Das ZDF zeigt am Montagabend ein bewegendes Drama um eine schwerkranke Frau: Wer „Pass gut auf ihn auf“ mit Julia Koschitz in der Hauptrolle anschaut, sollte eine Packung Taschentücher bereithalten.
Hagen.
Dieser Film hätte in den November gepasst. Dass er aber im Advent ausgestrahlt wird, macht nur umso bewusster, dass Geschichten wie diese eben nicht nur im grauen Monat des Abschieds und der Trauer spielen. Mit „Pass gut auf ihn auf“ (Montagabend, 20.15 Uhr, ZDF) rühren Regisseur Johannes Fabrick und Autorin Britta Stöckle an gewöhnlich gut verdrängten Ängsten und den Zuschauer – das als Warnung – zu Tränen.
Noch ein Tabuthema: Ehebruch
Denn man muss schon mit Schiffstauen besaitet sein, um diesen Fernsehfilm der Woche trockenen Auges zu überstehen. Vielleicht ist da noch etwas Raum für Wut, womöglich Überdruss, sonst aber sind die 89 Minuten vor allem zum Weinen. Wut, weil es hier um Ehebruch geht: um Miriam, die der Pfarrerin Lene den Mann ausgespannt hat, ganz bewusst und eher zum Spaß, wie sie zugibt. Und ebenso offen gesteht sie, dass sie ihn längst wieder verlassen hätte, wären aus der Beziehung nicht zwei weitere Kinder hervorgegangen – Ingmar hatte derer ja schon drei.
Dick aufgetragen
Überdruss, weil die Produktion zuweilen doch arg dick aufträgt. Schon in der Einstiegsszene, in der Lene von der Kanzel über Ehebruch predigt, während sich hinten ihr Ex ungesehen in die Kirche schleicht. In theatralischen Szenen wie der, in der die junge Frau der verlassenen älteren vor den Augen einer entsetzten Therapiegruppe ihre ganze Verzweiflung vor die Füße wirft. Und in allzu blutigen Momenten. Denn Miriam (stark in ihrem Kampf gegen den Verfall: Julia Koschitz) hat Bauchspeicheldrüsenkrebs. Im Endstadium, unaufhaltsam, untherapierbar. Da blutet die Patientin aus Magen und Nase, und das Publikum ist in Nahaufnahme dabei.
ARDSonst aber niemand. Miriam, die 30-Jährige, schweigt über ihr Leid, ihre Schmerzen und ihre Angst, nur der Fernsehzuschauer nimmt (An-)teil an ihrem ganz persönlichen und geheimen Abschied. Wie sie mit einer kleinen Kamera einen Film dreht für ihre gerade dreijährigen Zwillinge (die als blonde Zuckerpüppchen dem sowieso schon Schwächelnden vor dem Bildschirm zusätzlich das Herz brechen), wie sie mit ihnen am Grab der eigenen Mutter zu „Oma Wolke“ in den Himmel winkt, das ist sehr menschlich erzählt, macht aber gerade deshalb den tröstlichen Gedanken „Ist doch nur ein Film“ fast unmöglich.
Wichtig ist die Zukunft der Kinder
Ehrlich, dass die ZDF-Redaktion ihrer eigenen Geschichte eine „gänzlich absurde Entwicklung“ zuschreibt. Aber natürlich muss Miriam an die Zukunft ihrer Kinder denken und auch an die ihres Mannes, von dem sie sicher ist: „Der schafft es nicht allein.“ Also versucht sie, die tiefen Gräben zwischen ihm und Lene wieder zuzuschütten, appelliert dabei an die christliche Nächstenliebe der Pfarrerin, von Barbara Auer als patente, warmherzige Alleinerziehende dargestellt. Hat Lene nicht gezeigt, dass sie Kinder erziehen kann? Hängen die beiden nicht ohnehin noch aneinander? Und wird Ingmar (diesmal dient der belgische Akzent von Filip Peters einer schwedischen Vorgeschichte) von seinen erwachsen werdenden Kindern nicht dringend gebraucht? Die Vaterkonflikte des pubertierenden Jasper sind da ein willkommener Nebenstrang der Story.
Es kann aus diesem Drama keine Geschichte mit Happy-End mehr werden. Das beste Ende für Miriam wäre eines in Frieden. Und das zumindest ist dann wieder ein tröstlicher Gedanke für den Advent.