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Milliardärstochter nach Mord an Hélène Pastor festgenommen

Milliardärstochter nach Mord an Hélène Pastor festgenommen

Erst war die italienische Mafia im Visier der Ermittler. Nach den tödlichen Schüssen auf die Milliardärin Hélène Pastor hat die Staatsanwaltschaft im Fürstentum Monaco 21 Verdächtige festgenommen. Unter ihnen auch engste Familienangehörige der Immobilien-Magnatin.

Nizza. 

Musste Hélène Pastor sterben, weil ihrer Tochter Sylvia der von der Mutter jeden Monat ausgestellte Scheck in einer Höhe von 500.000 Euro nicht großzügig genug erschien? Das jedenfalls ist die Vermutung der französischen Kriminalbeamten, die sieben Wochen nach dem rätselhaften Mord an Monacos Immobilienkönigin in Nizza, Marseille und Rennes zu der Festnahme von 21 Personen führte. Und zu den Verdächtigen, die laut der Staatsanwaltschaft alle „direkt oder indirekt“ in die Bluttat verwickelt sind, zählen auch Sylvia Pastor sowie ihr Ehemann Wojciech Janowski.

Das Renommee der Familie Pastor wird in Monaco nur von dem der Fürstendynastie Grimaldi übertroffen. Entsprechend groß ist der den Ministaat erschütternde Schock, als die 77-jährige Milliardärin und ihr Chauffeur Mohamed Darwich am 6. Mai nach dem Verlassen eines Krankenhauses in Nizza von Unbekannten mit einem abgesägten Gewehr niedergeschossen werden. Darwich erliegt vier Tage später seinen schweren Schussverletzungen, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Auch um das Leben der an Kopf, Hals und Brust von sechs Kugeln getroffenen Hélène Pastor kämpfen die Ärzte vergeblich. Nach sechs Operationen verstirbt sie am 21. Mai.

Ermittler verwerfen Mafia-Theorie

Die Auswertung der Überwachungskameras des Krankenhauses bringt die Kripo rasch auf die Spur der mutmaßlichen Täter. Es soll sich um zwei in Marseille lebende Komorer handeln, die Hélène Pastor unvermummt auf dem Parkplatz vor der Klinik auflauerten und dann auf einem Motorrad das Weite suchten. Doch da die Ermittler von einem Auftragsmord ausgehen, werden die beiden Männer zunächst nicht verhaftet, sondern nur beschattet. Erst am Montag griff die Polizei in der Überzeugung zu, alle Helfer und die Drahtzieher des Doppelmordes identifiziert zu haben.

Die ursprüngliche Annahme jedoch, der zufolge die italienische Mafia hinter der Bluttat stecken könnte, zerschlug sich im Laufe der Ermittlungen. Stattdessen rückten Sylvia Pastor (52) und ihr Ehemann, der polnischer Honorarkonsul in Monaco ist, in das Visier der Fahnder. Im Gegensatz zu ihrem Bruder Gildo (47), der ein enges Verhältnis zu seiner Mutter pflegte, soll sich Sylvia mit ihr zerstritten haben. Von finanziellen Differenzen ist in Polizeikreisen die Rede, Bekannte der Familie wollen es genauer wissen. Angeblich sah Sylvia Pastor den von der Mutter an ihre beiden Kinder gezahlten Anteil (eine halbe Million Euro im Monat) an den stattlichen Gewinnen des familiären Bau- und Immobilienkonzern als zu niedrig an.

Tatsächlich wollte Hélène Pastor trotz ihres hohen Altern die Verwaltung der nach ihr benannten Gesellschaft „Hélène Pallanca Pastor“ noch nicht aus der Hand geben. Ebenso energisch wie diskret zählte sie bis zuletzt zu den mächtigsten Wirtschaftsführen Monacos. Schätzungen zufolge wiegt das von Hélènes Vater Gildo während der Regentschaft von Prinz Rainier II. angehäufte Familienvermögen 19 Milliarden Euro. Es besteht hauptsächlich aus luxuriösen Mietshäusern, die in dem von Platzmangel und Wohnungsnot geplagten Fürstentum astronomisch hohe Renditen abwerfen.