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„Misfits“ von der BBC – Superhelden aus der Gosse auf ZDFneo

„Misfits“ von der BBC – Superhelden aus der Gosse auf ZDFneo

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Foto: Mark Johnson
„Die Misfits“ kommen. Nein, nicht Gerburg Jahnke und Stefanie Überall. Vielmehr stammt die schräge Truppe von der BBC. Sie sind Außenseiter und Superhelden zugleich – und außerdem sehr sehenswert.

Köln. 

Sie kommen von unten, manche sogar von ganz unten. Fünf englische Jugendliche, die sich bei der Sozialarbeit kennenlernen, zu der sie verurteilt wurden. Weil sie geklaut, gedealt, geschlagen oder gezündelt haben. Bänke sollen sie streichen, als ein Unwetter über die Stadt zieht und das Quintett vom Blitz getroffen wird. Doch anstatt sie zu töten, verleiht die Elektrizität ihnen übernatürliche Kräfte. In den USA werden solche Protagonisten schnell zu Helden, die die Welt retten. In dieser britischen Serie bleiben sie „Misfits“ – Außenseiter, Unangepasste, die schon genug Probleme damit haben, ihr eigenes Leben auf die Reihe zu bringen. Und dass sie zu Beginn, wenn auch in Notwehr, einen verrückt gewordenen Sozialarbeiter töten, macht die Sache nicht einfacher.

„Misfits“ ist speziell. Die Serie bietet keine heile Welt. Sie ist dreckig, vulgär, politisch unkorrekt und spannend, zeigt viel Sex und kaum weniger Gewalt, hat viel schwarzen Humor, keine bekannten Schauspieler, aber jede Menge kantige Typen, die man im deutschen Fernsehen bisher so ähnlich nur aus den Nachmittagstalkshows der Privatsender in den 90er-Jahren kannte. Eigentlich keine Leute, für die man sein TV-Gerät einschaltet.

Für deutsche Verhältnisse bleibt manches gewagt

Sollte man aber. Denn wider Erwarten wachsen einem die Helden, die keine sein wollen, bald doch ans Herz. Da ist Simon (Iwan Rheon), der stille Außenseiter, der sich unsichtbar machen kann. Wie ein Psychopath guckt er meist, macht sich aber zumindest Sorgen um seine Mitmenschen. Oder Kelly (Lauren Socha), von schlichtem Gemüt und Intelligenz, aber mit der Fähigkeit ausgestattet, die Gedanken anderer Menschen zu lesen. Dann gibt es noch Curtis (Nathan Stewart-Jarrett), der die Zeit zurückdrehen kann, und Alisha (Antonia Thomas), die eine Fähigkeit besitzt, die man in einer solchen Serie so nicht erlebt hat. Wer immer sie berührt, will sofort Sex mit ihr. Bleibt noch Nathan (Robert Sheehan), ständig redender Lockenkopf mit einem Berg privater Probleme, der auch vom Blitz getroffen wurde, aber anscheinend trotzdem nichts besonderes kann. Menschlich wirken sie alle, sehr authentisch und trotz ihrer Kräfte doch verletzlich. Vor allem aber sind sie nie langweilig.

In Großbritannien wird die Serie demnächst mit der fünften Staffel und ein fast völlig ausgetauschten Besetzung enden. Bis dahin haben die Außenseiter Zeitreisen und Begegnungen mit Zombies oder King Kong überstanden. Ja, das ist abgedreht, meist aber sehr gekonnt gemacht. Für deutsche TV-Verhältnisse bleibt manches trotzdem ein wenig gewagt. Damit die Zuschauer sich daran gewöhnen können, zeigt ZDFneo die ersten beiden Staffeln an den kommenden beiden Wochenenden in so genannten Event-Programmierungen. Start ist am morgigen Freitag, 22 Uhr, mit den ersten drei Folgen.