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Kaiser Franz trauert um seinen Sohn Stephan

Franz Beckenbauer trauert um Sohn Stephan

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Franz Beckenbauer (Deutschland, li.) mit seinem Sohn Stefan während der ZDF Gala anlässlich seines 60. Geburtstages; Feier, Geburtstagsfeier, Vdig, quer, Stephan, Familie Gala zum 60. Geburtstag Franz Beckenbauers 2005, Fernsehgala, Geburtstagsgala, Jubiläum, München Fußball Herren Mannschaft Deutschland Gruppenbild optimistisch Randmotiv Personen Foto: imago
Trauriges Ende einer schwierigen Vater-Sohn-Beziehung: Stephan Beckenbauer wollte werden wie sein Vater. Doch der Junior scheiterte. Jetzt starb er mit 46.

München. 

Er starb, wie er lebte: Stephan Beckenbauer erlag am Samstag in München beinahe unbemerkt von der Öffentlichkeit den Folgen eines Hirntumors. Er wurde nur 46 Jahre alt. Der dritte Sohn von Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer hat das Rampenlicht so gut es ging gemieden. Er hatte werden wollen wie sein Vater. Es sollte anders kommen. Für Stephan Beckenbauer war der berühmte Familiennamen eher Fluch als Segen.

Seine Brüder Thomas und Michael haben sich aus dem Schatten von Vater Franz gelöst, den die Öffentlichkeit gern als Lichtgestalt sehen will. Thomas wurde Anlageberater, Michael Psychiater. Nur Stephan wollte nach eigenen Worten „immer nur Fußball spielen“. Er sei bewusst „in denselben Bereich“ wie Vater Franz gegangen.

Jener Tag im Februar 1994

Damit provozierte der Junior Vergleiche mit dem Erfolgssportler, dem in seiner langen Karriere beinahe alles gelang, im Vereinsfußball, ja sogar auf nationaler Ebene, ganz gleich in welcher Funktion. Stephan Beckenbauer hingegen tat sich schwer. Obwohl er rackerte – es reichte nicht. Beckenbauer jr. kickte für die Amateure des FC Bayern. In den Profi-Kader des Rekordmeisters, immerhin, schaffte er es. Zum Einsatz kam er nie.

Stephan Beckenbauer versuchte sich nach oben zu kicken. Zunächst für 1860 München in der damaligen Bayern-Liga und dann für Kickers Offenbach in der einstigen Oberliga Hessen. Dann galt der Beckenbauer-Sohn als bundesligareif. Anfang der 90er spielte er, Libero wie sein Vater, zwei Spielzeiten für den 1. FC Saarbrücken, zwölf Spiele in Liga 1 und, nach dem Abstieg, zwölf Spiele in Liga 2.

Sport-Chronisten heben den 26. Februar 1994 als besonderen Tag im Leben des Fußball-Profis hervor. In der 47. Minute gelang ihm mit dem 2:2 gegen die Stuttgarter Kickers – es war ein Auswärtsspiel – der Ausgleich und der Endstand. Es war sein einziges Profi-Tor.

Seine Karriere als aktiver Spieler beendete Stephan Beckenbauer bei den Amateuren des FC Bayern; er musste sie beenden. Eine Knieverletzung zwang ihn dazu – mit 28. „Ich hab’ nicht genau gewusst, wo es hingehen soll und mich zu sehr auf mein Talent verlassen“, gestand der mäßig erfolgreiche Sportler rückblickend der „Süddeutschen Zeitung“.

„Ich war der Buhmann für die Presse“

Er wählte den Weg, den viele Aktive nach ihrem Karriere-Ende gehen: Er wurde Trainer. Und zwar im Jugendbereich des FC Bayern. Besondere Qualitäten bewies Stephan Beckenbauer bei der Betreuung der B-Jugend, bei der Betreuung von Spielern im schwierigen Alter zwischen 15 und 17.

Die Entscheidung sollte sich als richtig erweisen. Stephan Beckenbauer entzog sich der Öffentlichkeit, vor allem den mitleidigen Blicken für einen, der es nicht geschafft hatte, mit dem berühmten Papa gleichzuziehen. „Ich war der Buhmann für die Presse“, stellte er bitter im Rückblick fest. Der neue Job jenseits großer Arenen brachte ihm den Seelenfrieden. „Ich bin froh, in die Stadt gehen zu können und nicht alle drei Meter angesprochen zu werden.“

Schweinsteiger twitterte Beileid

Über seine Erfolge freute sich der verheiratete Vater dreier Kinder im Stillen. So erkannte er früh das überragende Talent von Bastian Schweinsteiger. Der Neuzugang bei Manchester United hat das nicht vergessen. Als ihn die Todesnachricht seines früheren Förderers erreichte, twitterte er postwendend sein Beileid.

Auch der FC Bayern dankte dem verstorbenen Jugendtrainer mit dem üblichen Fußball-Ritual. Beim Supercup-Spiel gegen den VfL Wolfsburg trugen die Spieler schwarze Trauerbinden.