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Mit diesen Methoden versuchen Banken, Obdachlose aus ihren Filialen zu vertreiben

Mit diesen Methoden versuchen Banken, Obdachlose aus ihren Filialen zu vertreiben

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Sicherer Warmer Schlafplatz in Sparkassenfiliale an der Annenstrasse im Herbst und Winter. safer Warmer Roost in Savings Bank branch to the Anne Road in Autumn and Winter Foto: imago/PEMAX
Weil Obdachlose in Vorräumen übernachten, bleibt bei Münchner Banken die Kundschaft aus. Das wollen die Banken dagegen unternehmen.

München. 

Wenn die Temperaturen draußen auf unter Null fallen, machst du es dir bestimmt unter der Decke gemütlich und bist froh, wenn du nicht raus musst. Es gibt jedoch Menschen, die diesen Luxus nicht haben: Obdachlose müssen sich bei Minusgraden ihre Schlafplätze mühsam suchen.

Dabei übernachten sie nicht nur in speziell für sie eingerichteten Unterkünften, sondern weichen auch in die Vorräume von Banken aus, in denen die Geldautomaten stehen. Das sei für Banken in München ein Problem, weil sich die Kundschaft nun beschwere, berichtet die „tz“.

Obdachlose verärgern Kunden in Banken

Die Kunden klagen dem Bericht zufolge über den Bier- und Uringeruch, den die Obdachlosen verströmen. Da sie aufgrund dessen den Vorräumen nun fernbleiben würden, wollen sich die Banken etwas einfallen lassen.

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„Wir diskutieren bereits mit Polizei und Kreisverwaltungsreferat über neue Lösungen“, sagt Joachim Fröhler, Sprecher der Stadtsparkassen, der „tz“. Die bisherigen Vorkehrungen reichen offenbar nicht aus. Die Videokameras beispielsweise, durch welche der Sicherheitsdienst alarmiert wird, sobald ein Obdachloser in die Bank kommt, zeigen kaum Wirkung.

Denn kaum ist dieser vertrieben, taucht er ein paar Straßen weiter in der nächsten Filiale auf. Und die Polizei könne erst einschreiten, wenn sich Kunden oder Mitarbeiter der Bank bei ihr beschwerten. „Von selbst dürfen wir auf Privatgrundstücken allerdings nicht eingreifen“, erklärt ein Sprecher des Polizeipräsidiums.

Obdachlose wollen nicht in Unterkünfte

Die Banken suchen deshalb selbst nach neuen Lösungsansätzen. Die Sparkasse etwa habe bereits den Vorraum einer Filiale geschlossen, zwei Geldautomaten an der Außenfassade angebracht.

Berthold Troitsch, Leiter des Verein Kältebus, erklärt, warum viele Obdachlose nicht in sozialen Einrichtungen übernachten wollen: „Viele haben Gewalt und Diebstahl in den Unterkünften erlebt.“ Zudem wüssten einige gar nicht von der Existenz dieser Einrichtungen, andere hätten dort Hausverbot.

Die wirksamste Lösung, um Obdachlose von Banken fernzuhalten, wäre dann wohl, die Unterkünfte mit mehr Personal und Finanzmitteln auszustatten. So könnte dort eine Atmosphäre geschaffen werden, in denen die Betroffenen schlafen können, ohne Angst vor Gewalt und Diebstahl zu haben.

Doch auch du kannst Obdachlosen helfen – auch schon mit kleinen Gesten, wie du hier erfährst. (leve)