Ich habe eine Riesendummheit gemacht, es sollte eigentlich ein Spaß sein.“ Die Zeitung zitiert die Frau, die sich bei Domian als „Christina“ gemeldet hatte: „Ich bin wirklich nie verprügelt worden. Es tut mir so unendlich leid, dass sich so viele Menschen Sorgen gemacht haben.“

Damit nicht genug der Verwirrung: Denn Night-Talker Jürgen Domian widersprach seinerseits dem „Bild“-Bericht auch noch in der Nacht zu Mittwoch in seiner Sendung. Wörtlich sagte er: „Dieses entspricht nach Aussage der Polizei nicht der Wahrheit. Dieses ist frei erfunden.“ Und auf seiner Facebook-Seite schrieb Domian: „Wir machen uns also weiter Sorgen um die Anruferin und werden alles in unserer Macht stehende unternehmen, ihr zu helfen.“

Die Polizei in Recklinghausen erklärte gegenüber unserer Redaktion, aufgrund der „Bild“-Berichterstattung überprüfen zu wollen, ob es sich womöglich um Vortäuschung einer Straftat handle. Die zuständige Staatsanwaltschaft in Dortmund wollte sich dazu aber nicht äußern.

Update: In einer früheren Version des Artikels hatten wir berichtet, dass am Donnerstag und Freitag die „Domian“-Livesendungen als Reaktion auf das aktuelle Ereignis entfallen. Richtig ist: Es war bereits vorher geplant, an diesen beiden Tagen Gespräche als Wiederholungen zu senden. Wir bitten darum, den Fehler zu entschuldigen. (W.B./law)